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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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sprossen. Er streckte seine Hand nach einem der Äste aus und griff ins Leere. Seine Lippen verzogen sich zu einem wehmütigen Lächeln. Dann wandte er den Kopf und sah Ancor und die attraktive grünhäutige Sine Anura an, die ihn neugierig beäugten.
    »Seid Ihr ebenfalls nur Schatten und Illusion?« fragte er. Seine Beherrschung war in Anbetracht der Umstände bemerkenswert.
    »Nein, wir sind völlig real«, versicherte ihm Ancor, der eine Waffe auf den Brustkorb des Mannes gerichtet hatte. »Jetzt sagen Sie mir, wer Sie sind und was Sie hierher führt.«
    Der Fremde lächelte ein zweites Mal wehmütig. »Das sollte eigentlich ich Sie fragen. Mein Name ist Carim Carim und ich lebe hier. Genauer gesagt gehört mir das ganze Land ringsum. Und jetzt, da Sie meinen Namen wissen, lassen Sie mich die Ihren erraten.« Er blickte bewundernd das strahlendgrüne Mädchen an. »Sie müssen Maq Ancor sein, und bei dieser entzückenden Erscheinung kann es sich nur um Sine Anura handeln. Und wenn ich mich nicht irre, ist sie engelianischer Abstammung.«
    Ancor riß die Waffe ruckartig nach oben. »Woher, zum Teufel, kennen Sie unsere Namen?«
    »Das war nicht schwer herauszufinden. Was ich nicht kenne, ist der Grund Ihrer Reise.«
    »Wir sind eine Expedition des Instituts für Solaristik«, sagte Ancor. Er musterte Carim Carim genau, um zu sehen, welche Reaktion seine Aussage hervorrief.
    »Eine interessante Erfindung«, sagte Carim Carim und wischte Ancors Aussage beiseite. »Aber vielleicht kennen Sie ja nicht einmal selbst die Wahrheit.«
    »Wieso halten Sie meine Behauptung für eine Erfindung?«
    »Weil wir seit langer Zeit wissen, daß man jemand schicken würde und in wessen Auftrag.«
    »Wie können Sie das wissen?«
    Carim Carim lächelte ungezwungen. »Sehen Sie, Maq Ancor, wir haben eine Menge zu besprechen. Ich bin bereit, Ihre Fragen zu beantworten, aber nicht solange ich hier liege und eine Waffe auf meine Brust gerichtet ist. Ich möchte Sie alle in meinen Haushalt einladen. Dort können wir miteinander reden.«
    Ancor blieb ungerührt.
    »Seit unserem Eintreffen hat man bereits zweimal versucht, uns umzubringen. Wenn wir mit Ihnen kommen, was garantiert dann unsere Sicherheit?«
    »Ich gebe Ihnen mein Wort. Wir hatten nicht geglaubt, daß Sie auf die Dienste eines derart mächtigen Beschützers zurückgreifen können. Jetzt zweifeln wir nicht länger daran. Ich wage, vieles herauszufordern, aber nicht Zeus.«
    »Fahren Sie mit Ihrem Fahrzeug voraus«, sagte Ancor. »Und wir folgen Ihnen in unserem Schiff. Aber vergessen Sie eines nicht: Wir verfügen über eine Vielzahl von Waffen, und beim geringsten Hinweis auf einen Verrat werden wir davon Gebrauch machen. Haben wir uns verstanden?«
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ich glaube, es gibt auf der ganzen Schale kein einziges Gerät, das dafür konstruiert wurde, einen Menschen zu töten. Wir benötigen so etwas nicht.«
    »Verrat braucht keine Waffen«, sagte Ancor. »Manchmal genügt bereits ein Gedanke.«
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über Carim Carims Lippen. »Und was würden Sie dann unternehmen? Eine weitere Sonne auf mich schleudern?«

 
Kapitel 16
     
    Die Triebwerke liefen auf niedriger Stufe und hoben das Schiff langsam auf ungefähr zwanzig Meter Höhe, wo es schwebte und darauf wartete, daß Carim Carim mit seinem Luftkissenfahrzeug losfuhr. Dies war die erste Gelegenheit für den Schalenbewohner, ohne die Störung der Holo-Illusion die Shellback in ihrer ganzen, kantigen Häßlichkeit zu betrachten. Carim Carim stand, die Hände in die Hüften gestemmt, auf dem offenen Feld und verfolgte den Start des Schiffs mit einem interessierten Schmunzeln. Als die Shellback ihre Warteposition erreicht hatte, winkte er ihr überschwenglich zu und lief zu seinem Luftkissenfahrzeug.
    »Und über was zerbricht sich mein alter Löwe jetzt den Kopf?« fragte Sine Anura. Ancor kauerte in der Beobachtungskuppel und blickte ernst auf ihren Führer hinunter, dessen roter Hut sich leuchtend von dem Braun und Grün der Landschaft abhob.
    Ancor schüttelte den Kopf, und seine lange, rote Mähne loderte um seinen Kragen. Er wirkte wie ein riesiges Raubtier, das zum Sprung ansetzte.
    »Irgend etwas stimmt hier ganz und gar nicht, Sine. Ich traue Carim Carim nicht, er ist einfach zu gefaßt, zu ausgeglichen.«
    »Er kam als Botschafter, Maq. Sind das nicht genau die Eigenschaften, die man von Botschaftern erwartet?«
    »Sine, er fragte uns, ob wir noch eine

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