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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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hast du   …»
    «Fahr einfach, Irene.»
    «Warum? Warum fahren wir ihr überhaupt nach?»
    «Bist du immer noch nicht draufgekommen?»
    «Entschuldige, ich bin nur ein dummer Waliser.»
    «Sie hat die Kleine im Auto», sagte Jane. «Sie hat Amy.»
     
    Merrily atmete wieder ruhiger. Sie hatten sich in der Dunkelheit von Lols Auto dem Absurden gestellt, hatten die Chimäre in die Ecke getrieben   … sie waren in der Lage gewesen, über etwas zu sprechen, was andernfalls vielleicht niemals in Worte gefasst wordenwäre und für immer eine Distanz zwischen ihnen geschaffen hätte – eine unüberwindliche Kluft.
    Jetzt fühlte sie sich Lol näher als jemals einem Menschen zuvor, mit Ausnahme von Jane, gelegentlich Sophie und merkwürdigerweise Gomer Parry, seit sie nach Ledwardine gekommen war und diesen unmöglichen Job angenommen hatte, und ihr dabei bewusst geworden war, dass sie Menschen, denen sie wirklich vertrauen konnte und die sie verstanden, mit der Lupe suchen musste.
    Paradoxerweise war Lol nicht davon überzeugt, dass Layla Riddock eine Bedrohung darstellte – vielleicht, weil sie beide ohne Layla nicht an diesem Punkt angekommen wären und niemals diese Ebene der Verständigung erreicht hätten.
    «Sie ist erst siebzehn», sagte er, als sie auf Canon Pyon zufuhren. «Sie ist einfach ein reiches Mädchen mit einem Hobby.»
    «Trotzdem», rief sie ihm ins Gedächtnis,
« sie
glaubt eindeutig, dass sie als Halb-Zigeunerin einen Zugang hat, eine Macht.»
    «Eine
eingebildete
Macht.»
    «Und sie hat erheblichen Einfluss auf einen der reichsten Bauunternehmer der Region.»
    «So was kommt vor.»
    «Dass sie in seinem Haus das Sagen hat, in seinem Bett? Dass sie ihre Mutter ersetzt hat?»
    «Sie ist eine junge Frau, und er ist ein reicher, älterer Mann», sagte Lol trocken. «Der Zigeunerzauber könnte da vollkommen überflüssig sein.»
    «Und die Tatsache, dass sie auch die Verantwortung für seine Finanzen übernehmen will? Und ihr das unausgesprochen sogar
erlaubt
wird?»
    «Das ist
keine
Tatsache, oder?», sagte Lol. «Das denkt sie nur. Er umgibt sich mit ihren geheimnisvollen Amuletten und Talismanen, um sie bei Laune zu halten. Er glaubt kein bisschen daran,und sie wissen alle beide, dass diese Beziehung nicht ewig halten wird.»
    «Vielleicht.» Sie sah Lol beim Fahren zu. Der schlitzäugige Alien auf seinem Sweatshirt wurde vom Armaturenbrett grünlich beleuchtet. Er war der Traum jeder reifen Frau: ein gutaussehender Mann, bei dem man sich garantiert darauf verlassen konnte, dass er das Weite suchte, wenn ihn irgendein junges Mädchen verführen wollte. «Und was ist mit der Hetze gegen die Shelbones? Es fängt als Spiel an, und dann wird daraus sowohl für die Jägerin als auch für das Hauptopfer eine ernst zu nehmende Fixierung. Und es funktioniert.»
    «Und
warum
funktioniert es?»
    «Es funktioniert eben einfach», sagte Merrily.
    «Schwarze Magie soll also einfach so funktionieren?»
    «Kurzfristig funktioniert es. Leute, die damit anfangen, stellen fest, dass sie ziemlich schnell die erwünschten Resultate erzielen. Aber dann wächst es ihnen über den Kopf, und sie können keinen Rückzieher mehr machen. Damit meine ich überhaupt nichts Übersinnliches. Die reine, kalkulierte Boshaftigkeit funktioniert kurzfristig, weil sie uns praktisch immer überraschend trifft. Wir sind nicht darauf eingestellt, hinter jeder Ecke den Mann mit dem Messer zu vermuten.»
    «Und was ist,
wenn
wir darauf eingestellt sind?»
    «Dann fangen wir vermutlich an, auch mit Messer herumzulaufen», sagte Merrily kläglich. «Und dann wird es hässlich. Warte mal, Lol, ich glaube, wir haben gerade die Abzweigung verpasst.»
    Sie sah einen Mann am Straßenrand stehen, der eine Zigarette rauchte.
    Lol hielt an und fuhr ein Stück rückwärts. Der Mann warf seine Zigarette weg und trat sie aus. Als der Astra auf seiner Höhe war, kurbelte Merrily das Fenster herunter.
    «Guten Morgen, Hochwürden Watkins», sagte Allan Henry mit matter Stimme.
     
    Am Rand des Holmer-Gewerbeparks kurz vor Hereford standen Baustellen-Ampeln. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie umsprangen. An der Ampel wartete schon ein riesiger holländischer Containerlastwagen.
    «Mom hatte also doch recht», sagte Jane. «Es
gibt
einen Gott.»
    Hinter dem Containerlaster stand ein chromgelber Mazda-Sportflitzer mit eingeschalteten Scheinwerfern.
    «Ein Glück. Gerade hatte ich befürchtet, wir hätten alles falsch verstanden, und Layla würde sie nur

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