Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Überraschungsmann

Titel: Der Überraschungsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
Vom Netzwerk:
lag ein Anflug von Stolz. »Du bist eine wundervolle Gastgeberin. Diese Party wird noch lange Stadtgespräch sein.«
    Zu meinem Erstaunen zauberte er einen Blumenstrauß hervor, den er hinter der Küchentür versteckt hatte, überreichte ihn mir und drückte mir einen Kuss auf den Mund.
    Ich strahlte vor Freude. »Ja, das haben wir. Danke, dass du dich so wunderbar um Lisa gekümmert hast.« Ich steckte meine Nase in die Blumen. »Auf Sven können wir verzichten!«
    Lächelnd griff Volker nach einem Bier und trank direkt aus der Flasche. »Inzwischen habe ich mich damit abgefunden, dass sie dir so viel bedeutet. Ich finde sie ja selbst ganz süß.«
    Ich war dermaßen erleichtert, dass ich fast laut lachen musste. Wieso war ich da nicht schon früher draufgekommen? Männer müssen immer das Gefühl haben, dass eine gute Idee IHRE IDEE war. Schon fühlte ich mich tausendmal besser. »Gib auch mal her, die Flasche«, sagte ich grinsend.
    Nun hatte ich meinen Volker also endlich da, wo ich ihn haben wollte.
    Lisa gehörte fest zu unserem Leben dazu.
    » Willst du dem Vater deines Kindes nicht noch mal eine Chance geben?«
    Ich war drüben bei Lisa und half ihr bei der Einrichtung des Kinderzimmers. Ich hatte noch eine ganze Menge Strampler und gut erhaltene Kindersachen von Charlotte und Pauline gefunden und bot an, sie in die neu erworbene Babykommode einzuräumen.
    »Vorausgesetzt, du willst sie überhaupt haben. Ich will sie dir nicht aufdrängen.« Ich musste lachen. »Wiebke wollte mir auch die naturbelassenen Muttermilchstuhlstrampler von Nathan und Emil überlassen. Rate mal, was ich mit denen gemacht habe.«
    »Kamin«, sagte Lisa knapp.
    »Genau«, erwiderte ich. »Machst du das mit meinen Sachen auch?«
    »Hab keinen Kamin!«, meinte Lisa.
    Sie sah rührend aus mit ihrem Bäuchlein, das nun deutlich sichtbar war, in dem warmen Rolli, den sie unter ihrer weiten Latzhose trug, während sie Svens ehemaliges Arbeitszimmer eifrig mit Babymotiven ausmalte. Da sie Rosa kitschig fand, hatten wir uns auf sonniges Gelb mit hellblauen und zartgrünen Tapeten geeinigt. Die Bühnenbildnerin vom Landestheater hatte ihr allerlei Material zum Improvisieren zur Verfügung gestellt. Jetzt, in der Schwangerschaftspause, hatte sie Zeit. Ihre Rolle wurde nun von der B-Besetzung gesungen.
    Lisa hielt inne, von ihrem Pinsel tropfte Farbe auf die Zeitungen, die wir ausgelegt hatten. Als wäre sie mit den Gedanken ganz woanders, sah sie mich forschend von der Seite an. »Redest du von Sven?«
    »Ich weiß, dass ich dich mit solchen Fragen nerve«, sagte ich entschuldigend. »Aber ihr habt euch doch mal so geliebt.«
    Ihre Augen schwammen in Tränen.
    »Du hättest noch mal auf Schiff gehen können.«
    Sie presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
    »Ihr hättet noch einmal reden müssen.«
    »Damit ich der Tussi in die Arme laufe, mit der er da an Bord ein Verhältnis hat? Hochschwanger? Und sich alle kaputt lachen?«
    »Bist du denn sicher? Gibt es eine solche … Tussi?«
    »Vielleicht mehrere. Ich war naiv und bescheuert, ihm zu vertrauen.«
    »Er hat dich geliebt, Lisa.« Ich nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Irgendwas muss passiert sein. Sag es mir.«
    »Er hat mich betrogen.« Trotzig klatschte Lisa Farbe an die Wand. »Wozu hätte er sonst Kondome gebraucht? Und ich Trot tel habe gedacht, dass er mir treu ist, dass er nur mich liebt …« Lisa ließ den Pinsel sinken. Gelbe Farbe troff auf ihre Turnschuhe. »Ich wollte EINMAL , dass einer NUR MICH liebt. Aber das sollte wohl nicht sein. Ich muss immer teilen, aber das habe ich ja als Kind schon gelernt.«
    »WIR lieben DICH «, sagte ich warmherzig. »Unsere ganze Familie liebt dich. Du hast unser Herz erobert. Du ganz allein.«
    »Ich liebe euch auch«, sagte Lisa leise und fuhr sich mit dem Handrücken über die Nase.
    »Aber ihr seid eben was anderes. Ich wollte einen Mann. Ganz für mich allein.«
    Ich nahm sie in den Arm. »Es tut mir so leid, Lisa. Ihr wart so ein Traumpaar …«
    »Ihr doch auch!«, antwortete sie unwirsch.
    Ich wertete das als hilflose Trotzreaktion und ließ diese unsinnige Bemerkung einfach so im Raum stehen. Bald würde sie ganz allein mit dem Kind dastehen. Und genau das Leben führen, vor dem sie geflohen war: Kindergeschrei, wenig Schlaf, keine Bühne, kein Beifall, keine Reisen. Dafür durfte sie in unserer Großfamilie den Platz der ältesten Schwester einnehmen. Na, danke, der Kreis hatte sich für Lisa geschlossen.
    Besser, ich

Weitere Kostenlose Bücher