Der und kein anderer Roman
Glück sei mit ihnen.«
»Nicht mehr.« Sie senkte den Kopf, als sie spürte, wie sich ihre Kehle zusammenschnürte.
»Tut mir Leid«, meinte er kurz angebunden. »Ich wollte Sie nicht verletzen.«
Sie schaute ihn wieder an, in ihren Augen schimmerten Tränen. »Warum machen Sie das dann? Ich weiß genau, dass Sie irgendein Spiel mit mir spielen, doch kenne ich die Regeln nicht. Was wollen Sie von mir?«
»Ich hatte angenommen, Sie seien diejenige, die etwas von mir will.«
Seine prompte Antwort sagte ihr, dass ihre Gefühlsregung ihn nicht im Mindesten berührt hatte. Sie blinzelte. Er sollte sie nicht weinen sehen, doch da sie seit ihrer ersten Begegnung mit ihm nur schlecht geschlafen hatte, fiel es ihr nicht leicht, die Haltung zu wahren. »Ich möchte, dass Sie diese Stadt nicht zerstören. Zu viele Leben würden damit zerstört werden.«
»Und was würden Sie bereit sein, dafür zu opfern, dass dies nicht geschieht?«
Es fuhr ihr eiskalt über den Rücken. »Ich habe nichts zu opfern.«
»Und ob Sie das haben.«
Sein harter Tonfall ließ das Fass überlaufen. Sie knüllte ihre Serviette zusammen und stand auf. »Ich würde jetzt gerne nach Hause gehen.«
»Sie haben Angst vor mir, nicht wahr?«
»Ich sehe keinen Grund, den Abend weiter auszudehnen.«
Er erhob sich. »Ich würde Ihnen gerne meinen Rosengarten zeigen.«
»Ich denke, das lassen wir lieber.«
Er schob seinen Stuhl zurück und trat auf sie zu. »Ich würde ihn Ihnen gerne zeigen, bitte. Ich glaube, er würde Ihnen gefallen.«
Obwohl er seine Stimme nicht erhoben hatte, war der Tonfall eines Kommandos doch nicht zu überhören. Wieder einmal hatte er seinen Willen durchgesetzt. Sie wusste nicht, wie sie sich gegen den festen Zugriff auf ihren Oberarm, durch den sie zu den bodenlangen Fenstern am Ende des Esszimmers gelenkt wurde, entkommen sollte. Er drückte einen wellenförmigen Messingknauf herunter. Als sie ins Freie trat, umhüllte sie die Nacht wie ein duftendes Dampfbad. Sie atmete den schweren Duft der Rosen ein.
»Das ist sehr hübsch.«
Er führte sie entlang eines gewundenen Pflastersteinpfades durch die Beete. »Ich hatte einen Landschaftsarchitekten aus Dallas mit der Gestaltung beauftragt, doch hatte er einfach zu ausgefallene Ideen. Letztlich habe ich die meiste Arbeit alleine erledigt.«
Sie konnte sich nicht vorstellen, wie er einen Rosengarten anlegte. In ihrer Vorstellung waren Gärtner freundliche Menschen, und sie würde ihn nie und nimmer als freundlich und gutmütig sehen können.
Sie hatten einen kleinen Teich mit japanischen Kois erreicht, der inmitten hoher Gräser und üppiger Sträucher lag.
Ein Wasserfall fiel über mehrere, terrassierte Steine. Das indirekte Licht beleuchtete die dicken Fische, während sie unter den wächsernen Blättern der Wasserlilien umherschwammen. Sie war sich wohl bewusst, dass er sie erst dann gehen lassen würde, wenn er zu Wort gekommen war. Also setzte sie sich auf eine der schmiedeeisernen Bänke, die mit rankenden Traubenblättern verziert waren.
Sie verschränkte ihre Hände im Schoß und versuchte, sich zu sammeln. »Was hatten Sie damit gemeint, als Sie mich fragten, was ich bereit sei zu opfern?«
Er setzte sich auf die ihr gegenüberliegende Bank und streckte die Beine aus. Das Licht des Teiches ließ seine Wangenknochen und die Augenbrauen stark hervortreten und ihn noch bedrohlicher aussehen, was sie wiederum entnervte. Seine Stimme dagegen war so sanft wie die Nacht. »Ich wollte nur wissen, wie sehr Sie sich wirklich der Vorstellung verpflichtet fühlen, Rosatech an diesem Ort zu belassen.«
»Ich habe mein ganzes Leben in dieser kleinen Stadt verbracht, und ich würde alles tun, um ihr Sterben zu verhindern. Aber ich bin lediglich Vorsitzende des Erziehungsausschusses und besitze innerhalb der Gemeinde keinen wirklichen Einfluss.«
»Ihr Einfluss in der Gemeinde interessiert mich nicht. Das ist es nicht, was ich von Ihnen möchte.«
»Was dann?«
»Vielleicht möchte ich das haben, was ich all diese Jahre über nicht bekommen konnte, als ich lediglich Trudy Sawyers uneheliches Kind war.«
Im Hintergrund hörte sie leise den Wasserfall plätschern, etwas weiter entfernt das Brummen der Luftkühlung. Diese friedlichen Geräusche ließen seine Worte umso gewichtiger erscheinen. »Ich verstehe nicht, wovon Sie sprechen.«
»Vielleicht möchte ich das hübscheste Mädchen von der Schule mein Eigen nennen.«
Schrecken erfasste sie, und die Nacht um sie
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