Der Turm von Zanid
werden den Helden des Juru als Erkennungsmerkmal dienen und, mehr noch, ihre Köpfe schützen.
Des weiteren besteht die eigentliche Uniform der Juru-Kompanie – wie ihr wohl wisst – aus einer roten Jacke, um deren rechten Ärmel ein weißes Band genäht ist, und nicht so eine läppische Armbinde, wie ihr sie bei euren Streifengängen tragt. Wenn also einer von euch etwas in seinem Spind hat, das diesem lebenswichtigen Zweck dienen könnte, so soll er es hervorholen. Der Schnitt ist nicht wichtig, Hauptsache, es ist rot. Alsdann lasst von euren Schwestern und Jagainis weiße Bänder auf den rechten Ärmel nähen. Letzteres – versteht mich recht – hat nichts mit stutzerhaftem Ziergehabe zu tun; euer Leben kann von der Sorgfalt abhängen, mit welcher ihr diesem Befehl Inhalt verleiht!
Und noch etwas – ebenfalls eine Sache von Gewicht und Bedeutung! Den scharfen und allgegenwärtigen Ohren unserer Regierung ward zugetragen, dass Agenten und Spitzel des verruchten Ghuur gleich Spukgestalten in unserer geheiligten Stadt umherschleichen. Hütet also eure Zungen und gebt acht, falls ein Mitbürger ungewohnte Neugier für Dinge an den Tag legen sollte, die ihn nichts angehen! Sollten wir einen dieser Schurken bei seiner schleimigen Schändlichkeit ertappen, so wird sein weiteres Schicksal die Feder des Geschichtsschreibers erzittern lassen und noch auf Generationen die Leser in Grauen versetzen!
Und nun stellt euch zur Entgegennahme und Anprobe dieser antiken Kopfbleche in Reihe an. Möget ihr sie tragen gleich jenen Kämpen stark, die sie in den großen Tagen von ehedem zum Ruhme Balhibs trugen!«
Während er sich einreihte, um seinen. Helm in Empfang zu nehmen, dachte Fallon daran, dass Kordaq selbst am Morgen nicht sehr verschwiegen gewesen war. Und dann musste er nicht ohne ein inneres Schmunzeln daran denken, welch prächtigen Witz es abgeben würde, wenn er, Anthony Fallon, aufgrund einer Information, die er der Gegenseite verkauft hatte, ins Gras beißen müsste.
Auf dem Heimweg verschlug es Fallon einmal mehr in Savaichs Kneipe, und er verbrachte dort Stunden im Gespräch und Suff mit seinen Thekenkumpeln. Daher verschlief er am nächsten Morgen und musste die Beine in die Hand nehmen, um rechtzeitig zu seiner Verabredung mit Fredro im Terrao zu sein.
Unterwegs konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass eine unterschwellige Erregung die Stadt ergriffen hatte. Im Omnibus schnappte er Gesprächsfetzen auf, die sich ausnahmslos um die jüngsten Ereignisse drehten:
»… ja, sehr richtig, mein Herr. Es heißt sogar, die Jungava hätten ein Rudel Bishtare, doppelt so groß wie unsere, die sie in wilder Jagd durch die Linien ihrer Feinde treiben …« – »Mich dünkt, unsere Generäle sind Dummköpfe, weil sie unsere Jungs in die fernen Grasländer zum Kämpfen schicken! Wäre es nicht viel klüger zu warten, bis der Feind hier ist und ihn dann auf unserem eigenen Boden zu schlagen?« – »Diese ganze Betriebsamkeit und die Mobilisierung sind nichts weiter als eine Provokation gegenüber Ghuur von Uriiq. Wenn wir uns ruhig verhielten, würde er überhaupt nicht an uns denken …« – »Jaja, es ist schon ein verweichlichtes und degeneriertes Zeitalter. Zu unserer glorreichen Großväter Zeiten hätten wir dem Barbaren ins Gesicht gespuckt …«
Fallon traf den Archäologen an, wie er gerade dabei war, auf seiner kleinen Reiseschreibmaschine einen Artikel in seiner Muttersprache zu verfassen, die, wie Fallon bei einem Blick über Fredros Schulter bemerkte, hauptsächlich aus Zets, Jots und Wes zu bestehen schien. Fredros Kinn und Oberlippe waren noch immer mit Schnurr- und Ziegenbärtchen geschmückt. Wahrscheinlich hatte Fredro in seiner Zerstreutheit ganz einfach vergessen, sie sich abzunehmen.
Fallon quengelte so lange auf Fredro ein, bis er endlich aus seinem geistigen Nebel herausgetreten war, und dann gingen sie gemeinsam zum Atelier von Ve’qir, dem Exklusivausstatter. Nach einstündiger Wartezeit dortselbst machten sie sich mit den zu Bündeln zusammengerollten Roben unter Fredros Arm auf den Weg zu Fallons Haus. Ihr Omnibus ratterte gerade an Zanids Hauptpark vorbei, südlich des Justizgebäudes, zwischen Gabanj und Bacha, als Fredro Fallon beim Arm fasste und mit dem Finger zeigte.
»Da!« rief er. »Ist sich zoologischer Garten!«
»Na und?« sagte Fallon. »Denn kenn ich.«
»Aber ich nicht! Nie gäsehen zuvor! Kommen Sie, steigen wir aus, ja? Wir kennen Tiere bägucken und
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