Der unbezwingbare Kämpfer (German Edition)
oliv-braunen Ton, der an den Stamm eines bestimmten Baumes erinnerte, auch wenn Cameron gerade nicht sagen konnte, um welchen es sich dabei handelte. Aber das war ja auch egal. Denn er war sich nicht sicher, ob so eine ungewöhnliche Erscheinung überhaupt den Titel eines Ritters erhalten durfte. Er sah fremdländisch genug aus, um zu wissen, dass er nicht aus diesem Land stammen konnte. Und ob es dort, wo er herkam überhaupt so eine Bezeichnung wie den Titel eines Ritters gab, wusste Cameron nicht. Das war eine Frage, der er nachgehen musste, da ihn das alleine schon aus wissenschaftlichem Interesse neugierig machte. Aber davon sollte er sich jetzt eigentlich nicht ablenken lassen, da er dem Mädchen in seiner Begleitung immer noch eine passende Erwiderung schuldete.
„Keiner rümpft die Nase, Jella. Wenn du denkst, du wirst mit so einem Typen fertig, nur zu.“
Dass ihm Adam mit einer Antwort zuvorgekommen war, war eigentlich ganz gut, da Cameron so eine schlagfertige Erwiderung nicht eingefallen wäre. Anjella in ihrer verrückten Aussage zu unterstützen war genau das, was sie mundtot machen würde, hoffte er zumindest. Doch leider ließ sich die Maid nicht so leicht aufs Glatteis führen, auch wenn ihre Entgegnung ein bisschen lahm ausfiel.
„Männer die so auftreten wie dieser dort, sind im Grunde genommen so zahm wie ein Schoßhündchen. Ich werde mir also erst einmal ansehen, ob er auch wirklich das hält, was er mit seiner Erscheinung verspricht.“
„Schoßhündchen?“
Adam hatte berechtigte Zweifel, dass das auf so einen Mann jemals zutreffen könnte. Der Kerl war ganz sicher nicht zahm und auch kein Schoßhündchen. Nicht mit diesen enormen Muskeln, die sich unter seiner Lederkleidung abzeichneten. Vor allem aber nicht mit dem emotionslosen Blick, mit dem er einfach durch die Leute hindurchsah, die ihm in den Weg kamen.
Eine längere Studie des Ritters, während der den Weg zu den Unterkünften der Turnierteilnehmer einschlug, brachte Adam zu einer Erkenntnis. Dieser Mann kämpfte nicht um der Unterhaltung wegen auf einem Turnier, sondern um zu gewinnen. Fair zu gewinnen, wenn sich Adam nicht täuschte. Er würde sich nicht übers Ohr hauen lassen, aber er würde sich auch nicht austricksen lassen. Der Mann war integer bis in die Knochen, und entschlossen.
Für Anjella kein Objekt, das sie einfach so aus Spaß testen konnte. Wenn sie die Aufmerksamkeit dieses Ritters erlangen könnte, würde ihr das hinterher sicher leidtun. Denn bei einem war sich Adam sicher, so einen Mann wollte sie ganz bestimmt nicht haben.
„Lass die Finger von dem Kerl, Anjella.“ Eine Warnung war angebracht, würde aber wohl sowieso nichts bringen. „Ich möchte nicht sehen, wie man dir das Herz bricht.“
Anjella lachte. Sie fühlte sich nicht so, als ob man ihr das Herz brechen könnte. Vor allem nicht wenn dies dem dunklen Ritter zugeschrieben werden sollte. Sie hatte ihn doch für diesen Scherz nur genommen, weil er so ganz anders war als die Knappen, die hier ihre ersten Kampferfahrungen sammeln wollten. So ein ernst blickender Mann würde sich kaum für sie interessieren. Sie war sich sicher, dass sie unter all den anderen Besucherinnen auf diesem Turnier sowieso keinem kampferprobten Ritter auffallen würde.
„Wenn mir jemand das Herz bricht, Adam, dann erwarte ich von dir, dass du dich um den Kerl kümmerst. Wozu hat man schließlich männliche Verwandte!“
„Da bin ich aber froh, dass du Verwandte gesagt hast“, schaltete sich Cameron ein. „Das entlässt mich schon einmal aus dieser möglichen Aufgabe. Ich kann mir nämlich nur schwer vorstellen, mich in einen Kampf mit einem dunklen Ritter zu stürzen.“
„Danke, ich wusste, dass ich mich auf euch beide verlassen kann“, beendete Anjella ironisch das Gespräch.
3
Dantes Blick erfasste seine Umgebung in jedem Detail. Er war darauf trainiert, sich mit jeder Einzelheit vertraut zu machen und diese zu analysieren. Bestand eine Gefahr, dann konnte er sich in Windeseile darauf einstellen. Gefahren lauerten immer, wenn man sich an einem fremden Ort zwischen fremden Menschen aufhielt. Er hatte schnell erkannt, dass die Menschen in seiner Umgebung zum größten Teil harmlose aber dennoch neugierige Zeitgenossen waren. Ein oder zwei Taschendiebe drückten sich zwischen den Massen hindurch um auszukundschaften wer nicht gut auf sein Hab und Gut aufpasste. Aber da sich ihm niemand auf diese Weise näherte, sah Dante es auch nicht als seine
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