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Der unausweichliche Tag - Roman

Der unausweichliche Tag - Roman

Titel: Der unausweichliche Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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omelette aux crèpes . Veronica bestellte eine Karaffe vom einheimischen Rosé. Anthony setzte seinen alten Krickethut auf. Der Himmel war wolkenlos.
    Anthony bestellte das Omelett und danach die Forelle. Er aß bedächtig, lud immer nur wenig auf die Gabel, dekorierte jeden Bissen ästhetisch perfekt mit ein paar der köstlich angemachten Salatblätter. Der Wein war sehr kalt, trocken und leicht, und auch ihn trank er bedächtig, denn er wollte das vollkommene Gleichgewicht dieser exquisiten Augenblicke nicht durch gierige gourmandise seinerseits stören.
    Ihm war bewusst, dass er schon sehr lange nicht mehr so nah am Glücklichsein gewesen war wie jetzt. Glücklich. Er wagte es, dieses Wort aus dem Märchen zu denken. Er fühlte sich ähnlich einverstanden mit seinem Leben wie früher, wenn er auf einer Auktion erfolgreich geboten hatte. Und diese Berge, dieses langgestreckte, majestätische Tal mit seinem uralten Fluss … all das, so sagte er sich, war zumindest nicht vergänglich. Wenn er sein Leben hier in dieser Gegend noch einmal beginnen könnte, wären sie seine prächtigen Gefährten. Die Schönheit, die er in seinem neuen Haus kreieren würde, für seine Lieblinge und mitihnen, fände – Tag für Tag, zu allen Jahreszeiten – ihre Entsprechung draußen vor seinen Fenstern.
    Zu Veronica gewandt, sagte er: »Das hier ist der Ort, V. Hier möchte ich sein. Ich setze auf die Cevennen.«
    Veronica lächelte. Ihre Nase war von der Sonne gerötet. »Nun«, sagte sie und versuchte, Kitty in ihr Lächeln mit einzubeziehen, »das ist okay. Nein, es ist sogar hervorragend. Wir müssen jetzt nur noch nach einem Haus schauen.«
    Anthony wurde noch etwas anderes klar. Er hatte eigentlich an ein kleines Haus gedacht, mit einem bescheidenen kleinen Stück Land, gerade groß genug, dass V ihm ein hübsches Gärtchen anlegen konnte. Aber dieses Bild änderte sich jetzt. Mittlerweile stellte er sich etwas Stattlicheres vor, etwas mit hohen Decken und einer großen Küche, mit Räumen, für die er kühne Lichteffekte ersinnen könnte. Räumen, die die edelsten Stücke seiner Sammlung von Lieblingen – so viele, wie er sich als Privatbesitz leisten konnte – zur Geltung bringen würden. Und auf dem Grundstück müsste genügend Platz für einen Swimmingpool sein. Ein Pool würde sein Leben verlängern helfen. Oh, und ganz viel Land. Jetzt wünschte er sich auch Land. Gar nicht so sehr, weil es ihn vor der neidischen Welt abschirmen sollte, sondern weil er der neidischen Welt etwas Neues zum Beneiden bieten wollte.
    Seine Pläne wuchsen und gediehen und vervielfältigten sich in seinem Kopf: Gästetrakte, eine Badehütte, eine Sauna, ein Irrgarten, eine Wildblumenwiese … Er merkte, dass Kitty ihn anstarrte, als könnte sie seine extravaganten Gedanken lesen und als verfolgte sie auch schon eine Strategie zu ihrer Zerschlagung. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sagte: »Was denkst du, Kitty?«
    Sie blickte weg, sah in die Ferne, zu den Gipfeln der Berge. Sie hatte eine Stupsnase, die wahrscheinlich früher »süß« genannt worden war, ihrem Gesicht aber jetzt etwas Plattgedrücktes, Pekinesenhaftes verlieh.
    »Wieso mietest du dir nicht erst mal etwas?«, erwiderte sie. »Und schaust, ob du dich überhaupt daran gewöhnen kannst, so auf alles zu verzichten.«
    Mieten? Was für eine unsinnige, fantasielose Idee! Und was sollte dieses »Alles«, von dem sie da faselte? Kitty Meadows hatte doch nicht die blasseste Vorstellung von dem, was ein Anthony Verey für wichtig hielt – oder gehalten hatte, sie würde es sich auch nie vorstellen können. Und er würde ihr ganz gewiss nicht die Wahrheit über sein »Alles« verraten: dass es, anscheinend unwiderruflich, auf einem langen, gewundenen Irrweg zu einem »Nichts« geworden war. Weil er nämlich fest entschlossen war, wieder danach zu greifen, sich alles zurückzuholen, und niemand würde sich ihm dabei in den Weg stellen, schon gar nicht Kitty Meadows …
    »Ich möchte nicht mieten«, sagte er. »Ich möchte ein Haus finden und mich ihm dann auch entsprechend widmen. Und das möchte ich, bevor es zu spät ist.«
    »Zu spät?«, fragte Kitty. »Was meinst du damit?«
    »V weiß, was ich meine«, sagte er, »stimmt doch, Liebes, oder?«
     
    Er meinte die Zeit, wie Kitty sehr genau wusste. Er wollte etwas Großartiges, Neues in die Welt setzen, ehe ihm die Jahre noch mehr zusetzten, ehe er gezwungen sein würde, auch die letzten Eitelkeiten abzulegen. Und das war

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