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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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holte aus. Dann gab es ein hässliches schnappendes Geräusch.
    «Meine Güte.»
    «Er hat den Rückspiegel eingeschlagen.» Eirions Arm um Janes Hüfte spannte sich an. «Ich glaub’s einfach nicht, dass er das getan hat.»
    «Öffnen Sie das Fenster», sagte der Typ beinahe im Plauderton, als käme er gerade so richtig schön in Stimmung.
    Shelbone ließ den Motor aufheulen, blieb aber unverwandt auf der Hupe. Erneut holte der Typ aus. Im Mondlicht glitzerte irgendetwas metallisch auf.
    «Scheiße, Jane, der hat da einen Riesenschraubenschlüssel oder so was.»
    Der Arm fuhr herunter, und es ertönte ein lautes Knirschen.
    «Oh Gott, Irene, er kann doch nicht   …»
    Der Gärtner bearbeitete die Fahrertür und die Seitenverkleidungdes Renaults. Sein Arm schwang vor und zurück, und man erkannte seine durchdachte, geschulte Brutalität, die Jane an diese ekelhaften Filmaufnahmen von den Schweinehunden erinnerte, die Robbenbabys totschlugen. Mit jedem neuen Schlag schwankte das ganze Auto, das Hupgeräusch war nun manchmal unterbrochen, Mrs.   Shelbone schrie, und diese ganze Symphonie der Gewalt hallte im Wald wider.
    Eirion ließ Jane los. «Wir können nicht einfach hier rumstehen und zusehen.» Er zog sein Handy aus der Tasche und warf es Jane zu. «Ruf die Polizei.» Dann trat er hinter dem Rhododendron hervor.
    «Nein!» Jane griff nach seinem Arm. Sie sah irgendwo hinter dem Tor Licht näher kommen. «Warte.»
    Die Torflügel schwangen auf, und der Typ mit der Lederjacke trat vom Auto zurück.
    Ein ziemlich lässig wirkender Mann mit kariertem Hemd und Jeans kam heraus und machte wie nebenbei, gleichzeitig aber autoritär ein paar abwinkende Handbewegungen, bis der Gärtnertyp mitsamt seinem zerstörerischen Werkzeug in den Schatten verschwand.
    Und dann stand der Mann einfach da und wartete ab – bis der Hupton abbrach und Mr.   Shelbone seine Autotür mit einem kreischenden Quietschen aufdrückte. Auch jetzt zuckte der Mann nicht einmal mit der Wimper. Mr.   Shelbone stieg aus. Er wirkte irgendwie schwankend und unsicher, kopflastig wie eine große Sonnenblume, deren schwere Blüte sich von dem Stab gelöst hat, an dem sie hochgebunden war.
    «Sie sind David Shelbone, oder?» Der Mann hatte einen Ton drauf wie bei einer Cocktailparty. «Vom Stadtplanungsamt.»
    Mrs.   Shelbone rief: «David, komm ihm bloß nicht zu nah   …» Der Rest war nicht mehr zu verstehen, denn Mr.   Shelbone warf die Fahrertür zu und ging einen Schritt auf den lockeren Typen zu,der einfach mit hängenden Armen zwischen den Lichtbündeln der Autoscheinwerfer stand.
    «Tja», sagte er. «Ich wollte gerade sagen, dass es mich überraschen würde, wenn das ein dienstlicher Besuch wäre, Mr.   Shelbone, um ein Uhr morgens. Aber wenn ich es recht bedenke, überrascht mich eigentlich überhaupt nichts mehr, was Sie tun.»
    Shelbone atmete keuchend. «Wo ist sie, Henry?»
    «Was? Wer? Von wem sprechen Sie denn? Ist das Ihre Vorstellung von einem gelungenen Abend, Shelbone? Kleine Mondscheinfahrt zu den historischen Gebäuden der Umgebung, um sicherzustellen, dass auch ja niemand einen Ziegel in der falschen Farbe   …»
    «Sagen Sie mir, wo sie ist.»
    Allan Henry stand mit leicht gespreizten Beinen da. Er war überhaupt nicht der protzige, fette Baulöwe, den Jane sich vorgestellt hatte. Er sah von ihrem Standpunkt aus sogar ziemlich jung aus. Und fit – viel fitter als Mr.   Shelbone.
    «Was haben Sie eigentlich gegen mich, David? Ihr Name begegnet mir nämlich immer wieder. Alles, was ich tue, um dieser Stadt wirtschaftlichen Aufschwung zu bringen, neue Geschäfte, neue Jobs – wollen Sie sabotieren. Jedes Mal
Sie
. Ein kleiner Reaktionär, ein verblendeter Eigenbrötler, der auf alles einen Hass hat. Kein Mensch im Stadtrat wird aus Ihnen schlau. Wo liegt das Problem? Was ist mit Ihnen los?»
    «Sie und Ihre Schlägertypen!» Mrs.   Shelbone war aus dem Wagen gestiegen, eine große, schwere Frau, die jetzt mit den Armen fuchtelte. «Sie können unser Auto von Ihren Schlägern zerstören lassen, aber damit schüchtern Sie uns nicht ein, denn wir haben   … wir haben Gott den Herrn auf unserer Seite!»
    «Ihr Auto zerstören?» Einen Augenblick lang sah Allan Henry so aus, als würde er anfangen zu lachen, aber dann, fand Jane, schlug dieser Ausdruck plötzlich in Bedrohlichkeit um. «Schläger?Sie tauchen um ein Uhr morgens mit einem Auto auf meinem Privatgelände auf, das entweder gerade einen Unfall hatte oder von

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