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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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dort Mittagässen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, sprang der Pole von seinem Platz auf und lief die Stufen hinunter zum Heck des Fahrzeugs. Fallon folgte ihm unwillig.
    Ein paar Minuten später wanderten sie zwischen Käfigen mit Yekis, Shaihans, Karouns, Bishtaren und anderen Bewohnern der krishnanischen Wildnis dahin. Fredro zeigte mit dem Finger und fragte: »Was ist das fir eine Ansammlung? Muss ätwas Außergäwehnliches sein.«
    Vor einem Käfig hatte sich eine große Schar von Krishnanern versammelt. Wegen der Mittagshitze hatten sich die meisten ihrer Schals und Röcke entledigt und waren nackt bis auf Lendenschurz oder Hemd und Schuhwerk. Die beiden Terraner steuerten auf sie zu. Wegen der Menge, die sich vor den Gitterstäben drängte, konnten sie nicht sehen, was in dem Käfig war, doch über den Köpfen der Schaulustigen war eine übergroße Tafel an den Stäben angebracht. Mit Mühe konnte Fallon entziffern:
     
    BLAK BER – URSO NEGRO
    Heimat: Juneitit Stets, Nortamerika, Terra
     
    »Oh«, sagte Fallon grinsend. »An den erinnere ich mich. Ich habe seinerzeit den Artikel für die Rashm verfasst, als er als Junges hier ankam. Er ist Kirs ganzer Stolz und Freude. Kir wollte zuerst einen Elefanten von der Erde importieren, aber die Frachtkosten waren selbst für ein Elefantenbaby zu hoch für die Staatskasse.«
    »Aber was ist äs dann nun?«
    »Ein ganz ordinärer amerikanischer Braunbär. Wenn Sie sich mit den Ellbogen einen Weg durch die Menge bahnen wollen, um einen Blick auf einen fetten, schläfrigen, ganz gewöhnlichen Bären zu werfen …«
    »Värstehe, värstehe. Sähen wir uns die anderen Tiere an.«
    Sie ‚standen gerade über den Rand des Awal-Beckens gebeugt und beobachteten gebannt die zehn Meter langen Krokodil-Schlangen, die darin hin- und herschwammen (wobei, bedingt durch die relative Enge, die in dem Becken herrschte, das eine Ende des Monstrums bei jeder Bahn, die es zog, seinem anderen Ende jedes Mal in der Mitte des Beckens begegnete), als plötzlich von ferne dudelsackartige Musik hörbar wurde.
    Fallon wandte sich um und sagte: »Das hat uns auch noch gefehlt! Da kommt der König! Verflucht – ich hätte auch daran denken müssen, dass er fast jeden Tag herkommt, um die Tiere zu füttern!«
    Fredro reagierte gar nicht. Er war gerade vollauf damit beschäftigt, sich ein Staubkorn aus dem Auge zu entfernen, das der Wind hineingeweht hatte.

 
12
     
    D as Geräusch der königlichen Pfeifer und Trommler wurde lauter, und gleich darauf kam die ganze Prozession um die Ecke gebogen und schwenkte auf den Pfad ein, der an dem Bärenkäfig vorbeilief. Vornweg marschierten die drei Pfeifer und der Trommler. Die Pfeifer spielten auf Instrumenten, ‚die an schottische Dudelsäcke erinnerten, aber viel komplizierter waren. Der Trommler schlug zwei kupferne Kesselpauken. Hinter ihnen kamen sechs großgewachsene Gardisten in vergoldeten Harnischen – zwei mit elfenbeinverzierten Armbrüsten über der Schulter, zwei mit Hellebarden, die beiden letzten mit großen Zweihandschwertern.
    In ihrer Mitte schritt ein großgewachsener Krishnaner in vorgerückten Jahren, der sich beim Gehen auf einen juwelenbesetzten Krückstock stützte. Die Kleider, die er trug, waren von bemerkenswerter Pracht, jedoch äußerst schlampig angelegt. Sein Strumpfturban war locker und zudem schief gebunden. Die Schnürriemen seiner goldbestickten Jacke waren verheddert; außerdem trug er zwei verschiedene Stiefel. Im Schlepptau der Gardisten folgte ein halbes Dutzend buntgemischter Zivilisten, deren Gewänder im Wind flatterten.
    Die Menge vor dem Bärenkäfig hatte sich schon bei den ersten Pfeifentönen blitzschnell zerstreut. Jetzt waren nur noch wenige Krishnaner in Sicht, und diese sanken auf ein Knie.
    Fallon zerrte an Fredros Arm. »Runter mit Ihnen, verdammter Narr!«
    »Was?« Fredro glotzte ihn ungläubig aus einem geröteten, tränenden Auge an. »Ich soll mich hinknien? Ich bin ein freier Birger der Volksräpublik Polen, und vor niemand mich knieä …«
    Fallon zog sein Schwert halb aus der Scheide. »Sie knien sich jetzt sofort hin, alter Knabe, sonst stochere ich Ihnen was von Ihrer Füllung raus!«
    Murrend gehorchte Fredro. Doch als die Prozession genau auf ihrer Höhe angekommen war, blieb der exzentrisch gekleidete lange Krishnaner plötzlich stehen und bellte in scharfem Ton einen Befehl. Sofort hielt die Prozession an. König Kir starrte wie verhext auf das Gesicht von Dr. Julian Fredro, der

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