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Der ungezähmte Highlander

Der ungezähmte Highlander

Titel: Der ungezähmte Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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aus dem unterirdischen Gang, setzte alles ab, was sie getragen hatte, und kniete sich neben die Öffnung, um Liams Bündel in Empfang zu nehmen.
    Liam schnaubte zornig, als ihm Keira bei der letzten Leitersprosse helfen musste. Obwohl er ihr für all ihre Hilfe dankbar war und wusste, dass sie ihm erneut das Leben gerettet hatte, hatte er seine körperlichen Beeinträchtigungen gründlich satt. Ein großer Teil seines Verdrusses lag aber auch darin begründet, dass sie wegen seines Ärgers aus dem behaglichen Cottage hatten fliehen müssen und er sich dabei auch noch auf einen Jungen und eine kleine, zierliche Lady hatte verlassen müssen. Sobald er im Stall war, nahm er sein Bündel und humpelte zu seinem Pferd, um es zu satteln. Immerhin das konnte er alleine, dachte er mürrisch.
    Während Keira ihre Grauschimmelstute im Verschlag neben Liams Pferd sattelte, sagte sie: »Hinten im Stall gibt es eine Tür. Draußen liegen etwa fünfzehn Fuß offenes Gelände vor uns bis zum Wald. Dort stehen die Bäume bald so dicht, dass sie uns Deckung geben.«
    »Vielleicht sollten wir die Pferde über das freie Gelände führen«, meinte Liam.
    Keira blickte auf sein rechtes Bein. Es war noch immer verbunden und geschient. Sein rechtes Hosenbein war bis übers Knie aufgeschlitzt, und über dem Verband und den Holzschienen trug er einen kuriosen Wildlederstiefel, den ihm einer der Mönche genäht hatte. Den Fuß des Stiefels hatte der Mönch ein wenig größer gemacht, falls das Bein anchwellen sollte, und der Schaft bestand aus zwei breiten Lederstreifen, vorn und hinten ans Bein belegt, verschnürt mit ungegerbten Lederbändern. Das Ganze machte es Liam kaum möglich, das Knie zu beugen.
    »Wenn man uns dabei entdeckt, müssen wir rasch in den Sattel springen, und ich fürchte, dass könnt Ihr nicht«, meinte sie.
    Liam blickte auf sein rechtes Bein und überlegte, wie er überhaupt in den Sattel kommen sollte. Im Stillen wiederholte er sämtliche Flüche, die ihm einfielen. Mittlerweile hatte er seinen Alltag nämlich ganz gut alleine meistern können, sodass er sich dem Trugschluss hingegeben hatte, er wäre wieder völlig selbstständig. Jetzt wusste er, dass er sich oder andere nicht vor erbosten Ehemännern schützen konnte und es nicht einmal schaffte, ohne Hilfe auf sein Pferd zu steigen. Vielleicht würde er Maude die Prügel verzeihen, die er ihretwegen eingesteckt hatte, aber diese scheinbar nicht enden wollende Hilflosigkeit, diese ständige Kränkung seines Stolzes würde er ihr wohl nie verzeihen.
    »Aye, Ihr habt recht«, erwiderte er zähneknirschend. »Es stimmt, ich brauche Eure Hilfe, um in den Sattel zu kommen.« Er führte sein Pferd aus seinem Verschlag und wartete auf ihren Beistand.
    Keira führte ihre Stute aus ihrem Verschlag, dann trat sie neben Liam, um ihm beim Aufsitzen zu helfen. Sie unterdrückte ihr Mitgefühl, indem sie sich an den Grund seiner Verletzungen erinnerte. Die Bestrafung war zu hart gewesen, aber ein Mann musste damit rechnen, dass er von einem Ehemann, dem er Hörner aufgesetzt hatte, Vergeltung zu erwarten hatte. Keira wusste, dass eine Menge ihres eigenen Zorns daher rührte, dass sie gekränkt war und sich gleichzeitig schrecklich töricht vorkam. Ein Blick in Lady Maudes umwerfend schönes Gesicht hatte sie grausam an ihre eigenen Mängel erinnert. Eine Weile hatte sie tatsächlich geglaubt, Liams hübsche Worte und sein süßes Lächeln wären nur für sie bestimmt und hätten etwas zu bedeuten. Doch nun musste sie sich der bitteren Wahrheit stellen: Ein Mann, der eine Frau wie Lady Maude gewinnen konnte, würde sich für eine Frau wie sie nie ernsthaft interessieren.
    Sobald Liam im Sattel saß, meinte sie. »Ich muss die Tür noch schließen. Reitet schon einmal vor. Wartet erst im Schutz der Bäume auf mich.«
    Liam zögerte kurz, dann nickte er. Er hatte befürchtet, dass ihn Keira jetzt verlassen und ihrer Wege gehen würde, doch ihren Worten entnahm er, dass sie einstweilen zusammenbleiben würden. Nachdem er es nicht einmal allein in den Sattel geschafft hatte, konnte er sich allerdings kaum vorstellen, ihr beim Kampf um Ardgleann tatkräftig zur Seite zu stehen. Aber zumindest könnte er die Männer zusammentrommeln, die sie brauchte, um Ardgleann zurückzuerobern.
    Er bückte sich, um durch die Tür zu gehen, die sie für ihn aufhielt, dann lenkte er sein Pferd Richtung Wald. Angespannt wartete er auf einen Schrei oder ein anderes Zeichen, dass man ihn entdeckt hatte.

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