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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Radio und Fernsehen lief. «Das müssen sie nämlich machen, damit du Gelegenheit hast, deine Seite der Geschichte zu erzählen.»
    «Dann sag ich ihnen eben, sie sollen sich verpissen.»
    «Klar, kannst du machen. Ist manchmal sogar einfacher für sie, wenn du einen Kommentar ablehnst. Sie müssen dir einfach nur eine Gelegenheit geben.»
    Jane sagte: «Es ist bloß so, weißt du, dass ich irgendwie ein schlechtes Gewissen wegen dir gekriegt hab. Ich hab gedacht, dass du vielleicht viel weniger schuld bist als Layla, und da wollte ich dir einfach sagen, was ich vorhabe. Und das hab ich jetzt gemacht. Also   … gehen wir wieder.»
    Sie drehte sich um. Es wurde sowieso langsam viel zu heiß auf diesem Feld, beinahe, als ob das feuchte Heu die ganze Sonnenenergie anzöge.
    Eirion zog die Autoschlüssel aus der Hosentasche.
    Kirsty setzte sich auf. «Du bist echt total
bösartig
für eine Pfarrerstochter, weißt du das?»
     
    Nach weniger als zehn Minuten konnte man mit dem Auto vom Zentrum Herefords aus mitten in der Natur sein. Es gab nicht mehr viele Städte, in denen das so war, und so wie sich alles entwickelte, dachte Merrily – wie beinahe jedes Mal, wenn sie aus der Stadt hinausfuhr   –, würde es in Hereford bald genauso sein wie überall. Ungezügelter Größenwahn, verkleidet als unentbehrliches Wirtschaftswachstum.
    Stadträte auf dem Egotrip und skrupellose Bauherren.
    Allan Henry.
    Sophie stellte den Saab halb auf dem Randstreifen ab. Sie waren etwa einen Kilometer außerhalb der verstreut liegenden Häuser des Dorfes Canon Pyon auf einem niedrigen Hügel. Die Straße war ruhig und führte von dem Hügel hinunter in ein Wäldchen. An seinem Fuß wurde die Sonne von den riesigen Panoramafenstern eines langgestreckten Anwesens aus Backstein zurückgeworfen, das in so vielen Ebenen gebaut war, dass es aussah, als würde es in einer Kaskade den Hügel hinabfließen.
    Möglicherweise war die Stelle, an der sie jetzt standen, die einzige, von der aus man eine gute Sicht auf Allan Henrys Haus hatte. Kurz hinter der ersten Baumreihe verlief eine Mauer, die etwa zwei Morgen Gartengelände einschloss. Vermutlich gehörte Allan Henry auch der Grund zwischen der Mauer und der Straße oder auch der gesamte Hügel.
    «Was machen wir jetzt?» Merrily wollte eine Zigarette rauchen, aber Sophie hatte einen Nichtraucher-Aufkleber am Armaturenbrett, und der war ernst gemeint.
    «Ich denke, das hängt davon ab, wie stark Sie Allen Henry indiese Sache verwickelt glauben», sagte Sophie. «Ich persönlich würde am liebsten nicht mal aus dem Auto steigen.»
    «Denken wir noch einmal nach. Wenn wir annehmen, dass David Shelbone ihn Hunderttausende Pfund kostet, womöglich sogar Millionen – wenn beim Barnchurch-Projekt nämlich die Umgehungsstraße von Hereford vorbeiführt, ist der Baugrund buchstäblich Gold wert   –, dann könnte er schon ein bisschen frustriert sein, oder? Vielleicht sogar so sehr, dass er   … es ist schließlich schon für weniger gemordet worden, oder? Für viel weniger.»
    Sophie nickte. «Dieser Gedanke kann einem wirklich Angst machen. Und genau deshalb würde ich an Ihrer Stelle gar nicht erst aussteigen.»
    «Also   … nachdem Allan Henry klar ist, dass es ernsthafte Konsequenzen haben könnte, wenn er jemanden ermordet, sucht er nach einer anderen Möglichkeit, einen bescheidenen, anständigen, gottesfürchtigen Mann auszuschalten, dem er auch mit Bestechung nicht beikommt. Und was bedeutet Shelbone im Leben am meisten?»
    «Seine Familie», sagte Sophie zögernd. «Seine Frau, seine Tochter   … und seine Religion.»
    « Adoptierte
Tochter. Ursprünglich ein Pflegekind, das die Shelbones unter sehr schwierigen Umständen bei sich aufgenommen haben. David Shelbone mag ja glauben, dass Amys Herkunft ein Geheimnis ist, aber bestimmt kennt eine ganze Reihe Leute innerhalb und außerhalb der Sozialfürsorge die Geschichte – einschließlich solcher Leute, die irgendwann in den Stadtrat gewählt wurden.»
    «In manchen Kreisen ist es vermutlich ein offenes Geheimnis», stimmte Sophie zu. «Es wäre kein Wunder, wenn das Ganze über ein paar Stadträte bis zu Allan Henry gedrungen wäre.»
    «Dessen Stieftochter in dieselbe Schule geht wie Amy.»
    «Und genau da wird es mit Ihrer Theorie schwierig, Merrily.»
    «Aber wenn man einmal davon ausgeht, dass Allan Henry seine Stieftochter irgendwann nach Amy Shelbone gefragt und von Layla gehört hat, Amy wäre so eine zimperliche,

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