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Der ungeladene Gast

Der ungeladene Gast

Titel: Der ungeladene Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jones
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Smudge.
    »Ist schon gut. So etwas kommt vor.«
    Damit ergriff sie das Halfter des Ponys, während Smudge die Leine nahm, und gemeinsam führten sie Lady durch die Lücke.
    Das Kind sah sich mit großen Augen um. Die Mitglieder des Haushalts, mit Matsch verkrustet, sprachen ihr Mut zu. Die große Gruppe der Reisenden sah mit hohlen Augen, ohne zu atmen, zu ihr auf.
    Emerald erschien mit dem glänzenden, makellosen Levi in der offenen Tür, aber trotz seiner Liebe zu ihr scheute er vor der Menge der blassen Beobachter zurück. Er schien ihren Anblick überhaupt nicht zu mögen. Daher begnügte sie sich damit, dass nur sein Kopf, sein Hals und die Vorderhufe im Haus waren, und als er Lady hoch oben auf der Galerie sah, schien er die Situation zu erfassen, begrüßte das Pony mit einem Wiehern und blieb entschlossen in der offenen Tür stehen.
    Smudge sah mit leeren Augen auf alle hinab.
    »Vielleicht ist sie williger, wenn ich sie reite«, sagte sie mit kläglicher Stimme.
    »Vielleicht hast du recht«, antwortete Charlotte, und sie bückte sich, raffte ihren Rock und schlang einen Knoten hinein, damit sie auf der Treppe nicht darüber stolpern konnte. Lady stand stockstill, als Charlotte Smudge beim Aufsteigen half. Die Treppe, verborgen unter nassem Matsch, vollgehäuft mit Steinen, senkte sich steil nach unten.
    »Komm schon«, sagte eine leise, fast gehauchte Stimme von unten.
    Es war eine Ermutigung aus der Gruppe der Überlebenden.
    Andere griffen die geflüsterten Worte auf. »Komm schon, Kind. Komm schon.« Dann herrschte wieder Stille.
    »Bereit?«
    Smudge nickte. Zitternd, zögernd, berührte sie Lady mit ihren nackten Hacken. Lady tat einen Schritt auf die oberste Stufe, hob eins ihrer Hinterbeine an und bewegte es prüfend hin und her. Die Vorderbeine zitterten. Ein Huf trat vor. Das hintere Bein senkte sich, ein Gleiten, ein Stolpern – ein Ächzen aller Versammelten –, dann hatte das Pony sich wieder gefangen.
    Der erste halbe Schritt war getan, aber die Hinterbeine standen immer noch auf der Galerie, und die vorderen spreizten sich ungleichmäßig auf der Stufe.
    »Lehn dich nach hinten«, flüsterte Charlotte.
    Smudge lehnte sich nach hinten.
    »Komm schon, Lady, sei ein braves Mädchen«, sagte Charlotte. »Oberschenkel, Smudge. Tu so, als wäre es eine Böschung, wie bei einer Jagd.«
    Smudge presste gehorsam die Beine zusammen, obwohl ihre Schenkel vor Angst zitterten und keine Kraft hatten.
    Alle Augen auf der Galerie richteten sich auf die Hinterbeine des Ponys, alle hielten den Atem an und warteten gespannt, ob sie, sobald sie die Festigkeit der Galerie verließen, den Halt verlieren würden.
    Smudges Augen füllten sich mit Tränen. Sie biss die Zähne zusammen.
    Das Pony glitt noch einen Schritt mit einem Vorderbein nach unten, versuchte, den Moment hinauszuzögern, in dem alle vier Hufe auf dem Abhang standen. Doch nun hatte sie sich zu weit gestreckt und war gezwungen, mit den Hinterbeinen zu folgen. Mit winzigen, scharrenden, schlitternden Bewegungen zog sie die hinteren Hufe nach, bis das Holz an der Kante aufhörte und ein Huf nach unten kippte, hinein in den aufgehäuften, matschigen Hang.
    »Weiter«, sagte Charlotte.
    Unter ihnen hob Levi den Kopf und stieß ein tröstendes Schnauben aus. Emerald lehnte sich an seinen warmen Körper und umklammerte Ernests Hand in atemloser Spannung.
    Lady machte einen weiteren, langsamen Schritt nach unten. Ihre Hufe fanden Matsch, Steine, die Stufen. Schlitternd und ruckend, die Beine gespreizt, kam sie langsam voran. Ihre Hinterläufe zitterten. Sie warf den Kopf hoch, verdrehte die Augen, dass nur noch das Weiße zu sehen war. Smudge rutschte auf dem glatten Fell ein Stückchen nach vorn und lehnte sich noch weiter zurück, um die Balance zu halten. Ihre Finger krallten sich in die lange Mähne, die Knöchel weiß vor Anstrengung, während ihre Mutter eine Hand fest auf ihre Hüfte legte.
    Das Pony, dessen Hufe in Matsch, aufgehäuften Säcken und Steinen Halt fanden, wirkte nun zuversichtlicher und, falls man nach den Ohren urteilen konnte, fast sogar unbeschwert.
    »Braves Mädchen«, sagte Charlotte.
    Sie hatten die Hälfte der Treppe hinter sich.
    Sie stolperten.
    Eins der Hinterbeine rutschte seitlich weg. Lady geriet aus dem Gleichgewicht und setzte sich fast auf die Treppe, während das Kind zur Seite kippte und sich an der Schulter der Mutter festhielt.
    »Oh«, riefen die Beobachter von unten. »Oh«, riefen die Beobachter von oben, als

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