Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unbeugsame Papagei

Der unbeugsame Papagei

Titel: Der unbeugsame Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
Vom Netzwerk:
Satz rief eine Stille im Häuschen hervor, während der sich die Augen aller vier Geologen mit neuer Hochachtung auf den Sprecher hefteten.
    „Wie kommen Sie denn nach Moskau?“, fragte Kalatschew nach einer Pause.
    „Vielleicht mit diesem Zug, den Sie erwarten?“, überlegte der Kontrolleur laut.
    „Also, bis sie die Gleise hergelegt haben, können noch ein, zwei Jahre vergehen“, sagte darauf der Geologe Chramow.
    „Gibt es hier in der Nähe Soldaten?“, fragte der Urku-Jemze.
    „Ganz nah nicht.“ Goroschko schüttelte den Kopf. „Aber wir stehen in Funkverbindung mit ihnen!“
    Dobrynin versank in Nachdenken. Im Häuschen war es still. Nicht einmal das Geräusch des Feuers im glühenden Öfchen war zu hören.
    „Wir haben hier unterwegs drei Soldaten bestattet!“, sagte der Volkskontrolleur plötzlich.
    Die Geologen zeigten Interesse an dem Gehörten, und da erzählte Dobrynin ihnen in Einzelheiten, was sich zugetragen hatte.
    „Wir müssen das den Soldaten funken“, sagte Kalatschew und blickte auf Goroschko. „Los, Funker, nimm Verbindung auf!“
    Goroschko griff nach dem Kistchen, auf dem er bei Tisch gesessen hatte, zog es zu der Funkstation und nahm darauf Platz. Er drehte an den Knöpfen, setzte sich den Kopfhörer auf und hob im nächsten Augenblick den Zeigefinger der rechten Hand, damit hinter seinem Rücken kein Lärm gemacht wurde.
    Dann legte seine rechte Hand sich auf die Tastatur, und das abgehackte Piepen des Morseapparats ertönte in dem Häuschen.
    Nach einer Weile griff Goroschko zum Bleistift, der neben ihm lag, und begann Punkte und Striche in ein besonderes Heft zu schreiben. Bald löste er sich davon, drehte sich um und fragte den Volkskontrolleur:
    „Wie ist denn Ihr Nachname, damit man es Moskau durchgeben kann?“
    „Dobrynin.“
    Der Funker nickte, und der Morseapparat piepte wieder los.
    Endlich nahm Goroschko den Kopfhörer ab, seufzte tief, um die Anspannung zu vertreiben, und drehte sich langsam um. Dabei blieb er auf seiner Kiste sitzen, jetzt mit dem Rücken zu seiner Funkstation.
    „Na, was gibt es dort?“, fragte Kalatschew.
    „Ich habe alles durchgegeben. Von den Soldaten und dem Panzer wissen sie nichts. Es ist nicht ihr Panzer. Ihrer, sagen sie, steht schon seit einem Jahr an Ort und Stelle, er ist nämlich kaputt. Sonst ist bei ihnen alles in Ordnung, sie haben nur darum gebeten, dass wir Ihre Papiere überprüfen!“
    Seine letzten Worte begleitete Goroschko mit einem direkten Blick auf Dobrynin, was den Volkskontrolleur kränkte und ärgerte – was war denn das, da lebte eine Handvoll Menschen in dieser Einöde, und dann ein solches Misstrauen!
    Er zog seine Vollmacht aus der Brusttasche, hielt sie dem Funker hin und ließ den Urku-Jemzen die seine ebenfalls zeigen.
    „Geben Sie her, ich schau es mir an!“, schlug der Leiter der Expedition vor und streckte seinen langen, starken Arm aus.
    Nachdem er aufmerksam beide Vollmachten durchgelesen hatte, presste er die Lippen aufeinander, gab die Papiere zurück und wiegte eigenartig den Kopf.
    „Nun ja, man hat es mir befohlen, da habe ich sie eben überprüft …“, bemerkte Kalatschew, und in seiner Stimme hörte man eine Verlegenheit, die ihm sonst fremd war. „Genosse Twerin hat Ihnen die Vollmachten unterschrieben? Kennen Sie ihn?“
    „Wir sind befreundet“, gestand Dobrynin, der nun erkannte, dass alles in Ordnung war. „Wenn ich in Moskau bin, trinken wir im Kreml zusammen Tee.“
    „Ich habe auch nach dem Transport gefragt“, mischte sich der Funker Goroschko ein, um seine Rede zu Ende zu bringen. „Flugzeug haben sie keines, und sie sagen, bis zur Eisenbahn schafft man es von hier auf keinen Fall …“
    „Ach, was soll‚s“, winkte auf einmal der lahme Dujew ab. „Ihr bleibt eine Weile hier, bald legen sie Gleise her, vielleicht in einem Monat, vielleicht in zwei, so haben sie doch zu dir gesagt, Wanja?“
    Kalatschew nickte.
    „Ein, zwei Monate … das geht ja …“, überlegte der Volkskontrolleur laut. „Aber habt ihr auch genug Fleisch für unsere Hunde?“
    Alle vier lächelten irgendwie eigenartig.
    „Wir haben hier außer Fleisch und Salz überhaupt nichts zu essen“, gestand der Leiter der Expedition. „Aber dafür reicht das Fleisch für das halbe Land!“
    „Wanja, vielleicht bewirten wir unsere Gäste mal?“, schlug der lahme Dujew seinem Chef unzweideutig vor, wobei er sich mit der Hand über die Glatze strich. „Sie werden doch ein, zwei Monate mit uns leben, es

Weitere Kostenlose Bücher