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Der Überraschungsmann

Titel: Der Überraschungsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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wiedersehen, und sie mich auch nicht, denn sie hatte ja ihren Kapitän geheiratet.«
    »Aber da war sie schon schwanger. Von dir.«
    »Es hätte aber auch ganz anders sein können!«
    Er räusperte sich und blinzelte eine Träne weg. Dann packte er mich an den Schultern und schüttelte mich: »Barbara! Ich beschwöre dich! Du bist die einzige Frau, die ich liebe! Ich will keine zerrüttete Familie!«
    Das hätte ihm wirklich eher einfallen können, schoss es mir durch den Kopf.
    Sein Griff wurde fester. »Denk doch an die KINDER !«
    »Ich habe immer an die Kinder gedacht«, sagte ich ernst. »Au, du tust mir weh!«
    Wie hatte Frau Dornwald gesagt? Zu viel geliebt. Das Band ist überdehnt und zerrissen. Lassen Sie ihn gehen.
    »Du zerreißt die Familie, wenn du gehst!« Volker schien Gedanken lesen zu können, doch ich konnte seine vorwurfsvolle Stimme nicht mehr ertragen. »Ich zerreiße die Familie? Wenn ich gehe, dann nur um einen letzten Zipfel Selbstachtung wiederzuerlangen!« Ich wollte weglaufen, doch meine Beine waren schwer wie Blei.
    »Ich kann dir und den Kindern so viel bieten! Ein Leben als Arztgattin! Da würden sich andere Frauen alle zehn Finger danach lecken!«
    »Ich lecke mir keinen einzigen«, antwortete ich. »Was soll ich als Arztgattin in einer Luxusvilla, wenn ich darin belogen, betrogen und ausgenutzt werde?« Ich rang mir ein frostiges Lachen ab. »Nein, Volker, dieser Preis ist mir zu hoch.«
    »Aber das können wir doch wieder ändern! Wir engagieren eine Haushälterin! Du rührst keinen Finger mehr! Ich schwöre dir, dass ich mir Zeit für dich nehme! Wir werden reisen, und ich werde dich auf Händen tragen!«
    Ich schnaubte. »Dazu ist es zu spät, Volker. Du weißt, dass ich dir nie mehr vertrauen kann.« Ich zuckte traurig mit den Achseln. »Mein Lebensbaum steht auf verfaultem Boden!«
    »Lebensbaum! Welcher Guru hat dich denn infiziert! Bitte, gib mir noch eine Chance!« Volker raufte sich verzweifelt die Haare. Er war völlig durch den Wind.
    »Die Chance habe ich dir damals gegeben, in der Weihnachtsnacht. Weißt du noch? Als ich die Überweisung an Lisa gefunden habe. Wenn du mir damals die Wahrheit gesagt hättest …« Ich vergrub meine Hände noch tiefer in den Taschen. »Es hätte wehgetan. Unendlich weh. Aber ich hätte dir verziehen. Lieben heißt verzeihen können. Ich glaube, wir hätten es noch einmal zusammen geschafft. Weißt du, mein Herz ist so voller Liebe gewesen: für dich, für Lisa, für Fanny, für unsere Töchter, ja sogar für deine Söhne …« Jetzt schossen mir wieder die Tränen in die Augen. Entschlossen blinzelte ich sie weg. »Wir hätten vielleicht einen Weg gefunden. Eine Lösung. Etwas, womit wir alle hätten leben können. Wir hätten uns neu sortieren, Fehler eingestehen, klare Vereinbarungen treffen, Lösungen finden können. Das alles habe ich gerade in einem fantastischen Seminar gelernt. Menschen MACHEN Fehler. Man kann lernen, sie einzugestehen, sich dafür zu entschul digen. Man kann lernen, zu verzeihen. Aber dann kam deine Lüge. Erst die Lüge mit Sven. Und dann die Lüge mit Nathan. Sogar den wundervollen Emil hast du am Telefon verleugnet.«
    »Ja, verdammt!«, schrie Volker und hielt sich die Ohren zu. »Ja, was macht denn ein Mann, wenn er auf frischer Tat ertappt wird? Er erfindet eine Notlüge! Eins ergab sich aus dem anderen! Wie konnte ich denn wissen, dass diese Lisa nebenan einzieht? Dass du sie gleich ins Herz schließt und ihr Kind an dich reißt? Wie sollte ich ahnen, dass du unter Nathans Bett staubsaugst?!« Er fuhr sich verzweifelt mit allen zehn Fingern durch die Haare. »Ich habe doch immer nur schnellstmöglich reagiert!«
    »Pech«, sagte ich nur und wandte mich ab. Jetzt bloß nicht weich werden!
    »Ich flehe dich an, unserer Ehe noch eine Chance zu geben!« Inzwischen schwammen Volkers Augen in Tränen, und seine Stimme zitterte. Ich hatte ihn noch nie weinen sehen, und er hörte sich wirklich reumütig an. »Ich liebe nur DICH , Barbara!«
    Aber er hatte mich belogen. Ganz systematisch, und das über Jahre hinweg. Das hämmerte ich mir immer wieder ein wie ein Mantra. Das konnte ich nicht mehr schönreden. Ich atmete ein paarmal tief durch. Dann hob ich den Kopf. »Wie haben deine Söhne es aufgenommen?«
    »Emil ist ganz auf deiner Seite«, sagte Volker verlegen. »Er will sich ein paar Kommilitonen suchen für eine WG in der Stadt.«
    Ich atmete scharf aus. »Und Nathan?«
    »Der zieht jetzt endgültig zu seinem

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