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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Gebäude näher kamen. »Noch können Sie es sich überlegen.«
    »Da gibt's nichts zu iberlägen. Wie … wie viele Eingänge gibt es?«
    »Bloß einen, soweit ich weiß. Vielleicht gibt es einen unterirdischen Gang zur Kapelle, aber der würde uns auch nicht viel nützen. Jetzt passen Sie auf: Zuerst gehen wir vorbei und versuchen, einen möglichst tiefen Blick ins Innere zu erhaschen. Soweit ich weiß, haben sie neben dem Eingang einen Tisch, an dem man sich ausweisen muss. Aber mit den Roben müssten wir so reinkommen. Wir warten einen günstigen Moment ab, wenn keiner hinsieht, huschen blitzschnell hinter die Anschlagtafel und ziehen die Umhänge aus.«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Fredro ungeduldig.
    »Man könnte meinen, Sie können es gar nicht erwarten, bis man Ihnen die Gurgel durchschneidet.«
    »Wann ich denke an die Gäheimnisse da drinnen, die darauf warten, von mir äntdeckt zu wärden, dann mir ist alles ägal.«
    Fallon schnaubte und bedachte Fredro mit jenem vernichtenden Blick, den er für derart tollkühne Idealisten reserviert hatte.
    Der Spott, der in dem Blick lag, entging Fredro nicht. »Sie halten mich fir einen Vollidioten, nicht wahr? Nun, Mister Konsul Mjipa hat mir von Ihnen ärzählt. Hat gäsagt, Sie wären gänauso verrickt, wann es darum gäht, das Land zurickzukriegen, von däm Sie waren Kenig.«
    Fallon musste insgeheim zugeben, dass an diesem Vergleich viel Wahres war. Doch sie betraten in diesem Moment den Park, der den Safq umgab, und so hatte er keine Muße, diesen Gedanken weiter zu verfolgen.
    Fredro fuhr in leiserem Ton fort: »Krishna ist Paradies fir Archäologen. Seine Ruinen und Relikte repräsentieren mindestens dreißig- bis vierzigtausend Ärdenjahre Gäschichte – acht- bis zehnmal soviel wie iberlieferte Gäschichte auf der Erde – aber alles durcheinander, mit riesigen Zwischenreimen, und von dän Krishnanern salbst niemals gäwissenhaft studiert und ärforscht. Hier man misst gleichzeitig ein Schliemann, ein Champollion und ein Carnarvon sein …«
    »Psst, wir sind da!«
    Der Haupteingang des Safq war von Feuern erleuchtet. Sie flackerten in zwei großen Kohlenpfannen links und rechts neben der großen Flügeltür, die jetzt weit geöffnet war. Es herrschte ein reges Kommen und Gehen, sowohl von Priestern wie von Laien. Stimmen murmelten gedämpft, purpurschwarze Priesterroben wehten im Wind.
    Als Fallon und Fredro sich dem Eingang näherten, konnte Fallon über die Köpfe der Krishnaner hinweg in das von Kerzen und Öllampen matt illuminierte Innere sehen. Ein paar Mal, als der Strom der Kommenden und Gehenden sich für einen Moment lichtete, konnte er den Tisch sehen, an dem der Priester saß, der mit Hilfe eines Verzeichnisses die Eintretenden kontrollierte.
    Seit der Einführung der Fotografie auf Krishna waren die Yeshtiten dazu übergegangen, an ihre akkreditierten Gefolgsleute Ausweismarken auszugeben, die ein kleines Foto des Besitzers zeigten. Fünfzehn bis zwanzig Laien standen vor dem. Tisch in einer Schlange, die über das Eingangsportal hinaus bis auf die Straße reichte.
    Fallon schlenderte unauffällig nahe an das Portal heran und hielt Augen und Ohren offen. Mit Erleichterung sah er, dass sich seine Vermutung bestätigt hatte: Die Priester zwängten sich durch die Menge der Wartenden am Portal, ohne sich bei ihrem Kollegen am Tisch auszuweisen. Offenbar war die Vorstellung, dass ein Laie auf die Idee kommen könnte, sich in eine Priesterrobe zu hüllen, so undenkbar, dass man dagegen gar keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen hatte.
    Niemand schenkte Fallon und seinem Begleiter Beachtung, als sie zum Anschlagbrett schlenderten und so taten, als studierten sie es. Als sie eine Minute später wieder hinter dem Brett hervorkamen, sahen sie aus wie zwei ganz gewöhnliche Yeshtpriester dritten Ranges. Die Regenumhänge lagen zusammengerollt auf der Erde im Schatten hinter dem Brett. Beide hatten ihre Robenkapuzen übergezogen, so dass auch ihre Gesichter fast gänzlich im Schatten lagen.
    Mit klopfendem Herzen steuerte Fallon auf den Eingang zu. Die in der Schlange wartenden Laien machten ihm ehrfürchtig Platz, so dass er sich gar nicht erst hindurchzudrängen brauchte. Fredro folgte ihn so dichtauf, dass er ihm fast in die Hacken trat.
    Sie gingen durch die zerschrammten Bronzeflügel des großen Portals.
    Vor ihnen ragte von links her eine Trennwand vor, die nur einen schmalen Zwischenraum zwischen sich und dem Tisch des Türstehers offenließ.

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