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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Fotos, die Lake von Rebekah gemacht hat, nackt, mit einer Hopfenranke um den Körpergewickelt   … das könnten die beiden wichtigsten Elemente seines Leben gewesen sein.»
    «Oder ein sadomasochistisches Symbol für Mr.   Lakes Dominanz, falls sie mit der Ranke gefesselt war.»
    «Das auch. Jedenfalls wissen wir, dass Stewart diese Fotos hatte, und sie sind verschwunden. Wäre interessant festzustellen, ob die Smith-Jungs sie wirklich geklaut haben und ob sie Gelegenheit hatten, sie irgendwem zu geben, bevor sie verhaftet wurden. Ich meine, wie lange nach dem Mord wurden die beiden geschnappt? Könnten sie die Papiere und die Fotos irgendwo versteckt haben? Könnte man die Sachen vielleicht noch irgendwo finden?»
    Bliss nickte. «In Ordnung. Das überprüfe ich. Könnte einen Tag oder zwei dauern, und möglicherweise könnte ich Ihnen nicht mal sagen, ob ich was rausbekommen habe, aber dann werden Sie wissen, dass diese Informationen in guten Händen sind. Danke, Laurence. Falls Ihnen noch was einfällt, wissen Sie ja, wo Sie mich finden. Normalerweise bin ich entweder in Leominster oder Bromyard.»
    Er ging zum Tor. Lol folgte ihm.
    «Was genau hat   … Howe geplant?»
    «Tja, das wird natürlich nicht von ihr ausgehen, verstehen Sie. Es wird vom Chief Constable kommen.» Bliss blieb stehen. «Und kein Wort darüber, okay? Sie können es Merrily erzählen, aber sonst niemandem.»
    «Gut.»
    «Das ist mein Ernst, Laurence. Ich hasse dieses Rumeiern, aber ich habe keine Lust, deswegen meinen Job loszuwerden.»
    «Schon klar.»
    «Also, es ist folgendermaßen. Annie wird dem Chief nahelegen, auf einer Pressekonferenz zu sagen: Wenn man sich nicht darauf verlassen kann, dass die Kirche
selbst
dafür sorgt, dasskeine unverantwortlichen Exorzismen ohne psychiatrische Absicherung und so weiter durchgeführt werden, dann sollte es viel einfacher werden, Klage einzureichen. Sinngemäß.»
    «Das soll wohl ein Witz sein.»
    «Ich wünschte, es wäre so.»
    «Und was bedeutet das im Endeffekt?»
    «Das bedeutet, dass der Chief Constable von West Mercia seine Unterschrift unter die Empfehlung setzt, dass ein Pfarrer, der einen Exorzismus mit unschönen Konsequenzen durchführt, die juristische Verantwortung für diese Konsequenzen tragen soll. In unserem Fall zum Beispiel könnte das auf eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung hinauslaufen.»
    Merrily kam durch das Tor. Sie wirkte sehr besorgt und kramte in ihrer Tasche nach den Zigaretten.
    Lol sagte: «Sie wollen   … könnte das tatsächlich heißen, dass sie ins Gefängnis muss?»
    «Das ist der Extremfall. Aber», Bliss zuckte mit den Schultern, «es könnte als wichtiger Präzedenzfall angesehen werden. Im besten Fall kommt nichts dabei heraus – ich meine, das Gesetz gegen Hexerei ist schließlich aufgehoben worden, oder? Aber es wird trotzdem für eine Menge Unruhe sorgen.»
    «In der Kirche sitzen lauter Feiglinge», sagte Lol. «Kein Bischof im Land würde jemals wieder einen Exorzismus genehmigen.»
    Er sah zu, wie Merrily auf sie zukam. Die Spitze ihrer Zigarette glühte rubinrot zwischen ihren Fingern. Lol machte sich keine Sorgen über die weiterreichenden Konsequenzen solcher Entscheidungen, sondern darüber, was sie auf Merrily für Auswirkungen haben würden. Gefängnis – okay, das war unvorstellbar. Aber als ‹Präzedenzfall› zu gelten wäre für Merrily vermutlich viel schlimmer.
    Eine Paria. Und ganz sicher der Abschied vom Kirchendienst.Und was sollte sie dann machen? Er war zwar noch nie so richtig mit der Vorstellung klargekommen, dass sie eine Seelsorgerin, eine Seelenheilerin war, aber eine Ex-Hochwürden Watkins, eine in Ungnaden gefallene ehemalige Pfarrerin – was das für Konsequenzen hätte, wollte er sich nicht einmal vorstellen.
    Er konnte ihr das alles unmöglich erzählen. Er musste etwas tun.
    «Wie Vater Flanagan zu sagen pflegte, wenn wir nicht zum Gottesdienst erschienen sind», sagte Frannie Bliss, ohne zu lächeln,
« ding-ding
,
und wieder mal geht eine Runde an den Teufel


42   Hexenprozess
    Hinter dem Altar in Barnchurch stand ein Wandschirm. Kein Lettner aus der Kirche, sondern so ein Ziehharmonika-Ding, über das die Frauen in viktorianischen Badezimmern ihre Kleider hängten.
    Und die grauweiße Gestalt hing an diesem Wandschirm wie eine riesige Motte.
    Jane wich einen Schritt zurück. Das Gesicht der Gestalt war abgeplatzt und wirkte vollkommen grotesk: Es stammte von einer schwarzen Schaufensterpuppe, um

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