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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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schon so weit mit ihr gekommen?
    ‹HÖR AUF DAMIT!›, untersagte sich Jane diese Gedanken.
    Ein Typ stand hinter dem Tor, gerade noch in dem Bereich, der von den Scheinwerfern beleuchtet wurde. Ein bulliger Typ mit Lederjacke und Jeans.
    Das Hupen brach ab, und die plötzliche Stille wirkte merkwürdig erschütternd. Mr.   Shelbone stieg aus und stellte sich neben den Renault. Seine Gestalt hob sich vor den Scheinwerfern als schlank aufragende Silhouette ab.
    «Ich möchte mit Allan Henry sprechen.» Seine Stimme klang rau und brüchig.
    «Wir haben Bürozeiten», sagte der Typ mit der Lederjacke. «Sie können morgen Vormittag anrufen und wie jeder andere einen Termin ausmachen. Und jetzt gehen Sie.»
    «Sagen Sie Allan Henry, dass ich ihn
jetzt
sprechen will. Sagen Sie ihm, dass ich Shelbone heiße.»
    «Haben Sie eine Ahnung, wie spät es ist?»
    «Sagen Sie ihm, wenn er nicht rauskommt, bleibe ich hier die ganze Nacht stehen und drücke pausenlos auf die Hupe.»
    «Das werden Sie ganz bestimmt nicht tun. Wenn Sie nämlich nicht in zwei Minuten verschwunden sind, rufe ich die Polizei.»
    «Wer sind Sie überhaupt?»
    «Der Gärtner. Wissen Sie eigentlich, dass es verboten ist, nach Einbruch der Dunkelheit zu hupen? Und jetzt steigen Sie wieder in Ihr Auto und fahren Sie weg, bevor ich sauer werde.»
    Klar, dieser Typ sah so richtig nach Gärtner aus. Und zwar nach dem Typ Gärtner, der Leute unter die Erde brachte, als wären sie Tulpenzwiebeln.
    Mr.   Shelbone ging zurück zu seinem Auto, wie es ihm gesagt worden war – und drückte wieder auf die Hupe. Das Geräusch erfüllte die Nacht wie ein wild gewordenes Martinshorn. Jane bekam ein bisschen Angst. Wenn diese Aktion von ein paar betrunkenen oder bekifften Kids käme, wäre es ihr egal, aber das hier waren ruhige, extrem christliche Vorstadtbürger, und sie glaubten, Henry und seine Stieftochter hätten ihnen ihr über alles geliebtes Kind weggenommen.
    Und inzwischen glaubte Jane das beinahe selbst, auch wennes eigentlich keinen Sinn ergab. Es war eine Sache, wenn der Gedanke, tatsächlich mit dem Geist von Amys ermordeter Mutter Kontakt aufnehmen zu können, Layla anmachte, aber es war etwas ganz anderes, die Kleine zu entführen. Und wenn sie Amy hierhergebracht hatte, dann musste Allan Henry doch etwas davon wissen, oder?
    Ein Arm legte sich um ihre Taille. Sie schrie auf.
    «Schhh!»
    «Irene!»
    «Nicht so laut,
Cariad .»
Er zog sie weiter hinter den Rhododendron.
    «Cariad?»
    «Walisisches Kosewort. Was passiert da gerade?»
    «Das weiß ich auch. Sie wollen mit Allan Henry reden. Der Typ da behauptet, er wäre der Gärtner. Wer’s glaubt. Wo hast du das Auto hingestellt?»
    «Ein Stück die Straße runter ist eine kleine Lichtung. Ich habe gewendet und dort unter ein paar Bäumen geparkt.» Jane hatte das Gefühl, dass er die Situation jetzt, wo Gwennans Auto in Sicherheit war, beinahe genoss. «Das ist verboten, dieser Krach, den er da macht», sagte Eirion. «Hergefahren ist er so hyperkorrekt, als hätte er Führerscheinprüfung, und jetzt   …»
    «Das weiß er. Der Gärtnertyp hat ihm gerade gedroht, die Polizei zu rufen. Aber das hat Shelbone kein bisschen gestört.»
    «Vielleicht
will
er ja, dass sie die Polizei rufen. Vielleicht ist ihm klar geworden, wie lange es dauern würde, bis er ernst genommen wird, wenn er selbst zur Polizei geht und verlangt, dass sie wegen Amys Verschwinden diese Tochter von Allan Henry verhören sollen.»
    «Ja», sagte Jane. «Gut kombiniert, Waliser.»
    «Aber wenn Henry weiß, wo Amy ist, dann ist die Polizei bestimmt das Letzte, was er hier haben will.»
    Der Gärtnertyp war inzwischen nicht mehr zu sehen. Vielleicht holte er sich am Telefon seine Anweisungen ab. Shelbone drückte weiter auf die Hupe.
    «Der geht langsam sogar
mir
auf die Nerven», sagte Eirion.
    Da fiel Jane eine kleine Tür auf, die in einen der Torflügel eingelassen war – und zwar deshalb, weil diese kleine Tür geöffnet wurde, der Typ mit der Lederjacke herauskam und zur Fahrertür des Renaults ging.
    «Öffnen Sie das Fenster!»
    Keine Reaktion. Der Hupton setzte nicht aus. Man konnte die Shelbones gerade so erkennen, die Umrisse ihrer Köpfe und Schultern, und keiner der beiden rührte sich. Sie hätten auch noch ein Schild in die Heckscheibe stellen können:
Rettet unser Kind
. Sie waren eindeutig ein bisschen verrückt.
    «Öffnen Sie!»
    Keine Bewegung im Auto. Der Typ mit der Lederjacke trat einen Schritt zurück und

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