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Der und kein anderer Roman

Der und kein anderer Roman

Titel: Der und kein anderer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Hauptgang mit Lachs und wildem Reis serviert wurde, lagen ihre Nerven vor Anspannung blank. Warum nur sagte er ihr nicht geradeheraus, was er von ihr wollte? Wenn sie wüsste, weswegen sie unbedingt
hier mit ihm hatte zu Abend essen müssen, könnte sie sich vielleicht etwas beruhigen.
    Die Stille, die sich gelegentlich zwischen ihnen ausbreitete, schien ihn weiter nicht zu stören, doch ihr war sie so unerträglich, dass sie sie brechen musste. »Mir ist Ihr Flügel aufgefallen. Spielen Sie Klavier?«
    »Nein, der Flügel gehörte meiner Tochter Sarah. Ich habe ihn ihr geschenkt, als sie zehn Jahre alt war und Dee und ich uns haben scheiden lassen. Es war der Trostpreis dafür, dass sie ihre Mutter verloren hat.«
    Das war die erste persönliche Bemerkung, die er bisher gemacht hatte. »Sie haben demnach die Erziehungsberechtigung erlangt? Für die damalige Zeit war das sicher sehr ungewöhnlich, nicht wahr?«
    »Dee hatte ihre Schwierigkeiten damit, eine Mutter zu sein. Sie hat der Vereinbarung zugestimmt.«
    »Sehen Sie Ihre Tochter häufig?«
    Er brach ein Mohnbrötchen entzwei. Zum ersten Mal an diesem Abend entspannten sich seine Gesichtszüge. »Längst nicht häufig genug. Sie arbeitet als Fotografin in San Francisco, also sehen wir uns alle paar Monate. Sie lebt in einem winzigen Apartment – deshalb habe ich auch immer noch den Flügel -, aber sie steht auf eigenen Beinen und ist glücklich.«
    »Heutzutage ist das wohl mehr, als man als Eltern erwarten kann.« Während sie an ihren Sohn dachte, spielte sie mit einem Stückchen Lachs auf ihrem Teller. Er stand zweifellos auf eigenen Beinen, doch hielt sie ihn nicht für glücklich.
    »Noch etwas Wein?« erkundigte er sich unvermittelt.
    »Nein danke. Wenn ich mehr als ein Glas trinke, bekomme ich Kopfschmerzen. Hoyt hat immer gesagt, ich sei die billigste Freundin der ganzen Stadt.«
    Angesichts ihres zaghaften Versuches, die Atmosphäre etwas aufzulockern, lächelte er kein bisschen. Stattdessen lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und sah sie mit jener
Intensität an, die ihr vor Augen führte, wie selten die Menschen einander wirklich betrachteten. Wenn sie ihm heute zum ersten Mal begegnet wäre, stellte sie erschrocken fest, hätte sie ihn attraktiv gefunden. Obwohl er genau das Gegenteil ihres fröhlichen und gutmütigen Ehemannes war, war sein raues Äußeres und die starke Präsenz schwer zu ignorieren.
    »Vermissen Sie Hoyt immer noch?«
    »Sehr sogar.«
    »Wir beide waren ungefähr gleichaltrig, und wir sind in dieselbe Schule gegangen. Er war das Lieblingskind auf der Oberschule von Telarosa, ganz wie Ihr Sohn.« Sein Lächeln machte kurz vor seinen Augen Halt. »Und er ging mit dem hübschesten Mädchen der Schule aus.«
    »Danke für das Kompliment, doch war ich bei weitem nicht das hübscheste Mädchen der Schule. Damals trug ich beispielsweise eine Zahnspange.«
    »Meiner Meinung nach waren Sie das hübscheste Mädchen.« Er nippte an seinem Wein. »Ich hatte gerade all meinen Mut zusammengenommen, um Sie zu fragen, ob Sie einen Abend mit mir verbringen würden, als ich davon hörte, dass Hoyt und Sie liiert waren.«
    Sie war total perplex. »Davon hatte ich keine Ahnung.«
    »Es ist auch kaum zu glauben, dass ich mir ernsthaft eine Chance bei Suzy Westlight ausrechnete. Schließlich war ich Trudy Sawyers Sohn und lebte in einer ganz anderen Welt als die Tochter eines Doktor Westlight. Sie wohnten auf der goldenen Seite der Bahnlinie und trugen schöne Kleider. Ihre Mutter fuhr Sie in einem glänzenden roten Oldtimer herum, und Sie dufteten stets sauber und frisch.«
    Seine Worte waren zwar poetisch, doch sprach er sie hart und abgehackt aus, wodurch ihnen jede Sentimentalität genommen wurde.
    »Das ist sehr lange her«, sagte sie. »Heute bin ich nicht
mehr frisch.« Sie ließ ihre Finger über das seidige Material ihrer Abendhosen gleiten und fühlte das Östrogenpflaster als kleine Erhebung auf ihrer Hüfte. Ein weiteres Zeichen, dass das Leben nicht mehr allzu viel zu bieten hatte.
    »Wollen Sie nicht laut auflachen angesichts der Vorstellung, dass so ein aussichtsloser Typ wie ich Sie hat ansprechen wollen?«
    »Sie haben immer so getan, als ob Sie mich hassten.«
    »Ich habe Sie nicht gehasst. Ich habe die Tatsache gehasst, dass Sie sich so weit außerhalb meiner Möglichkeiten befanden. Hoyt und Sie kamen aus einer anderen Welt, einer Welt, der ich mich noch nicht einmal nähern konnte. Der Goldjunge und das Goldmädchen, das

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