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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Sie wirkte sehr cool und sehr exotisch und kein bisschen besorgt. Weder über Amy noch über sonst etwas. Jane vermutete, dass ein Leben in Allan Henrys Haus einem irgendwie das Gewissen verkleisterte.
    Aber am verwirrendsten war, dass Layla mit ihrem kurzen Top und dem Nabelpiercing überhaupt nicht heimtückisch oder böse erschien. Und diese komische hallende Pseudokirche mit der grotesken Schwarzen Madonna, die über alles wachte, war auch nicht gerade die beste Umgebung, um herauszubekommen, ob das daran lag, dass sie einen mit ihrem Hexencharme und ihren plausibel klingenden Erklärungen einwickelte, oder   …
    «Wie man hört, bist du doch selbst sehr an spirituellen Sachen interessiert, Jane. Und damit meine ich nicht die christliche Kirche.»
    «Na ja   … könnte man sagen.»
    «Und genau deswegen habe ich dich in Steves Schuppen gelassen. Ich dachte, man könnte sich auf dich verlassen. Ich dachte, der letzte Mensch, dem du davon erzählen würdest, wäre deine Mutter.»
    «Ich konnte schließlich nicht wissen, dass die Shelbones sie rufen, weil sie ihr kleines Mädchen für besessen halten oder so.»
    «Tja. Typisch, dass sie so was denken. Ich habe einfach nur gedacht, sie wäre eine Nervensäge. Ich glaube nicht, dass irgendeiner von uns es hätte wissen können.»
    «Was wissen können?», fragte Eirion.
    Layla warf ihm einen Blick zu. «Kennt er sich mit diesem Zeug aus, Jane?»
    «Er kennt mich schließlich schon seit ein paar Monaten.»
    Layla lächelte. «Was keiner von uns hätte wissen können, ist, dass Amy Shelbone das begabteste   … es hat mich echt umgehauen.»
    «Was denn?»
    «Sie ist ein Naturtalent. Diese Kleine ist das begabteste Medium, dem ich je begegnet bin.»
    «Wieso?»
    «Als wir das Ouija gemacht haben – und ich kenne mich damit ziemlich gut aus, klar? Ich weiß, wie man das Glas bewegt, ohne dass es irgendwer mitkriegt. Also hab ich angefangen – und es war wie im Internet, verdammt. Ich gebe Justine ein, und
voilà
– wie bei einer Suchmaschine: ‹Wir haben vierundsechzig Ergebnisse für
Justine
.› Versteht ihr? Alles kam von selbst, ich musste überhaupt nichts machen, das Glas hat sich bewegt wie ein Zylinderkolben.Kirsty kam beinahe nicht mit dem Schreiben hinterher. Hat sie euch das auch erzählt?»
    «Nicht so wie du», sagte Jane.
    «Jaja, sie will es nicht wahrhaben. Für Kirsty war das alles nur Schwindel. An was anderem hatte sie auch gar kein Interesse. Die ganze Zeit
wollte
sie glauben, dass
ich
das Glas bewege. Und
ich
wollte das auch glauben. Und ein paar Wochen lang habe ich auch wirklich geglaubt, dass ich es bin – ich als Medium. Bin ein bisschen eingebildet geworden. Aber dann habe ich es mit jemand anderem gemacht.»
    «Das Ouija?»
    «Volle Bauchlandung.» Layla sah auf ihre Füße hinunter. «Null Komma null. Extrem peinlich. Das war kurz vor den Sommerferien. Am nächsten Tag habe ich Amy angerufen, sie zu Hause abgeholt, als die Shelbones nicht da waren, und dann sind wir hierhergekommen.» Sie sah auf. «Jane, ich sag’s dir, das war der
Hammer
! Wir fangen mit Justine an, ich stelle eine Frage, aber das Glas bewegt sich nicht.
Will sich nicht bewegen
. Ich kann es nicht bewegen. Ich stelle die Frage nochmal   … und da fängt Amy an zu sprechen. Bloß, dass es nicht sie ist. Es ist nicht ihre quietschige
Das-erzähl-ich-meiner-Mami -Stimme
; es ist eine erwachsene, irgendwie vulgäre Stimme. Und sie hat einen Akzent aus
Birmingham

    «Wow.» Jane spürte, wie Eirion ihre Hand drückte. Das sollte eine Warnung sein. Er sagte ihr, sie solle das nicht alles glauben. Er erinnerte sie daran, dass Layla Riddock ständig alle Leute manipulierte.
    Aber trotzdem, echt.
Wow
.
    «Und dann höre ich in allen Einzelheiten die Schilderung eines Mordes. Die kleine Amy Shelbone sitzt hier in ihrem biederen Sommerkleidchen, und ihr Mund zuckt, sie hat Speichel auf den Lippen und redet mit dieser schleppenden, verbittertenStimme.
‹Dieses Mal steche ich ihn ab, ich schwör’s, dieses Mal ist es aus mit ihm   …›
»
    …
aus   … mit   … ihm
, hallte es von den Wänden wider. Jane entzog Eirion ihre Hand und bohrte sie tief in die Tasche ihrer Fleece-Jacke.
    «Also war sie   … also war sie
wirklich
besessen. Und Mom hat alles total falsch verstanden.»
    «Nein.» Layla schüttelte den Kopf. «Sie war nicht besessen. Sie ist ein
Medium
. Das ist etwas ganz anderes. Ein Medium hat Kontrolle über die Situation. Das Medium kann den Geist

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