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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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gehört«, sagte ich dann wie im Traum und sah aus dem Augenwinkel, wie die junge Frau neben mir lächelte.
    Er stampfte mit dem Fuß auf und ballte die Hände ebenfalls zu Fäusten. Die Hößer hinter ihm riefen durcheinander; ich hörte einen davon sagen: »Gib schon nach!«
    Er biß sich auf die Lippen und funkelte die Männer zornig an. Aber seine Schultern sanken herab; er wußte, daß er verloren hatte. Er drehte sich wieder um.
    »Ihr seid ein zäher Geschäftspartner«, sagte er zu mir, aber der Blick, den er der Frau neben mir zuwarf, verriet, für wen das Kompliment eigentlich gedacht war. Sie lachte hell auf, kramte in der kleinen Tasche an ihrem Gürtel und holte ein paar glänzende Münzen daraus hervor. Bevor ich einschreiten konnte, hielt sie sie dem Flößer entgegen.
    »Betrachtet das als Spende für die Gilde«, sagte sie. »Bestimmt gibt es Waisen, die auf Eure Unterstützung angewiesen sind.«
    Ich spürte, wie es heiß in mir emporstieg. Sie hatte mich mit all ihrer Raffinesse übertölpelt wie einen kleinen Jungen; ebenso den Sprecher der Flößer, der die Münzen mit einem verlegenen Grinsen entgegennahm. Was immer sie von mir wollte; nun stand ich zumindest in ihrer Schuld. Ich funkelte sie an, und sie wurde ernst und trat ein paar Schritte beiseite. Sie öffnete den Mund, aber was sie sagte, wurde von dröhnendem Getrappel auf der hölzernen Isarbrücke verschluckt. Ich drehte mich um und sah eine Gruppe von mehreren Pferden mit zwei Reitern über die Brücke sprengen und auf die Kiesbank herunter traben. Einer der beiden Reiter war Jörg Tannberger. Ich warf der jungen Frau noch einen Blick zu, dann eilte ich ihm entgegen. Sie folgte mir zögernd nach.
    Ich hob die Hand, und Tannberger hielt an. Er warf meiner Begleiterin einen erstaunten Blick zu, dann beugte er sich eifrig über den Rücken seines Pferdes zu mir herunter.
    »Ich – wir – haben uns mit den Flößern einigen können«, sagte ich grimmig. »Die Kerle lagern dort drüben. Geh du schon vor und erkläre ihnen im einzelnen, worum es geht. Von mir haben sie nur einen Überblick bekommen.«
    Er fragte nicht, was ich in der Zwischenzeit zu tun gedachte. Er nickte nur knapp und trieb seine kleine Herde wieder an. Ich sah ihm hinterher. Sein Verhalten gefiel mir; er hatte sogar den Pferdeknecht mitgenommen, um mit seinem halben Dutzend Pferde ohne Verzögerungen zur Floßlände zu kommen. Ich selbst hätte es nicht besser machen können.
    Ich drehte mich mit einem Ruck zu der jungen Frau um, die die Hände vor dem Schoß übereinandergelegt hatte und mich ruhig ansah.
    »Wer seid Ihr?« fragte ich heftig.
    »Mein Name ist Jana Dlugosz«, erwiderte sie. »Euer Name ist...«
    »Wie mein Name lautet, weiß ich«, unterbrach ich sie unwirsch. » Was seid Ihr?«
    »Ich bin die Zofe von Gräfin Jagiello.«
    »Hört auf damit«, brummte ich. »Ihr gebt beileibe nicht das Bild einer Zofe ab.«
    »Wenn es danach ginge«, sagte sie fröhlich, »wäret auch Ihr nicht, was Ihr seid, denn Ihr gebt manchmal beileibe nicht das Bild eines Kaufmanns ab.«
    Ich schluckte es, aber es weckte meinen Zorn.
    »Warum habt Ihr Euch vorhin eingemischt?« zischte ich.
    »Hätte ich es nicht tun sollen? Es hat sich doch alles zum Guten für Euch gewandt.«
    Ich brachte mein Gesicht in die Nähe des ihren. Ich roch den leichten Duft von frischen Äpfeln, der ihr Parfüm zu sein schien, aber ich beschloß, mich nicht davon beeindrucken zu lassen.
    »Ihr seid nicht, was Ihr zu sein vorgebt«, sagte ich leise. »Ich weiß nicht, was Ihr vorhabt, und ich weiß vor allem nicht, warum Ihr Euch für mich interessiert.«
    »Natürlich wißt Ihr es«, erwiderte sie scharf. Ich zuckte zurück.
    Sie seufzte und schien einen Moment nachzudenken. Etwas veränderte sich in ihrem Gesicht, als sei sie zu einem Schluß gekommen. Sie nickte.
    »Ich will es Euch so erklären«, sagte sie. »Ihr habt vorgegeben, mit meinen Landsmännern in der Vorausdelegation Geschäfte abschließen zu wollen, entgegen eines Verbots, das von Eurer Stadt erlassen wurde. Kein Kaufmann, der seine fünf Sinne beieinander hat, würde jedoch auf die Idee kommen, mit einem Haufen verschuldeter Raufbolde in Rüstungen Handelsbeziehungen anzuknüpfen. Als ich Euch darauf ansprach, habt Ihr Euch in die Ausrede geflüchtet, Ihr hättet eigentlich mit der Gräfin Jagiello in Verbindung treten wollen; immerhin der Nichte von König Kasimir. Ich sage Euch nun, daß ich auch das für eine Lüge halte. Ich

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