Der unbezwingbare Kämpfer (German Edition)
des Fräuleins auf harmlose Art zu nähern war ein kluger Schachzug, den Dante nicht zum ersten Mal bei einem hoffnungsvollen Galan beobachtete. Die Methode war denkbar einfach. Hatte man die Menschen auf seiner Seite, die Einfluss auf ein Mädchen hatten, war man ihr schon ein ganzes Stück nahe gekommen.
Robert Barrymore beherrschte dieses Spiel nicht nur, er beeinflusste es auch ganz offensichtlich auf seine Weise und zu seinem Vorteil. Denn der junge Bursche, der scheinbar versehentlich eine der Damen anstieß, hatte noch kurz zuvor den Blickkontakt zu dem Ritter gesucht. Die Lady davor zu bewahren, dass ihr die Einkäufe aus der Hand fielen wirkte auf Außenstehende ziemlich ritterlich.
„Mistkerl!“ Dieses Wort leise vor sich hinzumurmeln änderte nichts daran, dass der Ritter sein Spiel fortsetzte und sich höflich verneigte. Ein einnehmendes Lächeln war zwar alles, was er der Lady außer seiner Hilfe zukommen ließ, aber es würde ausreichen, um eine Erinnerung zu hinterlassen, die bei einer nächsten Begegnung aufgefrischt werden konnte.
* * *
„Ein wirklich höflicher junger Mann“, kommentierte Melisande die Hilfe, die ihr gerade zuteil geworden war. Aber das war eigentlich gar nicht das, was sie bei dieser kurzen Begegnung mehr als nur mäßig interessiert hatte. Sie packte nur die Gelegenheit beim Schopfe, um Anjella ein klein wenig auf den Zahn zu fühlen. Seit ihr ihre Freundin Anouk anvertraut hatte, dass sie für ihre Tochter nach einem Ritter Ausschau halten wollte, versuchte sie dieses Vorhaben zu unterstützen. Herauszubekommen welche Art Mann dem Mädchen gefiel, war auf jeden Fall schon einmal der erste Schritt in die richtige Richtung.
Anouk spielte dabei natürlich sofort mit und ging darauf ein, um ein Gespräch in Gang zu bringen.
„Hast du etwas anderes erwartet, Melisande? Ritter müssen höflich sein, um ihrem Titel gerecht zu werden. Ich glaube ja, dass das nur dein Versuch war, uns anderen auf die stattliche Erscheinung dieses Mannes zu lenken. Das solltest du aber nicht tun, wenn du dir nicht den Zorn des Teufels von Thorn zuziehen willst“, zog Anouk ihre Freundin ein wenig auf.
„Gerade deshalb sollte ich es tun“, scherzte Melisande zurück. „Nikolas ist so unwahrscheinlich beeindruckend, wenn er denkt, er müsste eifersüchtig sein.“
„Ja, ich weiß noch, dass Waldo mir erzählt hat, dass Nikolas ihn fast gefordert hätte, als er dachte, er müsste verhindern, dass du ihm weggenommen wirst.“
Dass sich Melisande daran erinnerte wie sehr sie sich davor gefürchtet hatte, dass man Nikolas etwas antat, war nicht zu übersehen. Obwohl dieses Ereignis schon viele Jahre zurücklag, hatte sie keine Sekunde davon vergessen.
„Wenn er sich wegen jedem Ritter so anstellt, der dir ein wenig Höflichkeit entgegenbringt, solltest du ihm davon vielleicht nichts erzählen“, warnte Anouk scherzhaft.
„Weil der Kerl so gut aussah? Ich weiß nicht, dieser Eindruck kann auch täuschen, vielleicht war ich nur von seinem galanten Verhalten beeindruckt, was meinst du Anjella?“
Angesprochen zu werden ohne dem Verlauf des Gespräches zwischen ihrer Mutter und Lady Thorn gefolgt zu sein, brachte Anjella ganz aus dem Konzept. Sie hatte ihren Blick über die Menge der Festbesucher schweifen lassen, nachdem sie ihre Wahl an diesem Stand getroffen hatte. Es faszinierte sie auch jetzt noch, welche Menschenmassen ein Turnier anlockte. Aber das war es nicht, was sie so vollkommen von dem Gespräch abgelenkt hatte, das neben ihr geführt worden war.
Anjella hatte kurz den Eindruck gehabt als ob sie in der Menge jemanden entdeckt hätte. Um diese Annahme bestätigt zu sehen, hatte sie sich auf die Umgebung dieser Erscheinung konzentriert. Das Herzklopfen, das ihr unvermittelt die Brust zu sprengen schien kam unerwartet, zusammen mit der Erkenntnis, dass die Person, die sie gesucht hatte wirklich dort war, wo sie sie gesehen hatte.
Einen Witz darüber zu machen, dass dieser Ritter ein Mann war, der diese Bezeichnung verdiente, war nicht nur äußerst dreist von ihr gewesen sondern wurde ihm noch nicht einmal gerecht. Der Kerl war ein dunkler Teufel, der das Herz einer jeden Maid vor Furcht zum Stillstand bringen konnte. Er hatte etwas so Düsteres an sich, das einen unweigerlich anzog, wie sehr man sich auch dagegen wehrte. Anjella fand nicht einmal die Gelegenheit, sich dagegen zu wappnen.
Sollte dieser Ritter auch nur einmal einen Blick auf sie werfen, dann würde sie sich sicher
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