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Der unbeugsame Papagei

Der unbeugsame Papagei

Titel: Der unbeugsame Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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nachdem auf dem Gummi die Augen erschienen waren. Und das hieß, dass man eben unter jenen Arbeiterinnen suchen musste, die an diesem Tisch arbeiteten oder die Figuren an dem langen Tisch zusammenklebten.
    „Genosse Kontrolleur“, erklang neben ihm die angenehme Stimme der Aufsichtführenden der Abteilung. „Schauen Sie!“
    Dobrynin wandte sich um.
    Die Frau hielt einen bereits geklebten Rotarmisten in den Händen.
    „Hier“, sie wies auf das Ende der Gewehrmündung, „bleibt eine Öffnung zum Aufblasen. Stöpsel werden in einer anderen Abteilung hergestellt, sie liegen hier in dem Korb. Und so, wenn der Kleber getrocknet ist, nehmen wir das fertige Stück, setzen es mit der Öffnung hier drauf …“
    Die Aufsichtführende zog die Figur auf einen dünnen Schlauch, der flach an dem Rand des Tisches befestigt war. Dann drückte sie mit dem Fuß auf ein Pedal unter dem Tisch, und der Rotarmist schwoll jäh an, als er sich mit Luft füllte.
    Dobrynin trat vor Überraschung einen Schritt zurück.
    „Dort, unter dem Tisch“, sprach die Frau, „befinden sich der Talk-Dosierer, ein Mischer und Kohlenstoff unter Druck. Und jetzt ist das Stück fertig.“
    Schon im Hinausgehen, blieb Dobrynin noch kurz stehen, betrachtete scharf die mit ihrer Arbeit beschäftigten Frauen, nickte sich selbst zur Antwort auf irgendeinen Gedanken zu und verließ die Produktionshalle.
    An diesem Abend, als die Arbeiter schon fort waren, beschlossen Dobrynin und Sofrontow, sich die Produktionshalle noch einmal genau anzusehen. Sie war ziemlich sauber und die Luft war nun klar, was Dobrynin erstaunte.
    Trotzdem sie alle Ecken und Oberflächen sorgfältig überprüften, konnten Dobrynin und Sofrontow nichts Verdächtiges finden.
    Sie kehrten in die Kaderabteilung zurück, kochten sich einen Tee und dachten nach.
    „Auf jeden Fall hast du darin recht, dass die, die am Aufwickler und an der Schneidpresse arbeiten, die Löcher nicht stechen konnten“, sagte der Personalleiter. „Komm, wir streichen sie gleich aus der Liste.“
    Und Sofrontow zog die Liste aus der Schublade, überflog mit dem Blick die Nachnamen, nahm einen Bleistift und begann durchzustreichen, wobei er die Namen laut nannte, von denen jeglicher Verdacht genommen war: „Solodowa … Kormuchina … Wolodina … Koschkina … Belopolskaja … Schecherewa und Schtscherbak … Lipkina auch … Es bleiben zwanzig … Wenn man ihre Beurteilungen und Personalakten betrachtet, dann denke ich, als Erstes müssen wir die Kusnezowa, die Matrossowa und die Morosowa überprüfen … sie kommen aus religiösen Familien, weißt du, auch wenn sie Komsomolzinnen sind.“
    Während sie Tee tranken, kam dem Volkskontrolleur ein Gedanke.
    „Hör mal“, sagte er und stellte die Tasse, die er gerade hochgehoben hatte, auf den Tisch zurück. „Kommandieren wir doch von diesen Arbeiterinnen vier vormittags und vier nachmittags je in andere Abteilungen ab …“
    Sofrontow kniff die Augen zusammen und zuckte verständnislos die Achseln.
    „Wozu?“, fragte er.
    „Waplachow prüft die Qualität, und wenn vormittags oder nachmittags irgendwann alle Rotarmisten heile Augen haben, heißt das, die Täterin war unter den vier, die zu der Zeit in der anderen Abteilung waren.“
    „Du bist ja ein schlauer Fuchs!“, sagte Sofrontow beifällig. „Und dabei siehst du ganz harmlos aus! Wir müssen es nur dem Direktor sagen.“
    Sie riefen den Direktor an, der jedoch war nicht in seinem Zimmer.
    „Hör mal, vielleicht rufen wir den Major an?“, schlug Dobrynin vor.
    Major Sokolow war da. Der Plan gefiel ihm sehr gut, und er bat sie darum, dass sie ihm bis zum Morgen die Liste der Verdächtigen abschrieben.
    Als er nach Hause ins Wohnheim zurückgekehrt war, unterrichtete Dobrynin den verschlafenen Urku-Jemzen über den Ablauf der folgenden Tage.
    In dieser Nacht schlief er tief und fest, ganz im Gegensatz zu Waplachow, der eine Schicht für zwei abgeleistet hatte und sich noch im Schlaf den Gummigeschmack aus dem Mund räusperte. Das half jedoch nicht einmal, und so wälzte er sich von einer Seite auf die andere, wachte auf, um wieder in einen leichten Dämmer zu fallen, der jedes Mal mit einem Anfall von Übelkeit endete.
    Am Morgen wurden auf Befehl des Fabrikdirektors die ersten vier Frauen der Liste in die Luftballon-Abteilung abkommandiert.
    Ein ermüdendes Warten ergriff Besitz von Dobrynin, und obwohl er erkannte, dass er nun auch in den Kontrollraum gehen und, während er so wartete,

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