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Der ungezähmte Highlander

Der ungezähmte Highlander

Titel: Der ungezähmte Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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sagte ihm, dass er sie mit seinem steifen Bein nicht mühelos bewältigen konnte. Er warf Kester seine Krücke zu und machte sich vorsichtig an den Abstieg, wobei er jedes Mal vor Schmerz mit den Zähnen knirschte, wenn er sein krankes Bein belastete. Unten angekommen, lehnte er sich an die Leiter und verdrängte den Schmerz. Er hatte jetzt keine Zeit dafür. Laird Kinnairds Bemühungen, die Tür einzuschlagen, waren fast ohrenbetäubend laut geworden.
    »Wir sollten die Luke lieber verriegeln«, sagte Keira, als Liam endlich von der Leiter wegtrat. »Man kann sie von dieser Seite aus gut sichern. Das wird unsere Verfolger eine Weile aufhalten.«
    »Ich mache sie zu, wenn Ihr weg seid«, meinte Kester. »Und ich lege auch das Schafsfell wieder darauf.«
    »Nay, Kester, das ist zu gefährlich. Der Mann dort draußen scheint blind vor Wut zu sein. Du musst mitkommen. Vom Stall aus kannst du dann ins Kloster laufen.«
    »Selbst wenn er blind vor Wut ist, wird er mich nicht mit Sir Liam verwechseln, und sei es nur, weil ich braune Haare habe und keine roten. Geht nur, M’lady. Ich werde den Laird noch eine Weile aufhalten, dann habt Ihr eine größere Chance, unbemerkt zu entkommen.«
    »Junge, selbst dieser Narr wird irgendwann merken, dass es in der Kate zu still ist«, meinte Liam.
    »Ach, der Narr wird glauben, dass Ihr noch drinnen seid, Sir Liam«, erwiderte Kester und grinste.
    Keira war überzeugt, dass Liam den Novizen ebenso erstaunt anstarrte wie sie, konnte aber den Blick nicht von dem Jungen wenden, um das Liam gegenüber zu bekräftigen. Kester hatte genau wie Liam geklungen! Dass seine Stimme normalerweise in einem einzigen Satz mehrmals zwischen hoch und tief schwankte, machte diese Leistung umso verblüffender.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte sie schließlich.
    Kester zuckte mit den Schultern. »Einfach so. Ich kann alle Mönche nachmachen. Es ist ein kleines Spiel, mit dem ich mir manchmal die Zeit vertreibe.«
    »Spiel es weiter, Junge«, meinte Liam. »Dieses Talent könnte eines Tages sehr nützlich sein. Ich weiß nur nicht, ob es ratsam ist, es jetzt einzusetzen. Laird Kinnaird ist momentan völlig unberechenbar.«
    Kester runzelte die Stirn. »Ich stelle mich nicht neben die Tür, dann hat der Mann ein bisschen Zeit, sich umzuschauen und festzustellen, dass es nicht Ihr seid.«
    »Ja, tu das«, meinte Keira. »Und sobald die Tür aussieht, als würde sie bersten, schreist du, so laut du kannst, in deiner eigenen Stimme. Dann wird er bestimmt glauben, dass sich eine ganze Menge Leute in der Kate aufhalten.«
    »Aye, M’Lady, so mach ich’s«, stimmte Kester ihr zu.
    Keira sah dem Jungen nach, wie er die Leiter wieder hinaufstieg. Als die Falltür zuging, musste sie gegen die Angst ankämpfen, die plötzlich in ihr aufstieg. Sie hasste enge, dunkle Orte, sie erinnerten sie an ein Grab. Die Laterne, die sie mitgenommen hatten, richtete wenig gegen die Dunkelheit aus. Sie schüttelte den Kopf, als sie hörte, wie Kester mit Liams Stimme Laird Kinnaird ein paar unflätige Flüche entgegenschleuderte.
    »Die hat er bestimmt nicht im Kloster gelernt«, murrte sie.
    »Das kann man nie wissen. Kein Mönch ist im Kloster zur Welt gekommen«, entgegnete Liam.
    »Wenn Kester so weitermacht, wird Sir Kinnaird vor Wut schäumen, wenn er die Kate stürmt, weil er derart beleidigt wurde.«
    »Der Junge wird schon damit fertig werden. Er kann zwar kaum zehn Schritte gehen, ohne über seine Füße zu fallen, aber er ist ziemlich klug. Und jetzt sollten wir lieber los. Vielleicht kommt diesem brüllenden Laird demnächst in den Sinn, den Stall bewachen zu lassen.«
    Diese Sorge trieb Keira an. Sie versuchte, nicht an den engen Raum zu denken und auch nicht an den durchdringenden Geruch von feuchter Erde, sondern nur an die Öffnung am anderen Ende. Dort lag die Freiheit. Wenn sie dann doch auch von Liam frei wäre! Aber sie wusste, dass er noch eine Weile an ihrer Seite bleiben würde, und sie vermutete, dass er noch jahrelang in ihrem Herzen und ihrem Denken wohnen würde.
    Am Ende des Tunnels reichte Keira Liam die Laterne. Sie stieg die Leiter hinauf und stemmte die Luke nur so weit auf, dass sie sich im Stall umsehen konnte. Erleichtert stellte sie fest, dass von Laird Kinnairds Männern nichts zu sehen war und Kester die Stalltür fest verschlossen hatte, nachdem er an diesem Morgen die Tiere versorgt hatte. Die Belagerer der Kate würden also nichts von ihr und Liam mitbekommen. Eilig kletterte sie

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