Der und kein anderer Roman
er auf ein kleines Gemälde einer Ballerina zu, zog den goldenen Rahmen beiseite und bediente das Zahlenschloss des dahinter befindlichen Tresors. Als das Schloss aufsprang, holte er ein blaues Seidenkästchen heraus und öffnete es mit dem Daumen.
In dem Kästchen lag sein zweiter Superbowlring.
Das Logo seines Teams mit den drei ineinander verwobenen goldenen Sternen in einem blauen Kreis hatte man auf dem Ring wiederholt. Die Strahlen der Sterne waren mit kleinen weißen Diamanten geformt, während größere gelbe Diamanten den Körper symbolisierten. Weitere Diamanten formten die Jahreszahl des Siegerspiels. Der Ring war groß
und auffällig, was für einen Superbowlring auch unabdingbar war.
Bobby Toms Lippen verzogen sich, als er ihn auf seinen rechten Ringfinger gleiten ließ. Obwohl er schillernden Männerschmuck verachtete, ging es bei seiner Reaktion nicht um ästhetische Fragen. Das Tragen dieses Rings beschwor in ihm ein Gefühl herauf, das vielen nicht mehr aktiven Spielern vertraut war. Es waren Männer, die sich an längst vergangenem Ruhm ergötzten, anstatt ihr Leben weiter zu leben. Bobby Tom hatte eigentlich nach seiner Knieverletzung diesen Ring nie wieder anrühren wollen. Ihn zu tragen, erinnerte ihn daran, dass die schönste Zeit seines Lebens hinter ihm lag.
Doch jetzt war er in Telarosa – er war der Lieblingssohn dieses sterbenden Ortes -, und was er selbst gerne tun wollte oder nicht, fiel nicht weiter ins Gewicht. In Telarosa musste er diesen Ring tragen, genauso wie er den vorhergehenden Ring getragen hatte, ganz einfach deshalb, weil er wusste, wie viel es den Einwohnern bedeutete.
Er ging ins Wohnzimmer und trat auf einen runden Tisch zu, der zwischen zwei goldbeschlagenen Stühlen stand. Die Tischdecke war mit großen rosa und lavendelfarbenen Blumen bedruckt und mit grünem Band gesäumt. Eine kleine Kristallschüssel mit getrockneten Rosenblättern stand darauf, daneben eine weiße Marmorskulptur von Eros und eine Porzellanvase mit Lilien. Bobby hob sie an und schüttelte die Schlüssel seines Kleintransporters heraus.
Nachdem er die Vase zurückgestellt hatte, betrachtete er das Wohnzimmer und feixte. Er musterte die pastellfarbene Tapete, die Spitzengardinen, die von gestreiften Schleifen zurückgehalten wurden, die breiten Chintzsofas und die üppigen Sessel mit Volants, die bis auf den Teppich hingen. Nie wieder würde er einer Frau, die sich über ihn geärgert hatte, die Innenausstattung einer seiner Häuser überlassen.
Alles war entweder in Spitze oder rosa oder mit Blumen übersät oder aber es hatte Rüschen. Manchmal trafen alle vier Dinge gleichzeitig zu, obwohl seine ehemalige Freundin beziehungsweise Innenarchitektin sich Mühe gegeben hatte, nicht allzu sehr über die Stränge zu schlagen. Da er seinen Kumpeln keine Gelegenheit zur Belustigung geben wollte, hatte er bisher keiner Zeitschrift gestattet, dieses bestimmte Haus abzubilden. Ironischerweise war es das Einzige, was ihm wirklich gefiel. Obwohl er es keiner Menschenseele anvertraut hätte, konnte er sich in diesem albernen kleinen Zuckerhäuschen entspannen. Er hatte so viel Zeit seines Lebens in ausgesprochen männlicher Umgebung verbracht, dass er beim Betreten dieses Hauses jedes Mal das Gefühl hatte, von seinem eigenen Leben Ferien zu machen. Leider war es mit diesen Ferien jedoch in just der Sekunde vorüber, wenn er aus der Haustür trat.
Die großzügige Garage hinter dem Haus beherbergte seinen Thunderbird und seinen schwarzen Chevrolet Kleintransporter. Das Areal darüber hatte er zu einem Kraftraum ausbauen lassen, daran angrenzend befand sich ein kleines Apartment. Dort konnten die Gäste übernachten, die ihn ohne Vorwarnung überfielen. In seiner Abwesenheit kümmerte sich ein Rentnerpaar um das Anwesen. Er verbrachte nur sehr wenig Zeit hier, denn obwohl er diesen Ort mehr als jeden anderen auf der Welt liebte, empfand er ihn gleichzeitig als belastend.
Er steuerte seinen Wagen die Schotterauffahrt entlang in Richtung Straße. Auf der anderen Seite der Straße lag ein schmaler Landestreifen, den er auf einem Stück Feld hatte errichten lassen, das ihm ebenfalls gehörte. Der Baron stand unter einem Unterstand hinter einem Obstbaumwäldchen.
Ein mit Schweinen beladener Laster rumpelte vorbei. Nachdem er ihn abgewartet hatte, fuhr er auf die Straße auf. Er erinnerte sich an jene zahlreichen Sommernächte, in denen
seine Freunde und er auf genau dieser Straße Wettrennen veranstaltet
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