Der Turm der Könige
Buchform verkaufen könnten. Da dies für sie wirkliches Neuland war, forderte sie die Hilfe eines erfahrenen Buchbinders an, der, groß und massig, aus Deutschland anreiste. Er brachte einen ungesunden, perlmuttfarbenen Hautton mit, der sich bald durch die südliche Sonne rötlich färbte, wie auch durch die Anstrengung, die es ihn kostete, das gelispelte Spanisch der Druckergesellen zu verstehen, während er sich bemühte, ihnen haarklein zu erklären, wie man das Rinds-, Ziegen- oder Schweinsleder bearbeiten und einfärben musste, damit es zart und weich wurde wie ein Babypopo.
»Der perfekte Einband für ein Buch«, sagte er mit seinen kehligen »R«. »Wenn das Leder gefärbt ist, kann man es mit Goldprägungen im plateresken Stil versehen. Oder auch mit Arabesken, wenn man das Buch für bedeutend genug hält und ihm einen kostbaren Anstrich geben will.«
Aber Julia erklärte ihm, dass sie keinesfalls die Absicht habe, ihre Bücher in Leder zu binden, da sie es für geschmacklos halte, wenn die Leute Tierhäute in ihren Regalen stehen hätten.
»Was ich vorhabe, ist, Bücher in Samt und Moirée zu binden«, erklärte sie ihm. »Stoffe, die auf den Schiffen aus dem Orient kommen und nach Sandelholz und Gewürzen duften. Und wenn man die Kosten niedrighalten muss, in farbig verzierten Karton. Ist das möglich?«
»Nun ja …« Der Deutsche kratzte sich zögernd am Kinn. »Man könnte Perkalin verwenden. Das ist eine Art Futterstoff, den es in verschiedenen Farbtönen gibt. Er hat eine Rückseite und eine glänzende Seite. An der Unterseite bringt man den Leim an, um ihn mit dem Karton zu verbinden, die glänzende Seite kommt nach außen …«
»Perfekt«, unterbrach ihn Julia. »Beginnen Sie unverzüglich damit, meinen Angestellten zu zeigen, wie es geht«, schloss sie und verabschiedete ihn mit einer Handbewegung, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Sie war sich sicher, dass Cristóbal in der Nähe war, um dem Buchbinder zu zeigen, wo die Unterweisung stattfinden sollte, und alles Übrige zu veranlassen.
Der Druckermeister hatte die Neuerungen in der Werkstatt genutzt, um sich in Julias Schatten zu verwandeln. Er war ihr größter Bewunderer. Er verpasste kein Wort von dem, was sie sagte, suchte nach Lösungen für sämtliche Probleme und schlug sich mit den übrigen Druckern der Stadt herum, die durch die Erweiterung des Geschäfts der Konkurrenz ihre Felle davonschwimmen sahen.
»Ihre Ideen sind hervorragend, Señora«, erklärte Cristóbal mit begeistertem Blick. »So vorausschauend, klug und einfallsreich. Wären Sie ein Mann, sie säßen schon im Stadtrat und würden Ordnung in dieses heruntergekommene Nest bringen.«
Wenn sie eine Maschine an einer bestimmten Stelle haben wollte, stellte er sie dort auf. Er übernahm es, wenn ein Angestellter entlassen werden sollte. Wenn die Rechnungsbücher nicht stimmten, blieb er bis spät in die Nacht und wälzte Zahlen um Zahlen. Er war überzeugt, dass Julia irgendwann erkennen würde, dass es ein schrecklicher Fehler gewesen war, diesen Freibeuter zu heiraten, der mehr mit diesem albernen Spiel auf dem schwarz-weißen Brett beschäftigt war, das im Salon des Hauses stand, als mit einträglichen Geschäften.
Tatsächlich war Schach das Einzige, wofür León sich zu interessieren schien. Er nahm die neuen Geschäftsideen seiner Frau zum Anlass, um die Herausgabe von Werken wie
Über die Erfindungsgabe und Spielkunst des Schachs
von Ruy López,
Das sittliche Schachspiel
von Jean Ferron oder
Von der Liebe und der Kunst des Schachspiels
vorzuschlagen, in dem ein Student aus Salamanca namens Lucena die Tücken der Liebe mit jenen des Spiels verglich. Zu Julias Überraschung waren es allesamt Verkaufsschlager.
Darüber hinaus mischte sich León jedoch nicht in die täglichen Belange der Druckerei ein, und Cristóbal fasste ein Fünkchen Hoffnung. Er blieb beharrlich und hoffte tief in seinem Innersten auf jenen entscheidenden Moment, da Doña Julia ihm gestehen würde, dass er der Mann sei, den sie in Wahrheit immer geliebt habe. Er hatte keine Angst mehr, dass León ihm seine Stellung streitig machen könnte, denn er war davon überzeugt, dass dieser Gauner, der ihm die Frau seiner Träume geraubt hatte, nicht im Geringsten darauf vorbereitet war, sich um die Belange der Druckerei zu kümmern. Er hielt ihn für einen Taugenichts, der nicht in der Lage war, die Erwartungen seiner Frau zu erfüllen, vor allem in dem Bereich, der ihr am wichtigsten zu
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