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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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würde eine solche verlockende Summe bei mir tragen? Und zweitens: Wem in diesem stinkenden Pfuhl von einer Stadt könnten wir in einer geschäftlichen Angelegenheit vertrauen, die Qaath betrifft, zu dem die Balhibuma nicht gerade in brennender Liebe entflammt sind?«
    Fallon grinste. »Das ist etwas, auf das ich auch erst vor kurzer Zeit gekommen bin. Ihr habt einen Bankier hier in Zanid.«
    »Lächerlich!«
    »Ganz und gar nicht – es sei denn, du hast irgendwo einen Schatz in einem Loch in der Erde vergraben. Schon zweimal in jüngster Zeit ist dir bei einem Handel mit mir das Geld ausgegangen. Und beide Male hast du binnen einer oder zwei Stunden Nachschub auftreiben können. Während dieser zwei Stunden hättest du unmöglich nach Qaath reisen, das Geld abholen und wieder zurückfahren können. Aber für einen Besuch bei jemanden in Zanid hätte die Zeit mehr als gereicht. Und ich weiß auch, wer dieser Jemand ist.«
    »Ach, tatsächlich, Meister Antane?«
    »Tatsächlich. Wer in Zanid käme wohl am ehesten für euch als Bankier in Frage? Nun, ein Finanzmann, der Grund hat, König Kir zu hassen. Ich rief mir also ins Gedächtnis zurück, was ich über Zanids Bankhäuser weiß, und dabei fiel mir ein, dass vor ein paar Jahren Kastambang er-Amirut ein schweres Zerwürfnis mit dem Dour hatte. Kir hatte sich damals in die verrückte Idee verrannt, jeden seiner Besucher nur noch barfuss vorzulassen. Kastambang lehnte dieses Ansinnen ab, da er unter Plattfüßen leidet und Schmerzen bekommt, wenn er seine orthopädischen Schuhe nicht trägt. Er hatte Kir ein paar Jahre vorher einen Kredit von zweihunderttausend Karda gegeben, und nun nahm Kir seine Weigerung, barfuss zur Audienz zu erscheinen, zum Vorwand, ihm die gesamte Summe als Buße aufzuerlegen – und die Zinsen gleich dazu. Seitdem hat Kastambang nie wieder ein Geschäft mit dem Dour getätigt, und er ist auch nie wieder bei Hof erschienen. Logischerweise kann nur er dein Mann sein. Und wenn er noch nicht dein Bankier ist, dann könnte er es doch werden, nicht wahr? So oder so, ihn könnten wir doch gut mit der Verwahrung des Geldes betrauen.«
    Fallon lehnte sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und grinste triumphierend. Qais grübelte eine ganze Weile, das Kinn in die Hand gestützt. Dann sagte er schließlich: »Ich muss schon sagen, du bist in der Tat ein äußerst gerissener Fuchs, Antane. Du wärst glatt in der Lage, Dakhaq seinen Schatz direkt unter der Nase wegzuklauen – womit ich freilich weder die Richtigkeit deiner Schlussfolgerungen bezüglich Kastambang bestätigen möchte noch sagen will, dass ich mich auf deinen Vorschlag einlassen will, ihn zum Treuhänder zu bestellen. Bevor wir nun die gefährliche Brücke von Zung, die Himmel und Erde miteinander verbindet, weiter beschreiten, möchte ich zuerst von dir wissen, wie du überhaupt in den Safq zu kommen gedenkst.«
    »Ich dachte mir, wenn wir uns auf diesen Handel mit Kastambang einließen, würde er vielleicht als Gegenleistung jemanden aus dem Hut zaubern, der sich im Innern des Tempels auskennt. Wenn er beispielsweise einen abtrünnigen Priester des Yesht kennt … ich weiß, dass es solche gibt, obwohl sie es gesünder finden, diese Tatsache nicht gerade in der Öffentlichkeit herumzuposaunen … dann könnten er oder ich den Mann vielleicht dazu bringen, uns zu verraten …«
    »Was in dem Monument ist?« unterbrach ihn Qais. »Ha! Warum sollte ich dich in diesem Fall noch teuer bezahlen? Du würdest ja gar kein Risiko mehr eingehen! Dann könnte ich mir ja gleich selbst einen solchen Abtrünnigen suchen und ihm das Geld geben.«
    »Wenn du mich vielleicht ausreden lässt?« versetzte Fallon kühl. »Ich habe die Absicht, mir das Ding persönlich von innen anzusehen. Das ist was anderes als ein Bericht vom Hörensagen aus zweiter Hand, wenn dir der Unterschied klar ist. Und du wirst zugeben, dass meine Chance größer ist, lebend wieder rauszukommen, wenn ich vorher eine gewisse Vorstellung vom Innenleben des Monuments habe. Außerdem dachte ich mir, der Bursche könnte uns vielleicht etwas über das Ritual des Yesht erzählen, so dass ich verkleidet in den Tempel schlüpfen und an einem Gottesdienst teilnehmen könnte … Nun, weitere Einzelheiten werden sich von selbst ergeben, aber jetzt hast du schon mal eine ungefähre Vorstellung, wie ich die Sache anzufassen gedenke.«
    »Ja.« Qais gähnte ausgiebig und steckte damit den schläfrigen Fallon an. Dann stieß er

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