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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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erwiderte Tweed und biß in sein Brot, während Hornberg Bier in die Gläser schenkte.
    »Und jetzt, mein Freund, erzählen Sie mir vielleicht, warum Sie nach Ornö fahren wollten.«
    »Weil ich glaube, daß Procane auf dieser Route nach Finnland hinübergehen wird. Ich habe die Karte von Skandinavien genau studiert, und mir fiel auf, daß euer Archipel sich in den Bottnischen Meerbusen hinein und bis zum Archipel von Abo – oder Turku, wie die Finnen es nennen – erstreckt. Für ein schnelles Motorboot wäre das eine Sache von Stunden. Und dann sind da noch die U-Boote, die in der Gegend lauern.«
    »Sie können recht haben. Und warum Ornö?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich würde damit eine Informationsquelle preisgeben.« Tweed beeilte sich weiterzureden. »Aber jetzt, da wir hier sind, bin ich erst recht davon überzeugt. Nach Dalarö haben wir von der Stadtmitte aus kaum eine Stunde gebraucht. Procane kann hier sein, bevor wir bemerkt haben, daß er vermißt wird.«
    »Das klingt logisch.« Hornberg verzehrte sein zweites Brot. »Ich werde Leute herbeiordern, um die Angestellten der Fähre unter Beobachtung zu halten.«
    »Zurück zu General Dexter. Geht er wirklich allein in den Straßen von Stockholm spazieren?«
    »Natürlich nicht.« Hornberg lächelte. »Er wird’s nicht wissen, aber drei meiner besten Leute folgen ihm. Ich lasse Sie wissen, was sie mir berichten.«
    Um der Kälte zu begegnen und das Haus auszulüften, hatte Hornberg in einem aus Ziegeln gemauerten Kamin in der Ecke des Zimmers Birkenscheite entzündet. Die Feuerstelle hatte einen Kupferschirm, der den Rauch abführte. Sie aßen, tranken Bier, und Hornberg redete über seine beruflichen Erfahrungen.
    Tweed hörte zu, fühlte sich wohlig zufrieden und fern von allem, genoß das Knistern der brennenden Holzscheite. Wieder dachte er an die Ruhe dieses Platzes, beneidete den Besitzer des Hauses.
    Stille, vollkommene Stille …

30
    Magda Rupescu hatte eine Tarnjacke an, ihre Hosen steckten in kniehohen Stiefeln mit Gummisohlen. Sie näherte sich dem Haus wie ein Jäger, der sich an ein Wild heranpirscht. Von ihrem Hals baumelte ein Fernglas, im Gürtel steckte eine Luger. Der Saab stand verborgen auf einem Seitenpfad.
    Das Glas an die Augen hebend, suchte sie das gesamte Gebiet ab.
    Sie registrierte den Volvo am Straßenrand oberhalb der zum Haus hinunterführenden Stufen. Sie sah die aus dem Schornstein senkrecht in die unbewegte Luft aufsteigende Rauchsäule. Beide Männer mußten im Haus sein.
    Sie bewegte sich näher heran, abgestorbene Zweige knisterten unter ihren Absätzen. Sie stand still und wartete, daß sich etwas bewegte. Es war bloß eine Annahme, daß die Männer sich im Haus befänden.
    Lebhaft erinnerte sie sich jenes Nachmittags beim deutschen Bundesnachrichtendienst.
    An den Moment, in dem Tweed wortlos den Raum betrat. An die entnervende Art, in der er – ach, so langsam – um sie herumgegangen war. Wie er stehenblieb, genau hinter ihr. Ein schlauer Fuchs. In diesem Augenblick hörte sie das Quietschen der Vordertür, die geöffnet wurde …
    »Ich glaube, ich werde mir die Beine vertreten, ein bißchen allein umherwandern. Wenn Sie nichts dagegen haben«, schlug Tweed vor.
    »Danke für die Hilfe beim Wegräumen. Machen Sie nur einen Spaziergang; ich werde die Heizkörper und dergleichen überprüfen«, stimmte Hornberg zu. »Dann fahre ich Sie rund um die Insel. Wir müssen auf dem Rückweg noch einmal hier vorbeikommen, um sicherzugehen, daß das Feuer ausgegangen ist.«
    Tweed beachtete die Stufen nicht, sondern brach sich einen Ast als Stock und arbeitete sich den steilen Hang hoch. Der Boden war von halb aus dem Erdreich herausragenden Steinen bedeckt, die mit Flechte bewachsen waren, und Tweed achtete sehr darauf, wohin er trat.
    Sein Gehör war ausgezeichnet, und er war sicher, etwas gehört zu haben; Hornberg hatte es offenbar nicht wahrgenommen. Das Geräusch eines Motors, der bei der Fahrt über schwieriges Gelände ständig auf höhere Tourenzahl gebracht wurde. Auf der Fahrt von Hässelmara hatte Tweed bemerkt, daß die von der geteerten Straße abzweigenden Wege voll von Buckeln und Furchen waren.
    Es hatte ganz so geklungen, als führe ein Wagen nicht weit vom Haus über solche Hindernisse.
    Er suchte sich seinen Weg zwischen Birken und Kiefern und über Gestein, wich Heidekrautbüscheln aus, die ihn an Fahrten über die Bergheiden von Dartmoor erinnerten. Lautlos bewegte er sich weiter,

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