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Der Turm der Könige

Der Turm der Könige

Titel: Der Turm der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nerea Riesco
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uns anlügen. Sie warten nur darauf, dass unsere Wachsamkeit nachlässt, um uns unser Land zu stehlen und erneut ein Al-Andalus daraus zu machen. Selbst dass diese Ungläubigen uns die Giralda wegnehmen wollen, ist ihnen gleichgültig!«
    »Was für Dummköpfe«, bestätigte Cristóbal. »Die Giralda gehört uns.«
    »Der herrlichste aller Türme ist ihr höchstes Ziel. Aber dieser Turm wurde von Christen erbaut. Sogar sein Name ist christlich.« Der »Alte Weise« hob theatralisch den Zeigefinger, um dann zu dozieren: »Der Name Giralda kommt von dem Giraldillo, der Windfahne mit der allegorischen Darstellung des Glaubens, von der der Turm gekrönt wird. Des christlichen Glaubens, selbstverständlich.«
    »Ohne Frage.« Es entstand ein kurzes Schweigen. »Ein Glück, dass es Leute gibt, die sich unserer Sache annehmen«, sagte Cristóbal dann.
    Der Druckermeister hatte plötzlich das unangenehme Gefühl, dass der »Alte Weise« ihn mit Herablassung ansah. Ganz so, als stoße ihm die Bemerkung unangenehm auf und als halte er ihn nicht wirklich für einen Teil seiner erlauchten Gruppe. Dass der Schreiber einen der Bauern vom Schachbrett nahm und ihn fest mit seiner Faust umschloss, trug auch nicht dazu bei, Cristóbals Unbehagen zu lindern.
    »Die Sache ist die …« Fernando Álvarez schien noch immer seinen Gedanken nachzuhängen. »Wir brauchen dich noch einmal, Cristóbal.«
    »Ich stehe ganz zu Eurer Verfügung.«
    »Seine Majestät Karl  III . hat sich an uns gewendet. Der Maure hat ihm von der Wette erzählt und mit der Dreistigkeit, die seinem Volk eigen ist, eine gefälschte Liste von Resultaten vorgelegt, aus denen dieses als Sieger hervorgeht.« Die Miene des »Alten Weisen« verfinsterte sich. »Bevor er sich an diese Schwachköpfe vom Malteserorden wendet, wollte der König in Erfahrung bringen, ob uns etwas darüber bekannt sei. Schließlich war unser Orden bei der Einnahme Sevillas und der Unterzeichnung des Kapitulationsvertrags ebenfalls zugegen gewesen. Wir erklärten ihm, dass dieser Pakt eine riesige Dummheit gewesen sei. Aus genau dem Grund hätten unsere Brüder sich damals geweigert, Zeugen dieses ungeheuerlichen Vorgangs zu werden, und das Zelt verlassen, in welchem der Vertrag unterzeichnet wurde. So waren nur die Mitglieder des Malteserordens zugegen gewesen. Sie hatten sich bereiterklärt, dieses Narrenspiel fortzuführen. Darüber hinaus teilten wir dem König mit, dass die Liste der gespielten Partien verdächtig an eine Auflistung der Schlachten zwischen Mauren und Christen aus den Jahren nach der Einnahme von Sevilla erinnert …« Der Mann verstummte, als er daran dachte, welche Rolle sein Orden bei dieser gefälschten Liste gespielt hatte. Die Strategie, die vor Jahrhunderten nützlich und klug erschienen war, richtete sich nun gegen sie.
    »Und was hat der König geantwortet?«
    »Er ist nicht bereit, wegen einer Wette, von der er noch nie gehört hat, den Frieden in seinem Land aufs Spiel zu setzen. Aber da er auf eine Vertragsunterzeichnung mit dem Sultan von Marokko angewiesen ist, hat er dem Botschafter versprochen, sich diesen Pakt genau anzusehen, sofern das Dokument gefunden werden sollte, das die Bedingungen festhält und auch die Auflistung der gewonnenen und verlorenen Partien.«
    »Doch niemand weiß, wo es ist.«
    »In der Tat, mein lieber Cristóbal, und das muss auch so bleiben. Der König hat uns gebeten, alle Bewegungen der Mitglieder des Malteserordens genau zu beobachten. Offenbar haben diese dem Mauren versprochen, das fragliche Dokument samt den Zusatzvereinbarungen zu finden. Sollte es ihnen gelingen, stünde Karl  III . in der Pflicht, sein Wort zu halten. Der König persönlich hat uns damit beauftragt, es zu vernichten, bevor es zu spät ist, und dabei mit äußerster Diskretion vorzugehen. Er will die Mauren nicht brüskieren, jetzt, da er sie braucht. Er wird sich schon seine Gedanken machen, wie er aus all dem wieder herauskommt, ohne unsere kostbarsten Besitztümer aufs Spiel zu setzen.«
    »Natürlich.«
    »Wir werden nicht zulassen, dass sie uns die Giralda entreißen«, stellte der »Alte Weise« klar.
    »Keinesfalls.«
    »Dass die Muslime über siebenhundert Jahre lang unser Land besetzt hielten, verleiht ihnen heute keinerlei Ansprüche …«
    »Mitnichten.«
    Fernando Álvarez seufzte schwer.
    »Wir müssen das Dokument vor ihnen finden und sind auch gerade dabei, aber …« Er seufzte erneut. »Aber falls die Malteser es finden und es zu dieser

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