Der Turm der Könige
nicht in der Lage, den Gegner zu besiegen. Der König sah sich gezwungen, Waffenstillstand zu schließen und seine Eroberungspläne in diesem Gebiet aufzugeben. Und dann erhielt er einen weiteren Brief.
1248. Eroberung von Sevilla. Kd2++
1262. Eroberung von Niebla. Sa4++
1270. Siebter Kreuzzug. Txf1++
1271. Krak des Chevaliers. e2
1279. Belagerung von Algeciras. Lc7++
Christen: 2 Muslime: 3
Alfons der Weise war am Boden zerstört. Soeben war sein Erstgeborener, der die Krone erben sollte, unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Gebrochen vom Schmerz, hatte er gegen das Gesetz seinen Enkel zum Thronfolger bestimmt. Als großer Förderer von Kultur und Wissenschaften hielt er seinen zweitältesten Sohn Sancho nicht für würdig, die Krone zu erben. Der Junge hatte sich nie für dergleichen interessiert, er konnte nicht lesen und schreiben, verachtete die Muslime und hatte einen Hang zur Prahlerei.
Sancho fühlte sich hintergangen und missachtet und beschloss, sich mit einigen Adligen zu verbünden. Er überzeugte sie davon, dass sein Vater als König unfähig sei, mit harter Hand zu regieren. Er sei damit beschäftigt, Übersetzerschulen zu gründen und Gedichte zu schreiben, anstatt gegen den muslimischen Feind zu kämpfen, der bei jeder Unachtsamkeit versuchen würde, die verlorenen Gebiete zurückzugewinnen.
Und so musste Alfons der Weise im Jahr 1282 überrascht mitansehen, wie sich sein eigener Sohn gegen ihn erhob. Er stand mit dem Rücken zur Wand und beschloss, um eine Unterredung mit dem marokkanischen Sultan Aben Yussef zu ersuchen und diesen um Hilfe zu bitten. Zu seinem großen Leidwesen musste er gegen seinen eigenen Sohn vorgehen, was er mit dem berühmt gewordenen Satz rechtfertigte: »Wenn meine Söhne zu Feinden werden, ist es nicht verwerflich, wenn ich meine Feinde als Söhne betrachte.«
Aben Yussef stimmte einer Unterredung zu. Er bewunderte den kastilischen König, weil er ein beherzter Kämpfer war, der die Eroberungspläne seines Vaters wiederaufgenommen hatte, aber dennoch in der Lage war, seine Vorurteile beiseitezulassen und sich für die Verständigung beider Völker einzusetzen. So ließ Alfons die Bibel, den Koran, den Talmud, die Kabbala und die aus Indien stammende Fabelsammlung
Kalila und Dimna
ins Spanische übersetzen.
Die beiden Monarchen trafen sich in Zahara, damals eine bedeutende Grenzstadt des Nasridenreichs. Die Begegnung fand in einer grünen, blühenden Ebene statt. Ein blauer, goldbestickter Baldachin, der vom Bazar in Bagdad stammte, schützte sie vor der sengenden Sonne. Auf einer Abbildung dieses Treffens im
Buch der Spiele
sieht man, wie beide Herrscher auf seidenen Daunenkissen vor einem Schachbrett sitzen. Aben Yussef ist als ehrwürdiger Greis mit weißem Bart dargestellt, doch sein Alter hatte seinem scharfen Verstand nichts anhaben können.
So trafen die zwei Herrscher ein für beide Seiten vorteilhaftes Abkommen: Alfons X. würde Aben Yussef eine bedeutende Menge kastilischer Rinder übersenden, um die nasridische Viehzucht zu verbessern. Im Gegenzug würde der Sultan ihm gegen seinen aufständischen Sohn zur Seite stehen und ihm einige in arabischer Sprache verfasste Bücher zukommen lassen, die vom Wissen seines Volkes handelten, das den kastilischen König so sehr interessierte. Der gelehrte Herrscher konnte nicht ahnen, dass sein Sohn Sancho ebendiese Bücher später in Jerez finden und sie dazu nutzen würde, seine Anhänger darin zu bestärken, dass sein Vater ein Verräter sei, der sich mit den Muselmanen gegen sein eigenes Volk verbünde.
Die beiden Herrscher nutzten das Treffen auch, um über die Schachpartien zu sprechen. Beide hatten die umstrittenen Botschaften erhalten, in denen versucht wurde, die bereits gespielten Partien in Beziehung zu tatsächlichen Schlachten zu bringen. Sie schworen bei ihrer Ehre, dass keiner von beiden etwas mit der Sache zu tun habe. Sie kamen überein, dass die Regeln des Spiels und das Vertrauen beider Seiten nur auf dem beigefügten Dokument des Kapitulationsvertrags beruhen sollten, das von beiden Monarchen unterschrieben war. Das waren die tatsächlichen Bedingungen des Abkommens.
Daraufhin beschloss Alfons der Weise, das Dokument in der Komturei San Juan de Acre in seinem treuen Sevilla in Sicherheit zu bringen. Beide wussten, dass die anonymen Schreiben gefälscht waren und es in Wahrheit unentschieden stand. Sie mussten also einen Ort und eine Zeit ausmachen, um die alles
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