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Der und kein anderer Roman

Der und kein anderer Roman

Titel: Der und kein anderer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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zurück.
    »Bobby Tom, sie hat getrunken.«
    Er starrte sie an. »Gracie trinkt nicht.«
    »Leider war mir das nicht klar, bevor sie ein paar meiner Weißweinschorlen geöffnet hatte.« Die Vorstellung, dass Gracie Weißweinschorlen hinunterstürzte, machte ihn noch wütender. Er biss die Zähne aufeinander. Wieder näherte er sich der Tür, und wieder hielt seine Mutter ihn zurück.
    »Bobby Tom, du kennst doch Menschen, die albern und glücklich werden, wenn sie trinken, nicht wahr?«
    »Und ob.«
    Sie hob eine Augenbraue. »Nun, Gracie zählt nicht zu ihnen.«

7
    Gracie saß wie ein zusammengeklapptes Taschenmesser auf dem Sofa. Ihre Kleidung war zerknittert, und das kupferfarbene
Haar stand ihr vom Kopf ab. Ihr Gesicht hatte rote Flecken, die Augen waren rot gerändert und ihre Nase war ebenfalls gerötet. Manche Frauen waren sogar weinend noch anziehend, doch Bobby Tom merkte sofort, dass Gracie dieser Kategorie nicht angehörte. Sie sah so unglücklich aus, dass seine Wut sich legte. Während er sie von oben betrachtete, fiel es ihm schwer zu glauben, dass diese Notlösung eines weiblichen Wesens dieselbe aufsässige herumkommandierende Dame war, die den peinlichsten Striptease der Welt hingelegt, sich wie eine menschliche Kanonenkugel über seine Autotür geworfen, seinen T-Bird außer Gefecht gesetzt und Slug McQuire eine Standpauke über sexuelle Belästigung gehalten hatte, nachdem er eine der Kellnerinnen bei Whoppers etwas zu heftig angemacht hatte.
    Normalerweise wäre er lieber in ein Zimmer mit Killerbienen eingeschlossen worden, als sich mit einer weinenden Frau abzugeben. Doch da es sich bei dieser Frau um Gracie handelte und sie inzwischen befreundet waren, machte er eine Ausnahme.
    Suzy blickte ihn hilflos an. »Ich habe ihr angeboten, die Nacht hier zu bleiben. Während des Abendessens war sie in Ordnung, doch als ich von meiner Sitzung zurückkam, fand ich sie in diesem Zustand vor.«
    »Sie ist schlichtweg blau.«
    Als Gracie seine Stimme hörte, sah sie ihn mit ausdruckslosen Augen an und bekam einen Schluckauf. »Also, ich für meinen Teil« – ein herzzerreißendes Schluchzen – »werde nie wieder« – noch ein Schluchzen – »Sex haben.«
    Suzy eilte zur Tür. »Entschuldige mich bitte, aber ich muss noch ein paar Weihnachtskarten fertig schreiben.«
    Nachdem sie wie ein Blitz verschwunden war, tastete Gracie nach den Taschentüchern, die neben ihr auf dem Sofa lagen, doch konnte sie sie durch die Tränen hindurch kaum
sehen. Bobby Tom trat näher, zog ein Taschentuch heraus und legte es in ihre Hand. Sie vergrub ihr Gesicht, ihre Schultern zitterten und erbärmliche Töne drangen aus ihrer Kehle. Als er sich neben sie setzte, wurde ihm klar, dass sie ohne jeden Zweifel die jämmerlichste Betrunkene war, die er in seinem Leben jemals gesehen hatte.
    Er sprach leise. »Gracie, Liebling, wie viele Weinschorlen hast du denn getrunken?«
    »Ich t-tr-inke nicht«, brachte sie zwischen den Schluchzern hervor. »Alkohol ist die Kr-Krücke der Schwachen.«
    Er rieb ihr die Schultern. »Ich verstehe.«
    Mit dem Taschentuch in der Hand blickte sie auf und zeigte auf das Ölportrait von ihm, das über dem Kamin hing. Sein Vater hatte es seiner Mutter zu Weihnachten geschenkt, als Bobby Tom acht Jahre alt gewesen war. Er saß im Schneidersitz auf dem Rasen und umarmte den Hund, mit dem er aufgewachsen war, einen kräftigen Golden Retriever namens Sparky.
    Ihr Finger deutete auf das Portrait. »Es ist k-kaum zu glauben, dass ein solch süßes Kind zu einem solch m-miserablen, egoistischen, kindischen, Frauen vernaschenden und anderen die Arbeit stehlenden Mistkerl heranwachsen konnte!«
    »Das Leben geht manchmal verschlungene Wege.« Er reichte ihr noch ein Taschentuch. »Gracie, meine Liebe, meinst du, du könntest lange genug zu weinen aufhören, dass wir uns unterhalten können?«
    Sie schüttelte zittrig den Kopf. »Ich werde nie a-aufhören. Und weißt du, warum? Weil ich den Rest meines Lebens d-damit verbringen werde, Quetschkartoffeln zu essen und nach Des-Desinfektionsmittel zu riechen.«
    Wieder heulte sie auf. »Weißt du eigentlich, was passiert, wenn dich der Tod die ganze Zeit umgibt? Dein Körper trocknet aus!« Sie überraschte ihn, als sie die Hände über die
Brüste schlug. »Sie trocknen aus, ich trockne aus! Und jetzt werde ich sterben, ohne auch nur ein einziges Mal Sex gehabt zu haben!«
    Seine Hand ruhte auf ihren Schultern. »Soll das heißen, dass du noch Jungfrau

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