Der unbezwingbare Kämpfer (German Edition)
vor seinen Augen in Rauch auflösen. Sollte er so kämpfen wie er auftrat - stark, selbstbewusst, emotionslos – dann würde er hier sicher jeden Sieg erringen, den er anstrebte.
Anjella fragte sich, ob er sein Auftreten von einer fremden Kämpfernation hatte, der er auch sein dunkles Aussahen verdankte. Denn so eine goldbraue Haut konnte nicht nur der Sonne zugeschrieben werden. Und sein Haar, das wie die Schwingen eines Raben glänzten, suchte sicher ebenfalls vergeblich nach einem Zwilling. Zumindest hier, wo er mit dieser Erscheinung aus der Menge stach.
Doch während sie sich mit dem Erscheinungsbild des fremdländischen anmutenden Ritters beschäftigt hatte, musste es eine Begegnung gegeben haben, die Camerons Mutter und auch ihre eigene, in irgendeiner Weise beeindruckt hatte. Deshalb verlangten sie von ihr jetzt auch eine Reaktion auf dieses Ereignis.
„Ich hab mich so von den betörenden Düften auf diesem Stand ablenken lassen, dass ich sonst nichts wahr genommen habe“, schwindelte Anjella und errötete bei dieser Lüge nicht einmal.
Dass man über diese Aussage enttäuscht war, nahm Anjella mit einem Schulterzucken hin. Solange man ihr glaubte, dass sie mit den Waren dieses Standes beschäftigt gewesen war, konnte sie sich sogar darüber erkundigen, was Lady Thorn gemeint hatte.
„Ein Mann war galant zu Euch, Lady Thorn? Wollt Ihr das Eurem Gatten erzählen?“
Der Scherz zielte auf die besitzergreifende Seite Nikolas Thorns und auf seinen teuflischen Ruf, den er sich in jungen Jahren ohne sein Zutun erworben hatte.
„In meinem fortgeschrittenem Alter kann ich kaum noch annehmen, dass eine höfliche Geste einen Versuch darstellt, sich mir auf ungebührliche Art zu nähern“, seufzte Melisande gespielt bedauernd.
„Das muss ja ein sehr beeindruckender Mann gewesen sein, wenn Ihr darüber lamentiert, Lady Melisande.“
Das Lachen der jüngeren Maid forderte dazu auf, das Spiel weiterzuspielen. Außerdem verschaffte es der Lady die Möglichkeit, den Ritter anzupreisen, um zu sehen, ob Anjella auf so einen Typen ansprach.
„Golden von Kopf bis Fuß, Mädchen. Ein richtiger Adonis“, übertrieb sie ein bisschen.
Anjella schien zu überlegen was sie von dieser Beschreibung halten sollte. Golden? Das klang nicht nach einem Ritter sondern eher nach einem Schmuckstück.
„Kann man sich den Kerl um den Hals hängen oder verschafft er einem alleine durch seine Anwesenheit schon Glanz?“
Anouk brach in Lachen aus als sie die freche Frage ihrer Tochter hörte. Dass es nicht einfach sein würde ihr eine Information darüber zu entlocken was ihr in Bezug auf Männer gefiel, war nur zu offensichtlich.
„Du magst kein Gold, Kind?“ Trotz dieser deutlichen Frage erkannte Anjella nicht, dass ihre Mutter immer noch über den Ritter sprach, den sie nicht einmal wahrgenommen hatte, da sie ein anderweitiges Interesse gehabt hatte.
„Als Kette schon“, gab Anjella zu. „Aber für einen Ritter ist das doch keine Farbe. Ritter müssen düster und einschüchternd wirken. So wie Lord Thorn oder Vater.“
„Lass sie das nur nicht hören“, amüsierte sich Anouk über diese Einschätzung.
„Werden sie beleidigt sein?“, erkundigte sich Anjella schuldbewusst.
„Sie werden damit prahlen“, war sich Lady Thorn sicher. „Jeder Ritter möchte doch so auf seine Umgebung wirken um mögliche Gegner abzuschrecken. Nur für ihre Frauen legen sie diese Seite von sich ab und werden ganz weich.“ Ein Lächeln verriet, dass die Lady diese Seite ihres Gemahls ganz besonders mochte.
Dass Anjella dieses Verhalten bereits bei ihrem Vater beobachtet hatte, wenn er mit ihrer Mutter zusammen war, war ein alltäglicher Anblick. Sie hatte sich schon gefragt, ob es in allen Ehen so war. Das von der Freundin ihrer Mutter bestätigt zu wissen brachte die Maid dazu, weiter auf das Thema einzugehen.
„Sind Männer immer so? Dunkel und einschüchternd für alle außer ihren Frauen?“
Keine von den Ladys dachte sich bei dieser Frage etwas. Es zeigte höchstens, dass das Mädchen sich für das Thema zu interessieren begann, das in naher Zukunft für sie eine große Rolle spielen könnte, sollte sie sich verlieben.
Die Beantwortung dieser Frage überließ Anouk ihrer Freundin, die vielleicht noch besser als sie selbst darüber Bescheid wusste.
„Männer sind sogar für ihre Frauen dunkel und einschüchternd, Anjella. Zumindest solange es dauert, bis ihnen klar wird, dass sie ihre Frauen lieben. Und dann müssen sie
Weitere Kostenlose Bücher
Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Online Lesen
von
Mike Krzywik-Groß
,
Torsten Exter
,
Stefan Holzhauer
,
Henning Mützlitz
,
Christian Lange
,
Stefan Schweikert
,
Judith C. Vogt
,
André Wiesler
,
Ann-Kathrin Karschnick
,
Eevie Demirtel
,
Marcus Rauchfuß
,
Christian Vogt