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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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was ihm gewissermaßen als Deckmantel für das ansonsten verdächtige Fehlen einer regelmäßigen Beschäftigung diente.
    Der andere erwiderte: »Ohne Euren guten Willen in Frage stellen zu wollen, mein Herr, bin ich mir doch bewusst, dass einer, der mich und meine Geschichte kennt, mir – so ihm der Sinn danach stünde – gewaltigen Schaden zufügen könnte.«
    »Ihr könnt sicher sein, dass ich keine solchen Absichten hege. Schließlich würde ich dadurch Euch ja auch wissen lassen, wer ich bin.«
    »Was Eure Identität betrifft, so habe ich ohnehin schon mehr als nur eine Ahnung«, versetzte der andere. »Eurem Akzent nach seid Ihr ein Terraner, und ich weiß, dass unser Gastgeber heute Abend nur wenige davon eingeladen hat. Ein wählerischer Zeitgenosse.«
    Fallon dachte einen Moment daran, sich auf sein Gegenüber zu stürzen und ihm die Maske herunterzureißen. Doch dann, so ging es ihm durch den Kopf, würde er womöglich ein Messer zwischen die Rippen bekommen. Und selbst unbewaffnet war der Kerl vielleicht stärker als er. Zwar war der durchschnittliche Erdenmensch aufgrund seiner Gewöhnung an die etwas größere Schwerkraft auf der Erde dem Durchschnittskrishnaner körperlich leicht überlegen, aber das traf beileibe nicht in jedem individuellen Fall zu. Außerdem war er nicht mehr der Allerjüngste.
    »Wie Ihr wollt«, sagte er. »Nochmals vielen Dank und auf Wiedersehen.« Er pochte gegen die Tür, durch die er hereingekommen war.
    Als sich die Tür öffnete, hörte Fallon, wie sein Gesprächspartner an die gegenüberliegende Tür klopfte. Dann ging er hinaus und folgte dem Diener durch den schwarz verhangenen Gang in den Raum zurück, wo er seine Verkleidung erhalten hatte. Sie wurde ihm jetzt wieder abgenommen.
    »Nun, ist alles zu Eurer Zufriedenheit verlaufen?« fragte Kastambang, der hereingehinkt kam. »Habt Ihr erfahren, was Ihr erfahren wolltet?«
    »Ja. Danke für die Nachfrage. Darf ich fragen, wie das Programm für den Rest des Abends aussieht?«
    »Ihr seid gerade rechtzeitig zurück, um den Raubtierkampf anschauen zu können.«
    »Ach?«
    »Ja, Raubtierkampf. Wenn Ihr zusehen wollt, lasse ich Euch von einem Lakaien in das Souterrain führen. Die Vorstellung ist ausschließlich für männliche Gäste; erstens weil wir ein so blutrünstiges Spektakel als ungeeignet für das schwächere Geschlecht erachten, und zweitens weil so viele von ihnen von euren terranischen Missionaren zu der Ansicht bekehrt worden sind, ein solches Schauspiel sei moralisch schlecht. Wenn unsere Krieger erst so verweichlicht sind, dass der Anblick von ein bisschen Blut ihnen Übelkeit verursacht, dann verdienen wir nichts anderes, als dass wir unter die Speere und Krummsäbel der Jungava fallen.«
    »Ich schau es mir gern an«, sagte Fallon.
     
    Kastambangs ›Souterrain‹ war ein unterirdischer Saal von den Ausmaßen eines kleinen Theaters. Ein Teil davon wurde von einer Bar, Spieltischen und anderen Annehmlichkeiten ausgefüllt. Der andere größere Teil, in dem der Raubtierkampf stattfinden sollte, bestand aus einer trichterförmig ausgeschachteten Vertiefung, die ringsherum mit Sitzreihen bestückt war. In der Mitte dieser Vertiefung befand sich, von der vordersten Sitzreihe durch ein hüfthohes Geländer getrennt, eine steilwandige zylinderförmige Grube von zwölf bis fünfzehn Metern Durchmesser und etwa sechs Metern Tiefe. Die Arena war von etwa fünfzig oder sechzig Krishnanern bevölkert. Die Luft war zum Schneiden dick von Ausdünstungen und Zigarrenrauch und erfüllt von lautem Stimmengewirr, das dadurch noch anwuchs, dass jeder in dem Bestreben, sich Gehör zu verschaffen“ seine Umgebung zu übertönen versuchte. Wetten flogen durch den Raum, Getränke schwappten, Tabaksqualm wehte.
    Als Fallon den Raum betrat, überschritten gerade zwei Gäste, die offenbar hitzig miteinander debattiert hatten, die Grenze von der verbalen zur handgreiflichen Auseinandersetzung. Einer fasste nach der Nase des anderen, woraufhin dieser sich nicht lumpen ließ und dem ersteren den Inhalt seines Maßkruges ins Gesicht schüttete. Der Nasenschnapper schüttelte sich prustend, fuhr mit der Hand nach seinem nicht vorhandenen Schwert und warf sich dann mit einem Wutschrei auf seinen Gegner. Gleich darauf wälzten die beiden Streithähne sich tretend, kratzend, krallend am Boden und rissen sich gegenseitig an ihren grünen Haarschöpfen.
    Sofort fuhr eine Schar kräftiger Lakaien resolut dazwischen und trennte sie. Der eine

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