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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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das Starren unbeirrt erwiderte.
    »Oho!« schrie der König schließlich. »Es ist der verdammte Shurgez! Er ist zurückgekehrt, mich zu verhöhnen! Und er trägt auch noch den Bart, den er mir gestohlen hat! Ha! Ich werde den dreisten Frevler grün und blau prügeln!«
    Sofort scharte sich aufgeregt schnatternd wie eine Gänseherde das Zivilistengefolge um den König und versuchte ihn zu besänftigen. Kir schenkte ihnen keinerlei Beachtung. Statt dessen nahm er seinen Krückstock in beide Hände, fasste an’ das obere Ende und zog. Jetzt stellte sich heraus, dass es ein Schwertstock war. Die Klinge fuhr blitzend heraus, und der Dour von Balhib stürzte sich, die Spitze voran, auf Fredro.
    »Weg hier!« brüllte Fallon und rannte los, ohne abzuwarten, ob Fredro die Geistesgegenwart besaß, ihm zu folgen.
    An der ersten Wegbiegung riskierte Fallon einen raschen Blick nach hinten. Fredro war einige Schritte hinter ihm. Und dicht hinter ihm kam schon Kir, und hinter diesem, wie Perlen an einer Schnur, Pfeifer, Trommler, Gardisten, Zoowärter, alle wild durcheinander weise Ratschläge brüllend, wie man den übergeschnappten Monarchen wieder besänftigen könne, ohne dabei Majestätsbeleidigung zu begehen.
    Fallon rannte weiter. Seit er in Zanid lebte, war er erst zweimal im Zoo gewesen und kannte sich daher nicht gut aus. Als er an einer Wegkreuzung anlangte und ein Blick voraus erkennen ließ, dass der Weg, über den er lief, zwischen zwei Käfigen hindurchführte, entschloss er sich, geradeaus weiterzulaufen, um nicht durch das Abbiegen zuviel an Geschwindigkeit einzubüßen.
    Zu spät erkannte er, dass er sich auf einem Servicepfad für das Zoopersonal befand, der an je einer verschlossenen Tür in den beiden Käfigen mündete, die den Weg flankierten. Dort war der Weg zu Ende. Dahinter stieg das Gelände abrupt an und wölbte sich zu einer schroffen Felsenklippe, die gleichzeitig die rückwärtige Wand der beiden Käfiggehege bildete. Man konnte diesen Hang nur ein paar Meter weit erklimmen, ehe er für einen weiteren Anstieg zu steil wurde. Am obersten erreichbaren Punkt dieser Felswand waren die Qongholzstäbe, aus denen der Käfig bestand, nur etwa zwei Meter hoch, da der im Inneren des Käfigs gelegene Teil der Felswand so steil war, dass die Insassen ihn nicht erklimmen konnten.
    Fallon sah sich erneut um. Trotz seines Alters hielt Fredro sich noch immer dicht hinter ihm. König Kir kam soeben mit blitzender Klinge über die Wegkreuzung galoppiert. Es bot sich als Ausweg also nur noch der Felshang.
    Fallon ließ sich vom Schwung hinauftragen; bis er die Hände zu Hilfe nehmen musste. Als er mit dem Fuß auf einem schmalen Vorsprung Halt gefunden hatte, schaute er nach unten. Fredro war genau unter ihm, und der König schickte sich gerade an zu klettern, während das königliche Gefolge schnatternd über den Servicepfad getrabt kam, inzwischen beträchtlich angewachsen durch eine Horde schreiender Schaulustiger, die aus allen Richtungen herbeigeströmt kamen. Fallon hätte natürlich sein Schwert ziehen und die Attacke des Königs abwehren können. Doch in diesem Fall wäre die Garde schon aus Gründen der Staatsraison gezwungen gewesen, ihrem wahnsinnigen Herrn zu Hilfe zu eilen und Fallon zu überwältigen und festzunehmen.
    Der einzige Ausweg an diesem Punkt schien über den Zaun und in einen der Käfige. Fallon hatte nicht die Zeit gehabt, die Aufschriften vorn an den Käfigen zu lesen, und von seinem jetzigen Standpunkt aus konnte er nur die Rückseiten der Tafeln sehen. Der Käfig zur Rechten beherbergte ein Paar Gerkas, mittelgroße Fleischfresser, die mit dem größeren Yeki eng verwandt waren. Diese konnten sich durchaus als gefährlich erweisen, wenn ihr Käfig von Fremden betreten wurde. Und was immer in dem Käfig zur Linken sein mochte, es hatte sich zur Zeit in den hinteren Teil des Geheges zurückgezogen und war nicht mehr sichtbar.
    Fallon umklammerte die Stabspitzen zur Linken und zog sich hoch. Obwohl er nicht mehr der Jüngste war, schaffte er es, bedingt durch die im Vergleich zur Erde geringere Schwerkraft und sicherlich auch beflügelt durch die Todesangst, sich auf den oberen Rand der Umzäunung zu stemmen und sich rittlings draufzusetzen. Er beugte sich hinunter und streckte dem schweratmenden Fredro eine Hand entgegen. Dieser hielt noch immer das Bündel mit den Priesterroben an sich gepresst. Er reichte das Bündel Fallon zu, der es auf der Innenseite des Zaunes fallen ließ. Dort traf

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