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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Stelldichein, deren freistehende Stützpfeiler lediglich die Aufgabe zu haben schienen, das Design abzurunden. Der Komplex in seiner Gesamtheit war einem König würdig, und Carim Carim bedeutete ihnen mit überschwenglichem Winken, auf einem kleinen, weißen Hof zwischen den Gebäuden zu landen. Dem Lächeln auf seinen Lippen nach zu urteilen gefiel er sich sehr in seiner Rolle.
    Ancor überblickte nachdenklich die Szenerie. »Keine Straßen«, sagte er, »keine Rollbahnen, keine Exosphärenlandefelder. Carim Carim und seine Mitmenschen haben keine Möglichkeit, diesen Ort zu verlassen, wenn sie nicht über Hubschrauber verfügen. Wenn es im Umkreis von tausend Kilometern eine Stadt gäbe, wäre sie uns nicht entgangen, also scheiden Luftkissenfahrzeuge als Transportmittel aus. Das hier wird mit jeder Minute abenteuerlicher. Ich will, daß ihr euch alle bewaffnet; das Schiff wird mit Grav-Fesseln gesichert, damit niemand es betreten oder bewegen kann. Am wichtigsten ist aber, daß wir wachsam bleiben.«
    »Worauf achten wir?« fragte Tez.
    »Auf das, was unserem Gastgeber einen derartigen territorialen Vorsprung vor der übrigen Menschheit gibt, was immer das auch sein mag. Auf alles, was uns einen Hinweis auf den Tyrannen geben könnte.«
    Carim Carim empfing sie in der prachtvollen Halle eines der größeren Gebäude. Das luxuriöse Innere stand in vollem Einklang mit der verspielten Extravaganz der Fassade: Die gehalt- und phantasievollen Muster der Wandteppiche, Gemälde und Ornamente, ja selbst ihre Anordnung verrieten die Hand eines Genies.
    »Willkommen in Seonasere! Mein Haushalt steht zu Ihrer Verfügung. Ihre Räume wurden vorbereitet, und meine Roboter werden Ihnen jeden Wunsch erfüllen.«
    »Das ist in der Tat ein eindrucksvoller Ort«, sagte Ancor. »Wie viele Menschen leben hier?«
    »Menschen?« Carim Carim runzelte kurz die Stirn, dann lächelte er plötzlich wieder. »Hier bin nur ich. Ich habe jede Menge Roboter. Was sollte ich mit Menschen anfangen?«
    »Wie wäre es mit etwas, das man menschliche Gesellschaft nennt?« fragte Ancor.
    »Ah, ich wußte es! Eine andere Philosophie. Wir müssen darüber reden. Ich entnehme Ihrer Bemerkung, daß Sie glauben, ein Mensch könnte keine sinnvolle Beziehung zu einer Maschine haben?«
    »So ungefähr.«
    »Was für eine entzückend schräge Vorstellung! Ich freue mich darauf, Sie eines Besseren zu belehren. Aber das Essen wird bereits vorbereitet, und Sie möchten sicher vorher baden und ausruhen. Kommen Sie, die Roboter werden Ihnen die Räume zeigen.«
    Während sie ihren mechanischen Führern die reich verzierten Treppen hinauf und die überladenen, von Nischen gesäumten Gänge entlang folgten, taxierte Ancor den Roboter, der mit bedächtigen Schritten vor ihm herstapfte. Die Maschine entsprach menschlichen Proportionen, war aber schlanker, und die Koordination ihrer Muskeln konnte problemlos mit der Ancors mithalten. Man hatte nicht versucht, sie mit menschlichen Zügen zu versehen, und die gewundene, metallene Gesichtsplatte war wahrscheinlich für die Strahlen durchlässig, die ihre Sensoren zur Orientierung verwandten. Der bläuliche Körper des Roboters war ein eindrucksvolles Beispiel an Ingenieurskunst. Er schien aus einer gehärteten Stahllegierung zu bestehen, war aber gleichzeitig so fein gearbeitet, daß sich die Glieder bewegten, als ob sie aus lebendem Muskel beständen, und die Beweglichkeit der Finger war schlicht verblüffend. Ancor versuchte, die Stärke und Reaktionsschnelligkeit des Roboters abzuschätzen, und kam zu dem Ergebnis, daß er in einer Auseinandersetzung mit ihm den kürzeren ziehen würde. Seine Finger schlossen sich unwillkürlich um den Griff seiner Waffe. Die Aussicht, in unmittelbarer Nähe eines Wesens zu schlafen, das tödlicher war als er selbst, erbaute Ancor nicht im geringsten.
     
    In der überhitzten, abgedunkelten Zelle auf der Mars-Schale hielt das Wesen, das mehr Maschine als Mensch war, wieder sein Lebenserhaltungssystem vor dem Terminalanschluß an. Im Licht der einsamen Lampe schien der tausendadrige Anschluß in einem einzigen goldenen Punkt zu verschmelzen, der eine geradezu hypnotische Wirkung auf Land-a ausübte. Sein Gesicht verwandelte sich in eine Maske aus Schweiß und Anspannung; sein Kragen war durchnäßt. Die Anzeigen der verschiedenen Überwachungssysteme blinkten ausnahmslos grellrot, die lebenswichtige Synchronisation seiner künstlichen Körperfunktionen stand unmittelbar vor dem

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