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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Nord-Hafen, Süd-Hafen …«
    »Vom Süd-Hafen fahren die Schiffe ab, von denen ich gesprochen habe. Je nach Bestimmungsort von einem anderen Pier …«
    »Dieses hier, Laila?«
    »Die Estnische Schiffahrtslinie.«
    »Wenn ich also zum Hafen gehe, kann ich sämtliche Auslaufzeiten in Erfahrung bringen? Eine Frage, die sich von selbst ergibt. «
    »Ich könnte das für Sie erledigen. Ich glaube, Sie sind recht müde – warum bleiben Sie nicht einige Tage weg von Helsinki und ruhen sich aus? Es ist sehr friedlich hier.«
    Es war sehr friedlich. Das einzige Geräusch war das leise Plätschern winziger Wellen, die gegen vereinzelte Zungen schmutziggrauen Landes schlugen, das in den See – nein, das Meer – hineinragte. Da und dort waren weitere Anlegestege ins Wasser gebaut. An eine davon war ein Ruderboot mit hellrotem Innenverbau angebunden, das leicht auf den Wellen schaukelte.
    »Hat Alexis außer von diesem Adam Procane noch von etwas geredet?« fragte er.
    »Ja.« Laila dachte konzentriert nach, dabei verdrehte sie die Augen hinter den Brillengläsern. »Das Gespräch war komisch, sie sprang vor und zurück, sagte, sie habe Gerüchte gehört, daß einige russische Offiziere vom militärischen Abwehrdienst ermordet worden wären – erwürgt, jenseits des Wassers.«
    »Was meinte sie damit?«
    »Das sagte sie nicht – bloß: jenseits des Wassers. Das wäre dann Estland. Wir haben auch diese Gerüchte gehört. Ich versuchte der Sache nachzugehen, witterte eine Story. Ich versuchte jemanden von der Mannschaft eines estnischen Schiffes auszufragen, aber er wurde ängstlich und wollte nichts darüber sagen.«
    »Militärische Abwehr? Sie meinen den GRU?«
    »Richtig. Dann änderte Alexis wieder das Thema und stellte mir über die Inseln fast dieselben Fragen, die Sie mir gestellt haben.«
    »Sie sagen, es seien Tausende von Inseln.«
    »Ja. Viele davon sind kaum mehr als abgeflachte runde Felsen, die aus dem Wasser ragen. Das Segeln durch die Meerengen kann gefährlich werden, und man kann sich leicht verirren, wenn man nicht einen Fischer mithat, der den Weg um die Felseneilande kennt.«
    »Sie kennen einen solchen Mann?«
    »Ja. Ein guter Freund. Warum?«
    »Sie könnten ihn mir vorstellen, falls ich ihm ein paar Fragen stellen möchte?«
    »Kein Problem. Aber ich glaube immer noch, Sie sollten sich ein ruhiges Wochenende gönnen. Sie sehen erschöpft aus.«
    »Ich glaube, dem muß ich beistimmen. Eine letzte Frage noch.
    Man nimmt an, daß Alexis auf einer einsamen Straße außerhalb Helsinkis von einem Wagen überfahren worden ist. Kennen sie eine Art Geisterburg oder Geisterschloß, sehr alt, mit Türmen, hoch auf einem Hügel stehend – irgendwo außerhalb von Helsinki?«
    »Eine Burg? Sie meinen, in der Art wie eure englischen Burgen und Schlösser? Ich war einmal in England und habe Windsor Castle und Warwick Castle gesehen. Wunderbar – aber so etwas haben wir nicht in Finnland. Ich glaube, Sie würden lachen, wenn Sie wüßten, was wir Schloß nennen.« Sie drehte sich auf ihrem Sitz um, und ihre Schulter preßte sich gegen die von Newman.
    »Eigenartig – aber dieses Gespräch erinnert mich so sehr an das mit Alexis Bouvet.«
    »Weil wir natürlich in ähnlicher Weise miteinander reden«, sagte er leichthin, um weitere Fragen abzuwehren.
    Er dachte an einen Satz von Laila – »… sie sprang vor und zurück«. Er glaubte mit ziemlicher Sicherheit zu wissen, was Alexis da inszeniert hatte. Sie hatte mit Themen um sich geworfen, so daß Laila nicht durchschauen konnte, hinter welcher Sache sie wirklich her war. Er schaute aufs Meer hinaus und versuchte die Bruchstücke zusammenzusetzen.
    Morde an GRU-Offizieren in Estland. Die Erwähnung von Adam Procane. Die Fragen nach den Inseln. Nichts davon schien zusammenzugehören. Jedes ein Thema für sich, zufällig zur Sprache gebracht, mit nichts zu verbinden.
    »Es wird gleich stark regnen«, bemerkte Laila. »Vielleicht gehen wir besser zum Hotel zurück.«
    »Von mir aus. Wieso wissen Sie das?«
    »Schauen Sie über die Bucht – man sieht es kommen.«
    »Das Wetter ändert sich hier schnell.«
    »Das ist Finnland. Wir haben starken Regen, aber wenn er aufhört, wird es wieder schön.«
    Die niederen Wolkenbänke in einiger Entfernung, schwarz wie die Pinienwälder, die die Bucht wallartig umgaben, bewegten sich rasch auf Helsinki und das Hotel zu. Ein dunkler, seidiger Vorhang vor der jenseitigen Küste zeigte bereits den Regen an. Sie eilten auf dem

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