Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman

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ein großes Schild auf.

    GEFAHR. BETRETEN VERBOTEN.
    JEDE ZUWIDERHANDLUNG WIRD BESTRAFT.

    Und auf einem Schild daneben stand:

    Arrow Valley Industrie-Liegenschaften
    BARNCHURCH GEWERBEGEBIET
    BAUABSCHNITT 2

    «Ich verstehe überhaupt nichts mehr», sagte Jane.
    «Bleib hier», sagte Eirion.
    Jane schnaubte bloß. Was hatte das zu bedeuten? Sie zog den Reißverschluss ihrer Fleece-Jacke zu und stieg aus. Sie ging bis zur Mitte der Freifläche, die von den Scheinwerfern angestrahlt wurde wie ein Gefängnishof. Auf der einen Seite ragte ein einsamer Baum hervor, eine Waldkiefer.
    Der Mazda war leer. Alles war totenstill, die Szenerie wirkte surreal. Nach einigen Sekunden stieg auch Eirion aus, und Jane wartete auf ihn. Im gleichen Moment löste sich ein Schatten vom Stamm der Kiefer.
    Jane schrie auf.
    Dann begann der Schatten zu sprechen.
    «Die kleine Jane Watkins. Das Pfarrerstöchterlein. Wir fühlen uns
sehr
geehrt.»

    Allan Henry beugte sich zum offenen Beifahrerfenster des Astras hinunter. «Mein Anwalt ist unterwegs. Sind zwar nicht seine üblichen Bürozeiten, aber bei dem ganzen Geld, das ich dem fetten Bastard in den Rachen werfe, hat er wahrscheinlich schon nach seinem Nadelstreifenanzug geangelt, während er noch mit mir telefonierte.»
    Er grinste, sodass all seine schönen weißen Zahnkronen im Mondlicht schimmerten. Hollywoodzähne. Er wirkte nicht sonderlich beunruhigt, fand Merrily.
    «Wo sind die Shelbones?», fragte sie ihn.
    «Schließlich doch zur Polizei gegangen, vermute ich. Ich habe ihnen erklärt, dass dieses dumme Kind nicht hier ist, niemals hier war. Aber sie ließen sich nicht überzeugen. War vermutlich mein eigener Fehler. Ich habe sie gegen mich aufgebracht. Ich kann kaum glauben, dass sie es geschafft haben, Sie noch einmal hier herauszulocken. Diese Leute sind beängstigend labil. Sagen Sie, wie wäre es, wenn wir bei mir im Haus etwas trinken, Mrs. Watkins? Ist das Ihre Freundin da drin, die überaus korrekte Mrs. Hill?»
    «Es ist mein anderer Freund, der überaus zurückhaltende Mr. Robinson.»
    «Ihr Freund, soso. Wie schade. Als Sie gestern gegangen waren, hatte ich eine kleine Phantasie von Ihnen in Ihrer Soutane.»
    «Neununddreißig Knöpfe zum Aufknöpfen. Einer nach dem anderen», sagte Merrily. «Das kenne ich auswendig. Sie haben nicht zufällig zwei Teenager hier gesehen? Einen Jungen und ein Mädchen?»
    «Ich sagte es doch schon: Außer mir ist niemand hier.»
    «Aber Sie sind leider ein berüchtigter Lügner, Allan.»
    «Ich schwöre es bei meinem Schweizer Bankkonto.»
    «Na gut.» Merrily stieg aus und Lol ebenfalls. Er ließ die Parkleuchte brennen und schloss das Auto ab.
    «Und was macht
er
beruflich?», fragte Allan Henry. «Erzdiakon?»
    «Er macht Musik. Er schreibt Songs.»
    «Und ich glaube, gerade kommt mir eine Idee für den nächsten Song», sagte Lol.
    «Seien Sie vorsichtig, mein Freund», sagte Henry beinahe automatisch. «Ich drohe nicht nur einfach, ich verklage Sie gleich. Ich verklage ständig jemanden. Man muss die Leute so richtig bluten lassen, anders geht’s nicht.»

    Layla schloss das Baustellentor auf. Sie trug enge schwarze Jeans und ein schwarzes Top, das ein paar Fingerbreit über ihrem gepiercten Nabel endete. Ihre wilde Mähne war schwarz gefärbt, und mitten hindurch lief wie ein leuchtender Mondstrahl eine einzelne goldene Haarsträhne. Jane bekam mit, dass Eirion gegen seinen Willen beeindruckt war, denn er wurde auffällig schweigsam.
    «Du weißt also gar nichts von Barnchurch, Jane?» Laylas Stimme war kehlig, beinahe rau.
    Die Scheunenkirche stand mehr als zwanzig Meter hinter dem Tor. Das gesamte Areal um das Gebäude war freigelegt worden. Es war ein normaler Backsteinbau mit einem Schieferdach. An einer Seite führte eine gemauerte Treppe zu einer Tür oben in der Wand. Das Gebäude sah einfach aus wie eine Scheune, und zwar nicht einmal eine besonders alte, nur dass dort, wo noch Licht von den Scheinwerfern auf die Giebelseite fiel, der Umriss eines zugemauerten Spitzbogenfensters zu erkennen war. Jane musste an eine alte Narbe denken.
    «Hier hat vor Ewigkeiten so ein walisischer Wundertäter gepredigt», sagte Layla. «Sünder wurden geläutert, die Kranken sind von ihrem Lager aufgestanden, es gab Engelserscheinungen. Ziemlich beeindruckende Sachen. Der Bauer hier war sogar so beeindruckt, dass er dem Prediger diese Scheune gegeben hat, unddie ganzen Leute aus der Gegend haben ihm geholfen,