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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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oder?»
    Sophie sah sie finster an. «Warum erzählt dieser Mann seine Geschichte nicht einfach der Polizei?»
    «Weil er sie eben lieber
mir
erzählt hat.»
    «Als würde er Sie ganz genau kennen», sagte Sophie verdrießlich.
    «Und ganz gleich, was er behauptet, Amy
hat
gelogen. Sie hat gesagt, als Erste wäre Jane zu ihr gekommen, um sie in diesen Zirkel zu locken – Jane, nicht Layla. Außerdem hat sie versucht, mich anzuschwindeln, als ich zu ihr nach Hause gefahren bin und ihre Eltern beim Einkaufen waren. Wir wissen also, dass Amy sehr wohl Lügen erzählt.»
    «Aber dieser Selbstmordversuch   … warum hat sie das getan?»
    «Na ja, David Shelbone meinte, sie habe unter Druck gestanden», sagte Merrily. «Aber es war klar, dass er nicht näher darauf eingehen wollte. Ich glaube nicht – und das macht mir wohl am meisten Sorgen – ich glaube nicht, dass er weiß,
warum
sie es getan hat.»

32   Die große Lüge
    «Du glaubst doch wohl nicht, dass du
mir
Angst machen kannst, Watkins», sagte Kirsty. «Ist mir scheißegal, mit wem du geredet hast. Das Schuljahr ist vorbei. Und nach den Sommerferien wollen sie in der Schule sowieso nichts mehr von dieser Sache hören. Abgesehen davon gehe ich vielleicht gar nicht weiter hin. Hab mich noch nicht entschieden. Könnte sein, dass ich genug vom Lernen hab.»
    Sie lehnte sich an einen der Traktorreifen, streckte die Beine aus und fächelte sich mit der Baseballmütze Luft zu. Jane fand, dass sie wirklich ekelhaft eingebildet aussah.
    «Vor ’n paar Monaten ist mir aufgegangen, wie das läuft. Man macht seinen Abschluss, geht zur Uni, kriegt einen Scheißjob in einer hässlichen Großstadt, und dann ackert man zwanzig Jahre, damit man mit seinen Kindern aufs Land ziehen kann. Ist doch voll bescheuert, oder?»
    «Stimmt», sagte Eirion, «aber   …»
    «Ja, ich weiß, die blöde Amy Shelbone.» Kirsty schloss die Augen in einer Art erschöpfter Geringschätzung. «Warum hältst du dich nicht einfach da raus, Watkins? Die ist doch neurotisch. Hat angeblich versucht sich umzubringen, hat aber nicht geklappt. Nach einer Stunde Magenauspumpen oder Kotzen, ist ja auch egal, wird sie das bestimmt nicht gleich nochmal probieren, die dumme, unfähige Kuh.»
    Jane sah das stämmige Mädchen an, das im Heu vor ihr saß. Der andere Typ hatte sich verdrückt. Kirsty brauchte keine Hilfe, sie war vollkommen autark, außerdem gehörte ihrer Familie dieses Land hier. Aber abgesehen von dem Traktor und dem Gedröhne von Massive Attack aus der Führerkabine hätte die Szene genauso gut ein paar Jahrhunderte früher spielen können.
    «Die haben überall rumgefragt», sagte Jane. «Und es ging nicht um dich oder Layla, sondern um mich, okay? Ich bin die Einzige, deren Namen sie genannt hat, zum Beispiel ihrem Arzt oder der Polizei und so weiter.»
    Jane wusste nicht, ob Amy abgesehen von ihren Eltern noch jemandem von ihr erzählt hatte, aber sie musste erreichen, dass Kirsty sich persönlich angesprochen fühlte.
    «Is ja schlimm», sagte Kirsty. «Los, verpetz uns doch bei Morrell.»
    «Was soll das bringen? Du hast ja selber gesagt, dass er nichts mehr von der Sache wissen will. Das Schuljahr ist vorbei. Aber ich werde garantiert nicht den Scheiß ausbaden, den du mit Riddock gebaut hast, das kannst du mir echt glauben. Ich gehe damit zur Presse. Hast du schon mal was von Bella Ford von Radio Hereford and Worcester gehört?»
    «Nö.»
    «Tja, das ist eine Freundin von mir, und ich fahre heute Abend zu ihr rüber, und dann erzähl ich ihr, wie du zusammen mit Riddockdie kleine Shelbone so lange gemobbt und terrorisiert hast, bis sie versucht hat, sich ins Jenseits abzusetzen.»
    Kirstys Augenlider zuckten leicht.
    «Glaub’s mir lieber», sagte Jane drohend.
    «Ich hör sowieso bloß Radio One», sagte Kirsty. «Also geht es mir echt am Arsch vorbei, was woanders läuft.»
    «Na gut.» Jane zuckte mit den Schultern. «Dann hörst du’s eben nicht.»
    «Und warum erzählst du mir das eigentlich überhaupt?»
    «Weil ich nicht zu den Leuten gehöre, die irgendwas hintenrum machen. Ich wollte dir einfach sagen, warum ich es mache, das ist alles.»
    «Und dich darauf vorbereiten, dass die Radio-Leute dich vielleicht anrufen, damit du einen Kommentar oder so dazu abgeben kannst», warf Eirion ein. Mit seinen Reporter-Ambitionen und seinem Vater, der seine Finger bei BBC Wales, HTV und dem walisischsprachigen Sender S4C drin hatte, wusste Eirion ziemlich viel darüber, wie es bei

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