Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
nett und brav nach Hause nach Dilwyn bringen», sagte Jane.
    « Wir
hätten alles falsch verstanden?»
    «Pass einfach auf, dass du das Miststück nicht verlierst.»
    Darauf sagte Eirion nichts. Er fand diese neueste Entwicklung offenkundig nicht so glücklich.
    Über der alten Stadt stand ein sehr heller Mond. Man konnte bis über die Hügel nach Wales sehen. Jane dachte, dass sie sich noch nie im Leben so wach gefühlt hatte.

40   Bluten lassen
    Sie folgten dem gelben Auto hinunter in die schlafende Stadt, vorbei am Sportplatz von Hereford United und dem alten Viehmarkt. Der holländische Laster bog an einem Kreisverkehr in eine andere Richtung ab.
    Jetzt waren nur noch der BMW und der Mazda auf der Straße, und an der Greyfriars Bridge ließ Eirion zu, dass sich der Abstand zwischen ihnen vergrößerte.
    «Du verlierst sie», jammerte Jane.
    «Hier nicht. Ich weiß jetzt, wo wir sind. Ich kenne sämtliche Ausweichstraßen.»
    «Und was ist, wenn da unten die Ampel vor uns rot wird und sie verschwunden ist? Du
willst
sie verlieren, stimmt’s?»
    «Das fände ich zwar gut», sagte Eirion. «Aber leider bin ich ein zuverlässiger Mensch.»
    «Sorry.» Jane warf einen Blick über den Wye, an dessen anderem Ufer sich die Kathedrale friedlich über eine Ansammlung moderner Gebäude erhob, denen das Mondlicht eine graue, mittelalterliche Farbe verlieh.
    Sie beobachteten, wie der Mazda unten am Wasser entlangfuhr und dann wieder aufwärts Richtung Belmont und Abergavenny Road. Jane spähte vorgebeugt durch die Windschutzscheibe, um festzustellen, ob in dem Mazda zwei Köpfe zu sehen waren. Aber der Sportwagen war zu niedrig, um etwas zu erkennen, Amy konnte leicht tief in den Beifahrersitz gerutscht sein. Die Uhr am Armaturenbrett zeigte fünf nach zwei.
    «Hör mal – woher wissen wir denn überhaupt so genau, dass sie Amy dabeihat?», sagte Eirion.
    «Das ist doch logisch, oder? Layla war die ganze Zeit da. Sie stand hinter Allan Henry am Tor. Ich bin sicher, dass ich sie sogar ein Mal kurz gesehen habe. Sie hat alles gehört. Sie hat mitbekommen, dass die Shelbones einen höllischen Ärger machen, und konnte sich ausrechnen, dass bald die Polizei kommen würde. Da musste sie Amy einfach wegbringen.»
    «Weg von wo? Denkst du, sie war bei den Henrys? Hältst du das wirklich für wahrscheinlich?»
    «Irene, die ganze Sache ist krank. Ich weiß auch nicht, wie sie es hingedreht hat. Zum Beispiel hat Layla anscheinend einen Zigeunerwagen irgendwo in diesem Wald. Vielleicht war Amy ja dort drin, vielleicht halten sie dort ihre Séancen ab, keine Ahnung.»
    «Dafür müsste sie aber komplett unter Laylas Fuchtel stehen, und zwar so sehr, dass sie es sogar widerspruchslos in Kauf nimmt, wenn beinahe ihre Mutter umgefahren wird. Gib’s zu, das klingt überhaupt nicht wahrscheinlich.»
    «Bleib einfach hinter ihr.»
    Sie folgten dem Mazda durch Belmont, vorbei an einem 2 4-Stunden -Supermarkt, einem weiteren Kreisverkehr und ungefähr einen Kilometer die Hauptstraße entlang, und dann bog Layla links ab. Eirion fuhr langsamer, bog aber nicht ab.
    «Das sieht nach einer
extrem
untergeordneten Straße aus. Wenn wir hier reinfahren, bekommt sie sofort mit, dass wir sie verfolgen.»
    «Wen stört’s?»
    «Wir sollten es jetzt nicht verbocken, Jane. Wir können es ruhig ein bisschen vorsichtig angehen.» An beiden Seiten der Abzweigung standen Bäume, aber nicht sehr dicht, und von der anderen Seite aus würde man garantiert ihre Scheinwerfer sehen. Eirion schaltete sie aus. «Ich glaube sowieso nicht, dass man von dieser Straße aus irgendwohin kommt. Sie führt bestimmt nur auf das Baugelände.»
    «Was?»
    «Da wird ein Gewerbegebiet gebaut.»
    «Dann hat sie Amy vielleicht umgebracht und will ihre Leiche jetzt in so einem Betonfundament loswerden.»
    «Sollen wir nicht versuchen, ein Minimum an Verhältnismäßigkeit zu wahren?»
    «Ja klar. Seien wir
vernünftig

    «Na gut, dann eben nicht.» Eirion bog links in die Straße ein und schaltete die Scheinwerfer wieder an. Sie waren auf einer neuen Straße, die durch einen offensichtlich gerade erst abgeholzten Wald führte: noch ein ökologisches Katastrophengebiet. Nach etwa einem knappen Kilometer kamen sie auf eine vollkommenleere Fläche, die von kalten, hellen Bauscheinwerfern angestrahlt wurde. Dann stieg Eirion plötzlich auf die Bremse und schaltete die Scheinwerfer aus.
    Denn da stand der Mazda. Er parkte vor einem Baustellentor aus Maschendraht. Dahinter ragte

Weitere Kostenlose Bücher