Der und kein anderer Roman
hatten. Sie waren nach South Llano gefahren, wo er zu viel getrunken und sich hatte übergeben müssen. Mit siebzehn hatte er schließlich eingesehen, dass er nicht die Konstitution für harte Alkoholika besaß. Seitdem hatte er sich mit dem Trinken zurückgehalten.
Der Fluss erinnerte ihn an jene Nächte, die Terry Jo Driscoll und er dort verbracht hatten. Terry Jo war seine erste echte Freundin gewesen. Heute war sie mit Buddy Baines verheiratet. Buddy war während der Schulzeit Bobby Toms bester Freund gewesen, doch Bobby Tom hatte etwas aus seinem Leben gemacht und Buddy nicht.
Er erreichte die Stadtgrenze und sah das Schild, das man damals aufgestellt hatte, als er in seinem letzten Universitätsjahr zum All American nominiert worden war.
TELAROSA, TEXAS
EINWOHNER 4.290
HEIMATSTADT VON BOBBY TOM DENTON
UND DER TITANS DER OBERSCHULE TELAROSA
Anfangs hatte man erwogen, seinen Namen von diesem Schild zu streichen, als die Chicago Stars ihn unter Vertrag genommen hatten, bevor die Cowboys dazu die Gelegenheit gehabt hatten. Es war der Stadt schwer gefallen, ihren liebsten Sohn nach Chicago anstatt nach Dallas gehen zu sehen. Jedes Mal, wenn eine Vertragsverlängerung mit den Stars anstand, erhielt er etliche Anrufe der Stadtväter, die ihn drängten, zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Doch er hatte sehr gerne für Chicago gespielt, besonders nachdem Dan Calebow dort den Posten des Trainers übernommen hatte. Die Stars hatten ihm die Peinlichkeit, dass er nun ein halber Yankee geworden war, mit Millionen von Dollar versüßt.
Er fuhr an der kleinen Straße vorbei, die zu einer Siedlung
erstklassiger Häuser führte, wo seine Mutter lebte. Heute Abend musste sie an einer Sitzung des Erziehungsausschusses teilnehmen, doch hatten sie telefoniert und wollten sich am Wochenende treffen. Bis vor kurzem hatte er geglaubt, seine Mutter habe den Tod seines Vaters gut verkraftet. Sie hatte den Vorsitz des Erziehungsausschusses übernommen und engagierte sich weiterhin für wohltätige Zwecke. Doch in letzter Zeit fragte sie ihn bei Dingen nach seiner Meinung, mit denen sie ihn früher niemals belästigt hatte: ob sie das Dach reparieren oder wo sie ihren Urlaub verbringen solle. Er liebte sie von ganzem Herzen, und er hätte alles für sie getan, doch ihre wachsende Abhängigkeit war gänzlich uncharakteristisch für sie und bereitete ihm Sorgen.
Er überquerte den Bahnübergang, blickte auf den Wasserturm mit dem großen T von Telarosa High , der Oberschule des Städtchens, dann bog er auf die Hauptstraße ein. An der alten Palastkinowand wurde für das Himmelsfest geworben. Das wiederum erinnerte ihn daran, dass er bald ein paar seiner Kumpels zum Golfturnier für Prominente einladen musste. Bisher hatte er sich die Gästeliste einfach aus den Fingern gesogen, um Luther zu beschwichtigen.
Die Bäckerei hatte das Geschäft aufgegeben, doch Bobby Tom’s Cozy Kitchen existierte weiter, ebenso BT Qwik Car-Wash und die Denton’s Companionship-Reinigung . Nicht jedes Geschäft in Telarosa trug seinen Namen, doch gelegentlich kam es ihm so vor. Seines Wissens nach hatte in diesem Städtchen noch kein Mensch von so etwas wie einer Lizenz gehört, und wenn, hätten sie es als linkes Geschwätz abgetan. In Chicago hatten ihm Geschäfte über die Jahre hinweg rund eine Million Dollar gezahlt, um seinen Namen zu benutzen. Doch die Bürger von Telarosa benutzten ihn einfach, ohne ihn jemals darum um Erlaubnis gebeten zu haben. Natürlich hätte er dieser Praxis ein Ende bereiten können – und an jedem anderen Ort der Welt hätte er es auch
getan -, aber das hier war Telarosa. Die Leute hier hatten das Gefühl, ein Anrecht auf ihn zu haben. Es hätte sie total verwirrt, wenn man sie in dieser Auffassung korrigiert hätte.
Die Lichter der Tankstelle von Buddy’s Garage waren bereits erloschen, also bog er um die Ecke und ging auf das kleine Holzhaus zu, wo sein ehemals bester Freund lebte. Sobald sein Auto die Auffahrt hochknirschte, ging die Haustür auf und Terry Jo Driscoll-Baines rannte heraus.
»Bobby Tom!«
Er grinste, als er ihren etwas untersetzten, plumpen Körper musterte. Nach zwei Kindern und zu viel Kuchenverzehr hatte ihre Figur gelitten, doch in seinen Augen war sie immer noch eines der hübschesten Mädchen von ganz Telarosa.
Er sprang aus dem Auto und umarmte sie. »Hallo, meine Liebe. Siehst du immer so fantastisch aus?«
Sie versetzte ihm einen Klaps. »Du bist ein Süßholzraspler. Ich bin fett wie ein
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