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Der unbeugsame Papagei

Der unbeugsame Papagei

Titel: Der unbeugsame Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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Volkskontrolleur, alle Muskeln anzuspannen. Dennoch war die Anstrengung vergeblich. Ihn wie einen Baumstamm durch die Luke hinauszuschieben, gelang Dobrynin und Waplachow wegen der angezogenen Beine des Toten nicht. Die Luke war zu eng.
    Sie ließen ihn wieder zu Boden. Als Dobrynin sich umdrehte, stieß er an einen der sitzenden toten Soldaten, und dieser kippte gleichfalls auf den Eisenboden, der unter dem Schlag laut erdröhnte. Dem Volkskontrolleur wurde übel, die Hände zitterten ihm, sein Herz pochte wild. Wieder wehte die Todeskälte ihn an.
    „Wie müssen die Beine geradebiegen!“, sagte leise der Urku-Jemze, der sich über die Leiche gebeugt hatte.
    Sie hoben den eingefrorenen Körper hoch und legte ihn mit dem Gesicht nach unten wieder ab.
    Weiter redeten sie mit den Augen, keinem von ihnen war danach, die Worte laut auszusprechen.
    Der Urku-Jemze kauerte sich hin, dann drückte er seine Knie auf den Rücken des Toten, während Dobrynin nach einem tiefen Seufzer die Stiefel des Liegenden packte und zu sich her zog. Ein Bein ergab sich mit einem unnatür­lichen Knirschen und streckte sich fast vollständig aus. Nun packte der Volkskontrolleur das zweite mit beiden Händen und riss es zu sich her, so fest er nur konnte. Ein furchtbares Ge­räusch, als würde der Ast eines Baumes brechen, ertönte in der Kabine. Der Volkskontrolleur verzog das Gesicht und taumelte zurück.
    Jetzt lag der Leichnam gerade.
    Nachdem sie einen Augenblick Atem geschöpft hatten, hoben Dobrynin und Waplachow ihn aufs Neue hoch und schoben ihn nach draußen. Dann kletterten sie hinaus, legten ihn auf den Schnee und kehrten in die Kabine zurück.
    Mit den beiden Soldaten, die im Panzer geblieben waren, mussten sie sich mehr als eine Stunde abquälen.
    Endlich hatten sie die froststeifen Körper geradegebogen, die Soldaten aus dem Panzer gezogen und legten sie neben den Schlitten, zu ihrem Kameraden.
    Die Sonne sah starr, mit verschleiertem, milchig-weißem Blick auf sie herab.
    Die Hunde lagen ruhig im Schnee, als ginge die Kälte sie nichts an.
    Der Urku-Jemze rollte die Rentierfelle auf, zog drei von ihnen heraus und breitete sie in einer Reihe nebeneinander aus. Danach legten sie jeden Toten auf ein eigenes Fell. Der Urku-Jemze zog ein Messer hervor und schnitt ein weiteres Fell, das er vom Schlitten genommen hatte, in lange Streifen.
    Dann rollte er ohne Dobrynins Hilfe, mit sicheren Bewegungen, als habe er das schon mehr als einmal gemacht, die Toten fest in die Rentierfelle ein und verschnürte jeden mit den Lederstreifen an Schultern und Fußknöcheln. Er wählte noch drei besonders kräftige Streifen aus und band sie mit einigen Knoten an die in die Rentierfelle gewickelten Füße der Toten.
    Darauf sah er Dobrynin an. Dieser hatte alles begriffen.
    Sie trugen alle drei unter den einsamen Baum. Der Urku-Jemze kletterte auf einen unteren dicken Ast, sie hoben den ersten toten Soldaten hoch und legten ihn darüber, worauf auch der Volkskontrolleur denselben Ast erklomm. Danach stand Dobrynin, der mit Mühe das Gleichgewicht wahrte, auf dem unteren Ast, umarmte und hielt an den Schultern den kopfüber hängenden und in das Rentierfell gewickelten Körper. Der Urku-Jemze, der höher hinauf geklettert war, band das freie Ende des Lederstreifens um einen starken Ast, der dick wie zwei Menschenarme war.
    „Fertig!“, stieß Waplachow aus, und Dobrynin ließ den Körper los. Die große Rolle aus Haut außen und Pelz innen, dieser weiche, vielleicht sogar gemütliche Sarg begann ein wenig zu schaukeln.
    Der Volkskontrolleur blickte auf die im Schnee liegenden beiden anderen Rollen hinunter. Er wusste nicht einmal, welcher der Soldaten wo war. Da er ihnen früher nie begegnet war, kannte er sie ja nicht und konnte sie so schon gar nicht auseinanderhalten. Er konnte nur sagen, dass der, den sie als ersten aus dem Panzer gezogen hatten, älter gewesen war, während die beiden anderen noch halbe Kinder waren, einer braunhaarig und vermutlich Russe, der andere, dunkel, kam wohl von irgendwo aus dem Kaukasus. Er hatte nicht einmal nachgeschaut, ob sie Papiere bei sich trugen! So blieben sie also namenlos …
    Der Urku-Jemze war schon hinunter gesprungen und wartete auf den Volkskontrolleur, um das, was sie gerade getan hatten, noch zwei Mal zu wiederholen.
    Die restlichen zwei Rollen hängten sie auf der anderen anderen Seite des Baumes auf, an unterschiedlichen Ästen.
    Nachdem sie ein letztes Mal hinunter geklettert waren, hielten

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