Der Turm von Zanid
immer häufiger vom Thema abschweifte und den roten Faden seiner Argumentation verlor.
Schließlich hatte er sich so verhaspelt, dass er resigniert abbrach und lallte: »… nein, mein guter Antane, hicks!, isch bin nur ein einfacher, wortkarger Scholdat, und kein Pfiloschof. Wenn ich scho redegewandt wäre wie … wie …«
Er verstummte und starrte ins Leere.
»Und Ihr habt einen Plan des Safq?« bohrte Fallon nach.
Kordaq produzierte ein etwas verunglückt wirkendes schalkhaftes Grinsen. »Habe ich d-das geschagt? Dasch wüschte ich aber. Aber dasch ein scholcher Plan ekschischtiert, leugne ich nicht.«
»Höchst interessant – falls es stimmt.«
»Sehweifelt Ihr etwa an meinem Wort, Unscheliger? Ich bin, der ich bin …«
»Aber, aber! Ich glaube an Euren Plan erst, wenn ich ihn sehe. Das ist doch nicht gesetzlich verboten, oder?«
»Gesetzlich verboten …«, lallte Kordaq stumpfsinnig nach. Er rätselte eine Weile an diesem Problem herum, dann schüttelte er den Kopf, wie als wollte er ihn wieder klar bekommen. »Schtörrisch wie ein – hicks! – Bishtar und schlüpfrig wie ein Fondaq, dasch ischt mein Kopulationsschwager Antane! Na schön, ich werde Euch diesen Plan zeigen, oder tschumindescht eine genaue Kopie davon. Werdet Ihr mir dann glauben?«
»Nun, eh, ja, ich denke schon.«
Kordaq ging schwankend ins Wohnzimmer. Fallon hörte, wie eine Schublade geöffnet und geschlossen wurde, und gleich darauf tauchte der Hauptmann wieder auf, ein Stück krishnanisches Papier in der Hand. »Dasch ist es!« sagte er triumphierend und breitete das Blatt auf dem Tisch aus.
Fallon sah, dass es sich um eine große Grundriss-Skizze vom Erdgeschoß des Safq handelte, wie er sogleich an der seltsam gebogenen Form der Außenwand erkannte. Die Zeichnung war nicht sehr deutlich, da sie mit einem krishnanischen Bleistift angefertigt worden war. Deren Miene bestand nämlich tatsächlich aus Blei und nicht, wie bei einem irdischen Bleistift, aus Graphit. Letzteres war nämlich ein auf Krishna vergleichsweise seltenes Mineral.
Fallon deutete auf den größten Raum auf der Skizze, der sich gleich an den Eingang anschloss. »Das, nehme ich an, ist der Haupttempel oder die Hauptkapelle?«
»Sicher weiß ich das nicht, denn ich war, wie Ihr wischt, noch nie drinnen. Doch scheint Eure Hypothesche im Einklang mit der göttlichen Gabe der Vernunft in Einklang zu schtehen, mein Teuerschter.«
Der Rest des Grundrisses bestand aus einem wahren Labyrinth von Räumen und Gängen, die wenig Bedeutung hatten, es sei denn, man kannte die Bestimmung jedes einzelnen Teiles oder hatte die Anlage gar besichtigt. Fallon starrte in voller Konzentration auf den Plan und versuchte, sich so viele Einzelheiten wie möglich einzuprägen. »Wie seid Ihr an den Plan gekommen?«
»Ach, das ischt eine luschtige Geschichte. Ein Mitglied unserer gelehrten Bruderschaft geriet einmal ausch Versehen in die geheime Nebenabteilung der königlichen Bibliothek, zu dem die Öffentlichkeit keinen Zutritt hat, und dabei stieß er zufällig auf eine ganze Kartei solcher Pläne, die allesamt wichtige Gebäude von Balhib zeigten. Schlau, wie er war, sagte er nichts davon, doch sobald er draußen war, fertigte er sofort eine Kopie aus dem Gedächtnis an, von welcher dieser Plan wiederum eine Kopie ist.«
Der Hauptmann steckte das Papier wieder weg und sagte: »Und jetzt wollt Ihr mich entschuldigen, lieber Kamerad, denn ich musch an die Arbeit. Bei Qarars Blut! Ich habe zuviel von diesem Zeug getrunken und muss zu Fuß gehen, damit ich wieder nüchtern werde. Lord Chindor würde es mir sehr übel nehmen, wenn ich wie ein betrunkener Osirer in die Kaserne geschwankt käme und über die Möbel stolperte. Wollt Ihr mit mir kommen?«
»Gern«, sagte Fallon und folgte Kordaq hinaus.
11
W as ist?« fragte Dr. Julian Fredro.
Fallon erklärte es ihm. »Alles ist für unsere Invasion des Safq bereit. Ich habe sogar den Grundriss des Erdgeschosses! Hier!«
Er zeigte Fredro den Plan, den er sofort aus dem Gedächtnis gezeichnet hatte, nachdem er sich von Kordaq verabschiedet und in einem Geschäft im Kharju einen Bleistift und einen Block besorgt hatte.
»Gutt, gutt«, sagt Fredro. »Wann gäht äs los?«
»Morgen Abend. Aber Sie müssen jetzt mit mir kommen, unsere Kostüme bestellen.«
Fredro machte ein gequältes Gesicht. »Aber ich schreibe gärade wichtige Räportage fir Przeglad Archeologiczny …«
Fallon machte eine abwehrende Geste. »Das kann
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