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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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allein gestellt im hohen Norden herumtrieb. Was in Lailas Berichten über ihre Gespräche mit Alexis und mit Newman als einzige Gemeinsamkeit – abgesehen von den Archipeln – ins Auge fiel, das war Estland.
    Wenn Newman in seiner gegenwärtigen Gemütsverfassung an Bord der
Georg Ots
ging und nach Tallinn fuhr, dann hatte Tweed wenig Hoffnung, jemals wieder etwas von ihm zu hören.

11
    Mauno Sarin stand steif und mit wachsamer Miene hinter seinem Schreibtisch, als seine Tochter in sein Büro kam. Der Chef der Sicherheitspolizei war Anfang der Vierzig, einsfünfundachtzig groß und braunhaarig. Sein schmaler Backenbart reichte bis zu den Koteletten. Normalerweise saß in den blauen Augen hinter den Brillengläsern der Schalk, doch als er jetzt für Laila einen Stuhl hervorzog, schien ihm jeder Sinn für Humor abhandengekommen.
    »Ist dir klar«, begann er, »daß du mit deinen Artikeln eine Menge Ärger machst? Nicht genug mit einem – es sind sogar zwei.«
    »Ich tu nur meinen Job«, sagte Laila gepreßt. »Und ich finde es ärgerlich, wenn du mich zu Hause anrufst und wie eine Verbrecherin herzitierst.«
    »Also, Laila, das ist Unsinn.« Sarin setzte sich hinter seinen Schreibtisch und bemühte sich, liebenswürdig und überzeugend zu reden. »Ich fragte dich, ob du nicht herkommen und mich sehen wolltest – es ist lange her, daß wir miteinander gesprochen haben.«
    »Und das Gespräch wird im Handumdrehen ein Verhör. Im Speziellen: was habe ich getan, um das Mißfallen der Polizei zu erregen?«
    »Du mußt am besten wissen, daß Finnland gegenüber den Russen in einer schwierigen Position ist. Erstens, du stutzt dir da einen Artikel über den Tod dieser unglücklichen französischen Journalistin zurecht …«
    »Ich
stutze
nichts zurecht«, brach es aus ihr heraus. »Ich halte mich an die Fakten!«
    »Du deutest an, daß Alexis Bouvet möglicherweise nicht auf einer einsamen Straße außerhalb von Helsinki gestorben ist. Und du machst viel Aufhebens wegen der fehlenden Leiche.«
    »Nun, wo ist die Leiche?«
    »Ich habe keine Ahnung«, gestand ihr Vater. »Weiß Gott, die Polizei hat danach gesucht. Aber du kennst unsere Wälder – sie nehmen kein Ende.«
    »Und ebenso ohne Ende ist dem Mißfallen, meinen Beruf betreffend. «
    »Laila, wir alle müssen Kompromisse schließen. Finnland gibt es als unabhängiges Land nur deshalb, weil die Finnen gelernt haben, sich mit Moskau zu arrangieren.«
    »Ein Reporter arrangiert sich nicht mit den Fakten.«
    »Was für Fakten?« Sein Ton war noch immer ruhig und freundlich. »Nehmen wir die zweite Geschichte – die über die Gerüchte eine Reihe von Morden an GRU-Offizieren in Estland betreffend.
    Gerüchte sind keine Fakten.«
    »Und du hast nichts über diese Morde gehört?«
    Sarin zögerte. Er war leger gekleidet, trug dunkelbraune Kordhosen und eine Windjacke, die er jetzt auszog und über die Stuhllehne hängte. Das verschaffte ihm Zeit zum Nachdenken.
    »Hast du jetzt genug Zeit gewonnen, um dir eine Antwort auszudenken?« fragte Laila.
    »Das war nicht nett, aber vergessen wir, was du gesagt hast. Ja, ich habe von den Gerüchten gehört. Wenn ich dir dazu einiges sage, versprichst du, es nicht zu schreiben?«
    »Nein! Ich lasse mich nicht knebeln!«
    »Immer alles nach deinem Willen.« Der Anflug eines Lächelns huschte über Maunos Gesicht. »Wie immer. Was durchaus in Ordnung ist. Wir sind zwei erwachsene Menschen, die sich auf gleicher Ebene unterhalten.«
    »Was hast du jetzt vor?«
    »Nichts. Laila! Wirst du nie imstande sein, meinen Beruf von meiner Beziehung zu dir zu trennen?«
    »Ich bin sehr beschäftigt. Sag mir, warum du mich herzitiert – hergebeten hast, und dann gehe ich.«
    »Ich muß wissen, aus welcher Quelle deine Information über die Gerüchte von den GRU-Morden stammt.«
    »Ich gebe nie Informationsquellen preis.« Ihr Mund schloß sich krampfhaft.
    »Die Regierung ist ernstlich besorgt.«
    »Die Regierung kann mich!«
    »Du kannst Schwierigkeiten bekommen, bei denen ich dir nicht mehr helfen kann.«
    »Hat Moskau die Story dementiert?« fragte sie.
    »Bis jetzt nicht«, gab er zu.
    »Normalerweise dementieren sie innerhalb weniger Stunden, nachdem eine Geschichte gedruckt erschienen ist. Diesmal sind sie clever. Sie hoffen, die Sache geht unter, wenn sie sie ignorieren.
    Sie wollen die Leute nicht abschrecken, Ausflüge nach Estland zu unternehmen. Sie brauchen Devisen.«
    Er saß da und beobachtete sie wortlos. Was sie sagte,

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