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Der Überraschungsmann

Titel: Der Überraschungsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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hielt endlich die Klappe. Und das tat ich dann auch.
    Volker hielt sein Versprechen und kümmerte sich um den Scheidungsanwalt. Er kannte ihn aus dem Lions-Club. Der Mann hatte schon seine Scheidung mit Wiebke geregelt.
    »Der soll auch einen ordentlichen Unterhalt erstreiten«, stachelte ich ihn an. »Sven muss für sein Kind zahlen. Darauf musst du bestehen.«
    »Natürlich.« Volker rieb sich erschöpft die Stirn. »Ich werde das schon regeln.«
    »Schließlich musst du ja für Wiebke und die Jungs auch zahlen«, fügte ich hinzu. Längst hatte ich meine Idee bereut, dass WIR uns für Lisas Kind finanziell verantwortlich fühlen sollten! Man konnte es auch übertreiben! Das war doch alles unterhaltsrechtlich klar geregelt, egal in welchem Land der Welt sich der Kindsvater aufhielt!
    »Sven muss zahlen! Da gibt es doch so eine Düsseldorfer Tabelle!«, redete ich mich in Rage. »Je mehr ein Mann verdient, desto mehr muss er an Unterhalt zahlen. Lass ihn bloß nicht davonkommen! Eigentlich müsste Sven auch deine ganzen ärztlichen Behandlungen bezahlen«, legte ich noch nach. »Du solltest ihm für deine Bemühungen saftige Honorarnoten schicken!«
    Mir fiel wieder ein, dass Lisa im Krankenhaus ein Einzelzimmer gehabt hatte. Also war Sven ja wohl bestens versichert!
    »Herzerl, lass das mal meine Sorge sein. Du kümmerst dich um den ganzen Schwangerschaftskram und ich mich um den Schriftkram, einverstanden?«
    »Klar, Liebster. Danke, dass du das machst. Wie du weißt, habe ich mit Scheidungen keine Erfahrung. Danke, dass ich darüber nie und nimmer nachdenken muss!« Ich umarmte meinen Mann heftig und achtete darauf, dass ich ihm nicht wieder ins Gesicht fasste.
    »Passt schon. Wenn du immer schön brav bist, musst du das auch nicht.«
    »Ich BIN immer schön brav. Was möchtest du heute zum Abendessen?«
    »Das überlasse ich vollkommen meiner Frau. Du bist die beste Köchin der Welt.«
    »Und du bist der beste Ehemann der Welt. Ich beneide mich selbst um dich …«
    »Dann geh jetzt, und lass mich hier in Ruhe arbeiten, ja?«
    Volker gab mir einen Klaps auf den Po. »Sei so lieb und mach die Tür zu. Ich habe hier noch Gutachten zu diktieren.«
    Je näher der Geburtstermin rückte, desto aufgeregter wurden wir. Ich war mit Lisa bei den Vorsorgeuntersuchungen gewesen, ja sogar bei der Schwangerschaftsgymnastik. Allerdings hielt Lisa das für »lächerlichen Firlefanz«, und als sie gesehen hatte, wie sich dort junge werdende Väter auf Medizinbällen rumwälzten, war das Thema für sie erledigt.
    »Ich kann atmen, das lernt man als Sängerin, also was soll ich da mit diesen Typen rumhecheln? Außerdem hat meine Mutter ein Kind nach dem anderen gekriegt, und ich weiß nur eins: Es ist noch keines dringeblieben.«
    Lisa war nun gar nicht mehr bange. Auch ihre Weinattacken waren wie weggeblasen. Seit sie mit Volker die Beruhigungsübungen – autogenes Training und so – gemacht hatte, war sie wie ausgewechselt. Jetzt stellte sie sich entschlossen den Herausforderungen des Lebens. Heimlich war ich stolz auf Volker. Er war einfach ein toller Arzt. Wenn er bei allen seinen Patienten solche Erfolge hatte, konnte ich mir schon vorstellen, warum er so gefragt bei ihnen war.
    Ja, meine kleine Lisa hatte im letzten halben Jahr viele Klippen überwunden – ihre Selbstzweifel, ihre Trennung von Sven, ihr Lampenfieber, die große Partie an der Oper –, da würde sie die Geburt auch noch schaffen. Außerdem hatte sie uns. Unsere Familie stand wie eine Eins hinter ihr. Sie hatte best möglichen ärztlichen Beistand. Sie hatte eine mütterliche Freundin mit viel Erfahrung. Sie hatte … lauter kreative Namensvorschläge! Schade, dass sie bei diesem Frühstück nicht dabei war.
    »Jennifer! Natascha! Laura! Lea! Lena! Hanna!«, übertrumpf ten sich die Mädchen gegenseitig. Sie hatten natürlich mehrere Lenas, Leas und Hannas in der Klasse.
    »Aber so heißen doch alle«, sagte Leonore ungnädig. »So etwas Würdeloses und Unreifes! Dumme Modenamen!«
    Die Mädchen kicherten. »Mama, was findest DU schön?«
    »Charlotte und Pauline.« Ich strahlte meine Mädchen an.
    »Ach komm, Mama! Jetzt mal im Ernst! Was COOLES !«
    »Den Namen hat immer noch Lisa zu bestimmen.«
    »Aber die ist ja gerade nicht hier! Los, lasst uns Vorschläge sammeln!« Emil zog schon sein schmuddeliges Notizbuch aus der Tasche.
    Leonore fand »Kunigunde« schön, »Adelheid« und »Gudrun«.
    »Okay …?« Emil notierte alles unter seinen

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