Der Turm von Zanid
sei.
Fallons Abteilung war gerade von der Barfur-Straße in eine stinkende Gasse eingebogen, die sich im Zickzackkurs zur Bezirksgrenze hin zog, als ein Geräusch von vorn Fallon innehalten ließ. Den Finger zum Zeichen des Schweigens auf die Lippen gelegt, winkte er seine Leute heran. Lautlos schlichen sie bis zur nächsten Ecke, wo Fallon ihnen mit erhobener Hand signalisierte, dass sie anhalten sollten. Als er vorsichtig um die Ecke spähte, sah er, wie drei schräge Typen gerade dabei waren, einen Passanten gegen eine Häuserwand zu drängen. Einer hielt das Opfer mit einer Armbrust-Pistole in Schach, der zweite bedrohte es mit einem Schwert, während der dritte ihm seine Börse und Ringe abnahm.
Hier bot sich eine seltene Gelegenheit. Für gewöhnlich fand bei einem Raubüberfall die Wache lediglich das Opfer vor – entweder tot auf dem Pflaster liegend oder lebendig und über die Gesetzlosigkeit in der Stadt und die Unfähigkeit der Bürger wehr jammernd.
Da Fallon wusste, dass die Verbrecher, wenn er jetzt sofort losstürmte, in Hauseingängen und Seitengassen verschwunden wären, ehe er sie erreicht hätte, winkte er Cisasa zu sich und flüsterte ihm zu: »Lauf rechts um den kleinen Häuserblock und fass sie von der anderen Seite. Aber spute dich. Sobald wir dich kommen sehen, laufen wir ihnen von hier aus entgegen.«
Cisasa huschte davon wie ein Schatten. Fallon hörte das leise kratzende Trommeln der Krallen des Osirers auf dem Pflaster, das sich rasch entfernte. Das dinosaurierartige Wesen konnte doppelt so schnell rennen wie ein normaler Terraner oder Krishnaner. Und darin lag ihre einzige Chance, die Kerle zu erwischen. Ehe ein Mensch den Häuserblock umrundet hätte, wäre der Überfall längst vorüber und die Täter über alle Berge gewesen.
Das Klick-Klack der Krallen war jetzt wieder zu hören, wurde lauter, und schon bog Cisasa um die Ecke und stürmte mit gewaltigen Jabberwocky-Schritten auf die Missetäter zu. »Los!« rief Fallon und setzte sich mit den anderen in Trab.
Aufgeschreckt durch das Trommeln der Füße, wirbelten die Räuber herum. Fallon hörte das harte Schnappen der Armbrustsehne, doch in der Dunkelheit konnte er nicht erkennen, wem der Schuss gegolten hatte. Es gab auch kein Anzeichen dafür, dass der Bolzen überhaupt jemanden getroffen hatte.
Die Räuber sprangen in Deckung. Cisasa setzte zu einem gewaltigen Sprung an und landete mit seinen Vogelbeinen mit solcher Wucht auf dem Rücken des Armbrustschützen, dass dieser wie ein gefällter Baum mit dem Gesicht nach vorn auf das Pflaster krachte und dort benommen liegen blieb, alle viere von sich gestreckt.
Der große dünne Räuber mit dem Schwert rannte in der ersten Verwirrung in die Richtung, aus der Fallon und seine Männer heranstürmten, und blieb, als er diese gewahrte, schlitternd stehen, einen Moment unschlüssig, ob er kämpfen oder sich zur Flucht wenden sollte. Fallon sprang vor und stieß mit seiner Pike nach ihm. Er hörte das Klirren von Stahl und spürte, wie der Schlag durch den Schaft lief, als der Räuber parierte. Fallons zwei Krishnaner rannten unterdessen weiter und dem Burschen hinterher, der das Opfer bestohlen hatte und vorbei an Cisasa auf eine Seitengasse zuhetzte.
Fallon stieß und parierte mit seiner Pike, seinen Gegner geschickt zurückdrängend, immer darauf Acht gebend, dass dieser nicht mit der freien Hand den Schaft zu fassen kriegte und ihm womöglich die Waffe entriss. Nach einigem Hin und Her landete er, mehr aus Zufall, einen Treffer gegen den Schwertarm seines Kontrahenten. Das Schwert klirrte aufs Pflaster, und der Kerl drehte sich um und rannte los. Fallon sah, dass er kaum eine Chance hätte, den hochgewachsenen, langbeinigen Kerl bei einer Verfolgungsjagd einzuholen. Er riss blitzschnell seine Pike hoch und schleuderte sie wie einen Speer hinter dem Halunken her. Die Spitze der Waffe traf ihn genau zwischen den Schulterblättern und blieb dort stecken. Der Räuber lief noch ein paar Schritte weiter, dann taumelte er und hei hin.
Fallon rannte zu ihm hin, zur Vorsicht im Laufen sein Schwert zückend. Doch als er ihn erreicht hatte, lag er schon flach auf der Erde und hustete Blut. In diesem Moment tauchten auch die zwei Krishnaner wieder aus der Seitengasse auf, in die sie dem dritten Gauner nachgejagt waren. Ihren lauten Verwünschungen war zu entnehmen, dass ihnen der Kerl durch die Lappen gegangen war. Sie hatten die Geldbörse des Überfallenen sichergestellt, die der
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