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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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stand.
    «Erinnern Sie sich an mich, Mr.   Robinson? DI Bliss?»
    Als ob es bei der Polizei von Hereford mehr als einen Beamten mit Liverpooler Akzent gäbe.
    «Jetzt, wo ich Sie sehe», sagte Lol.
    Bliss lachte. «Was für eine Nacht!» Er kam mit den Autoschlüsseln in der Hand zu Lol. Es sah so aus, als wäre er ziemlichüberstürzt aufgebrochen, denn er trug ein dunkles Anzugjackett über einem weißen T-Shirt und Jogginghosen. «Was machen Sie hier eigentlich, Kumpel? Das ist doch Ihr Wagen, da vorne auf der Straße, oder?»
    Lol nickte. Er sah, dass einer der beiden Uniformierten mit einer Taschenlampe den Boden absuchte.
    «Sieht so aus, als wäre hier so was wie ein Verkehrsunfall passiert, Chef», sagte der Polizist zu Bliss.
    «Ach tatsächlich?» Bliss nickte abwesend. «Ich sag dir was, Terry, warum geht ihr Jungs nicht mal los und stellt fest, ob Mr.   Henry noch gesund und munter ist? Ich unterhalte mich noch ein bisschen mit Mr.   Robinson hier.»
    Sie standen an die Kühlerhaube von Bliss’ bescheidenem Nissan gelehnt. Lol hatte alles erklärt, so gut er konnte, und nur sehr wenig für sich behalten.
    «Zwei Tage?» Bliss pfiff leise vor sich hin. «Eine Vierzehnjährige wird seit
zwei Tagen
vermisst, und kein Arschloch sagt uns Bescheid?»
    «Jetzt warten Sie mal», sagte Lol erstaunt. «Das müssen Sie doch wissen. Sie haben doch mit den Eltern gesprochen.»
    Bliss sah ihn verständnislos an. «Ich hab mit überhaupt keinen Eltern gesprochen. Wir haben nur auf den Notruf eines jungen Mädchens reagiert. Klang so, als wären hier sämtliche Leute, die jemals ein Allan-Henry-Haus gekauft haben, zum Massenprotest aufmarschiert. Ich lag im Bett, bekam einen Anruf, das Zauberwort wurde in mein Ohr geflüstert, und weil ich schon immer mal nach Southfork kommen wollte, bin ich losgefahren.»
    «Ein junges Mädchen?»
    «Ich glaube nicht, dass es das vermisste Mädchen war, wenn Sie daran denken. Nur, damit ich es recht verstehe, Sie sagen, dass Allan Henrys Stieftochter weiß, wo dieses Mädchen ist?»
    «Das glauben jedenfalls die Eltern des Mädchens.»
    «Ich rufe gleich mal in Hereford an, damit wir wissen, ob die Eltern dort aufgetaucht sind. Hereford kann dann seinerseits Maßnahmen ergreifen. Was mich angeht, ich fühle mich viel wohler, seit ich weiß, dass sich Mrs.   Watkins mit dem Fall beschäftigt.»
    Lol sah ihm in die Augen. War das Sarkasmus, oder wollte ihm Bliss einen Bären aufbinden?
    «Ich
mag
diese kleine Lady», sagte Bliss. «Sie gibt sich immer unheimlich viel Mühe.»
    «Stimmt.»
    «Allan Henry ist da schon ein ganz anderer Zeitgenosse. Also ist keiner verletzt?»
    «Nicht dass ich wüsste.»
    «Klingt nicht, als hätte es sich gelohnt, dafür aus der Koje zu kriechen, was?» Bliss beugte sich vor und legte die Hände flach auf die Motorhaube. «Und   … hat Ihnen irgendwer das von Gerard Stock erzählt, Laurence?»
    Lol nickte.
    «War’s ’ne Überraschung für Sie?»
    «Schon.»
    «Kommen Sie, Lol, ich nehme hier keine verdammte Aussage auf.» Bliss richtete sich auf. «Sie haben ein paar Schritte Vorsprung vor mir – Sie kannten den Kerl, bevor er zum Mörder wurde. Das, was ich in den letzten paar Tagen über ihn erfahren habe, sagt mir, dass er überhaupt nicht der Typ war, der zuerst dichtmacht und sich dann selber abserviert. Jetzt ist er hin, und unsere Ermittlung hat sich damit eigentlich erledigt. Aber ich wüsste trotzdem gern, worum es in Wirklichkeit ging. Echt. Also: Worum ging es?»
    «Das fragen Sie
mich

    «Ja, tue ich. Ich frage Sie, weil Sie als Außenstehender vielleicht was anderes darin sehen. Und außerdem, weil, na ja, unsere Großmeisterin, Annie Howe   … ist heute Nacht eine ziemlichschwer beschäftigte Schneekönigin. Vermutlich ist sie sogar jetzt noch im Büro. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, sie ist eine gute Polizistin, super Erfolgsquote. Aber mit der Phantasie sieht’s bei ihr ein bisschen mau aus. Und ich sag Ihnen noch was: Annie hat vor, die ganze Sache Merrily anzuhängen. Und zwar komplett.»
    «Warum?»
    Bliss blinzelte. «Das ist eine gute Frage. Hab aber, ehrlich gesagt, noch nie drüber nachgedacht.
Warum
? Tja   … sie ist nicht religiös. Es nervt sie sogar ein bisschen, jetzt, wo sie in einer Kathedralenstadt arbeitet, mitzubekommen, was das alles kostet, und noch dazu sagt ihr der Polizeipräsident, dass sie mit den Kirchenoberen ein gutes Verhältnis pflegen muss. Und weibliche Pfarrer – also nicht, dass

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