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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Satz.
    «Ja.»
    «Und wenn er immer wieder dorthin zurückgehen musste. Ich meine,
musste
. Er hat gesagt», Merrily hustete, «Al hat gesagt, Lake ist schnell gealtert und schnell gestorben. Und er hat gesagt, Lake hätte seine zweite Frau mit dem Kind praktisch aus dem Haus getrieben – als ob er allein sein wollte. Außerdem haben sich die Leute erzählt, er hätte langsam den Verstand verloren.»
    Lol hörte noch Al Boswells Worte:
«Das macht ihn kaputt, verstehst du? Laugt ihn sexuell aus, aber es ist wie eine Droge, bis er nicht mal mehr weiß, welcher Tag gerade ist. Verstehst du, was ich dir sage, mein Junge?»
    «Als ob er mit ihr allein sein musste», sagte Merrily tonlos, «und mit seiner Tat. Er hatte eine Zigeunerin umgebracht, aber sein Verlangen nach ihr konnte er damit nicht töten. Er hat ihre Fotos in dem Darrenhaus aufbewahrt. Das Gebäude war eine Gedenkstätte geworden. Ein Schrein. Und sie war immer noch da. In seinem Kopf. Es war eine körperliche Abhängigkeit.»
    Lol warf ihr einen Seitenblick zu. Sie hielt die Zigarette zwischen Zeigefinger und Daumen, die Augen auf die glühende Spitze gerichtet.
    «Aber er war nicht immer allein dort», sagte er. «Al zufolge hat er Prostituierte aus Hereford und Worcester mit in das Darrenhaus gebracht. Jedenfalls solange er sie noch bezahlen konnte.»
    «Dafür hat er also noch Geld zusammengekratzt.»
    «Weil
sie
diese Frauen brauchte.»
    «Rebekah.»
    «Ja.» Als Lol die Lichter von Hereford sah, fuhr er schneller. Er wollte ankommen. Er wollte über all das nicht mehr reden. Er wollte nicht, dass in diesem Gedankengebäude plötzlich auch Stephanie Stock auftauchte, wie sie ihrem Mann den Rücken zerkratzte, während Rebekah zwischen ihnen im Bett lag.
    Stephie und Rebekah auf dem Hopfenfeld, knisternd und knackend mit der kalten Elektrizität der Toten, während über ihnen aus dem Summen der Drähte ein Totenlied klang.
    Hatte Stewart Ash gewusst, dass das passieren würde, als er Stephanie und Gerard das Haus vererbt hatte? Doch warum sollte er seiner Lieblingsnichte so etwas antun wollen? Die Antwort, dachte Lol, war eigentlich ganz einfach: Stewart bekam von all dem nichts mit. Stewart war schwul, also hätte ihm Rebekahs
Muli
niemals etwas anhaben können.
    Lol fuhr durch das schlafende Hereford und hielt an einer roten Ampel. Er dachte daran, dass er endlich Merrily in den Armen gehalten hatte, an ihren verschmelzenden Atem, diesen pulsierenden Zusammenfluss, und dann das Erkalten der Leidenschaft, als sie mit einem Mal zu viert waren: Lol und Merrily und Stephanie und Rebekah.
    Die Ampel sprang auf Grün. Er spürte ihre Hand auf dem Arm.

39   Reiches Mädchen mit einem Hobby
    Ein schweres, schwarzes Metalltor. Nichts Dekoratives, sondern zwei Torflügel aus dicken Eisenstreben mit lanzenförmigen Spitzen. Und vor dem Tor erhellte Sicherheitsbeleuchtung ein halbkreisförmiges Areal.
    Der Renault stand mit laufendem Motor, brennenden Scheinwerfern und laut hupend vor dem Tor. Ein unglaubliches Geräusch hier draußen im Wald.
    Noch unglaublicher war, dass diesen Lärm zwei Erwachsene veranstalteten – im altmodischen Sinn: ein biederes Paar mittleren Alters. Es war schockierend. Und früher oder später musste es eine Reaktion geben.
    Jetzt, in den Stunden vor der Morgendämmerung, war es kühler geworden. Jane kauerte in ihrer alten Fleece-Jacke ein paar Meter von dem Renault entfernt hinter einem Rhododendron. Sie hatte sich von Eirion am Beginn der Zufahrt absetzen lassen und war den Weg entlanggegangen, während er eine Stelle suchte, an der er den BMW parken konnte – und zwar so, dass sie einen schnellen Abgang hinlegen konnten, falls das nötig werden würde, und auch so, dass er nicht beschädigt würde, falls   …
    … eben einfach für alle Fälle.
    Jane nahm Eirion seine Vorsicht nicht übel; er hatte schließlich an der Elternfront schon genügend Probleme. Abgesehen davon war sie heute Nacht sowieso nicht in der Stimmung, ihm irgendetwas übel zu nehmen. Den kräftigen, zuverlässigen Eirion in dieser Nacht bei sich zu haben, war sogar   … na ja, ziemlich okay eben. Jane hatte immer noch dieses warme Gefühl, und ihr Körper fühlte sich anders an, stärker, irgendwie vollständiger – obwohl es sein konnte, dass diese Vollständigkeit von ihr und Eirion gemeinsam gebildet wurde:
Sie waren jetzt offiziell ein Paar
. Na gut, cool. Es erschien ihr wie der Beginn einer Reise. Scott Eagles und Sigourney Jones? War es jetzt

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