Der unbezwingbare Kämpfer (German Edition)
sollte sie sich auch mit den Tatsachen des Lebens arrangieren. Seine Lebensumstände mit möglichst drastischen Worten zu beschreiben, würde sie sicher davon abhalten weiter in ihn zu dringen.
„Ich bin die fleischgewordene Verfehlung meines Vaters. Seine Gemahlin auf seiner Reise in das Heilige Land mit einer dunklen Schönheit zu betrügen hat ihm nicht gereicht. Er musste diesen Beweis seines Tuns auch noch mit nach Hause nehmen, wie unschwer an meiner dunklen Haut zu erkennen ist. Zu beweisen, dass auch ein fremdländischer Wilder ein Ritter werden kann, hat ihm Vergnügen bereitet.“
Die Information, die in diesen Worten steckte, wollte Anjella nicht einfach ignorieren und fasste sie deshalb für sich laut zusammen.
„Ihr habt also Familie, die Euch aber nichts bedeutet und die auch keinen Wert darauf legt, dass Ihr sie als solche bezeichnet. Das ist sehr tragisch. Ich könnte mir nicht vorstellen wie es wäre, wenn mein Bruder mich ablehnt. Wisst Ihr, er hat nicht dieselbe Mutter wie ich und dennoch liebt und beschützt er mich.“
Diese Information reichte Dante um das Thema von sich abzulenken, während sie ihrem Ziel immer näher kamen.
„Ganz offensichtlich hat er das mit dem Beschützen ein wenig vernachlässigt“, zielte er auf den eben überstandenen Zwischenfall. Anjella stutzte kurz und lachte dann fröhlich.
„Cameron ist nicht mein Bruder sondern nur der Sohn der besten Freundin meiner Mutter. Mein Vater hätte es früher gerne gesehen, wenn aus uns einmal ein Paar werden würde.“
„Früher?“, konnte sich Dante nicht zurückhalten zu fragen. Es ging ihn absolut nichts an, was diese Maid tat oder tun würde. Anjella klärte diese Information ganz unbeschwert weiter auf.
„Er hat längst eingesehen, dass wir uns nur wie Geschwister lieben. Darum fungiert er hier auch als mein Begleiter wenn alle anderen beschäftigt sind.“
Sie hatte schon wieder das Thema angeschnitten, dass Dante noch immer fuchsteufelswild machte. Etwas dazu zu sagen konnte er sich nicht enthalten.
„Dann sollten sie nicht beschäftigt sein. Ist Euer Leben und Eure Unversehrtheit so wenig Wert, dass man so oberflächlich damit umgehen kann? Ich hätte Euren Vater für klüger gehalten.“
* * *
Lord Waldo Danber konnte sich durchaus als klug bezeichnen. Zu sehen, dass sein Engel von dem dunklen Ritter zu ihm gebracht wurde zeigte ihm, dass dieser Mann erneut den Schutz seines Kindes übernommen hatte. Den Anlass dafür erfuhr er sowohl von ihm selbst, als auch von seiner Tochter und Cameron. Nur hörte sich keine der drei Versionen allzu identisch an. Er setzte darauf, dass die Erzählung des jungen Thorn der Wahrheit am nächsten kam.
Der Ritter Dante tat die Angelegenheit mit ein paar einfachen Worten ab als er Anjella zu ihm brachte. Das Mädchen pries dagegen den Einsatz des Ritters zu ihrer Rettung in den höchsten Tönen, sobald der Mann sich verabschiedet hatte. Nur Cameron berichtete nüchtern von dem Vorfall mit einigen Halsabschneidern. Er beschönigte weder sein Versagen noch bauschte er die Hilfe des Ritters unnötig auf.
Als Tatsache blieb die Erkenntnis, dass Dante Anjella beigestanden hatte und dadurch den Einsatz seiner Teilnahme beim Lanzenstechen verpasst hatte. Seine Siegchancen in diesem Wettbewerb waren dahin und würden sich auch nicht wiederholen lassen. Aber was Waldo bei dieser Sache wichtig war, war die Erkenntnis, dass ein Mann mit solchen Fähigkeiten und der Bereitschaft seine eigenen Belange hinten anzustellen, an einem Turnier verschwendet war.
15
Sie waren auf dem Weg nach Hause. Nicht zu seinem Zuhause sondern zu dem des Mannes, der darauf bestanden hatte, dass er ihn mit einer Stellung seinen Einsatz danken wollte. Sie waren auf dem Weg zur Burg des alten Danber.
Dante war sich immer noch nicht ganz sicher, was er von dieser Wendung halten sollte. Er hatte das Mädchen, Anjella, vor ein paar Halsabschneidern bewahrt, die sich ihr auf ziemlich dreiste Art genähert hatten. Nur musste er sich diesen Zwischenfall wohl selbst zuschreiben. Er hatte geahnt, dass Lord Robert Barrymore, der Lord, der am Anfang des Turniers seine Bekanntschaft gesucht hatte, irgendetwas im Schilde führte. Dass er bemerkt hatte, dass er, Dante, auf das bezaubernde dunkelhaarige Fräulein aufmerksam geworden war, hatte er ganz schamlos zu seinen Gunsten ausgenutzt. Der Plan hatte darin bestanden, ihn von der Teilnahme des Turniers größtenteils fernzuhalten.
Ein Plan, der aufgegangen
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