Der ungezähmte Highlander
diese Arbeiten übernehmen wollte.
Auf dem Weg ins Kräuterhaus traf Keira die Männer, die die Murrays geschickt hatten. Sie standen bei ihren Brüdern. Da die meisten Cousins waren, schimpften sie sie erst einmal aus, dass sie ihnen so lange nicht gesagt hatte, wo sie gesteckt hatte und wie es ihr ergangen war.
Eine Weile ließ sie die Vorwürfe stumm über sich ergehen, denn schließlich hatte sie sie ja verdient, dann setzte sie ihren Weg fort. Ihre Brüder folgten ihr, wie sie zu ihrem Verdruss feststellte. Sie hatte nämlich das dumpfe Gefühl, dass sie mit ihr über Duncan reden wollten. Damit hatte sie zwar gerechnet, doch als die Tage verstrichen, ohne dass die Rede darauf gekommen war, hatte sie gehofft, die beiden würden nicht mehr darüber reden wollen. Doch offenbar hatten sie bislang nur überlegt, was sie sagen und wie sie es sagen sollten.
»Du hättest uns erzählen sollen, dass du Schwierigkeiten mit deinem Ehemann hast«, fing Lucas an.
Keira seufzte und prüfte, wie weit die von Fiona angesetzten Duftmischungen waren.
»Das waren meine Schwierigkeiten, und es war mein Ehemann. Ich fand es nicht richtig, deswegen zu Maman zu rennen, zumal ich ihn ja gewählt hatte.« Sie versuchte, möglichst abweisend zu blicken. »Und außerdem wollte ich nicht darüber reden.«
»Hättest du mit uns geredet, hättest du deinen Kopf vielleicht nicht mit so vielen dummen Gedanken vollgestopft.«
»Wenn ein Mann sich jedes Mal übergibt, wenn er dich berührt, kommst du schnell auf dumme Gedanken.«
Artan grunzte. »Wir hätten dir sagen können, dass es an ihm liegt und nicht an dir.«
»Und warum hätte ich auf euch hören sollen? Ihr seid meine Brüder. Ihr könnt doch gar nicht anders, als meine Partei zu ergreifen und ihm die Schuld zu geben.«
»In einem solchen Fall hätten wir dich nicht angeschwindelt. Mit dem Mann stimmte etwas nicht. Du bist zwar nicht so üppig gebaut, dass die Blicke der Männer sofort auf dich fliegen, aber an dir ist doch alles in Ordnung.«
»Und der Meinung ist dein neuer Ehemann offenkundig auch«, sagte Lucas.
Keira lehnte sich gegen den Arbeitstisch und verschränkte die Arme vor der Brust. »So ist es wohl, und vielleicht wird das auch den Schmerz lindern, den mir Duncan zugefügt hat. Ich weiß, ihr meint es gut, und ich freue mich, dass ihr euch um mich kümmert, aber ich muss allein darüber hinwegkommen. Ich bin drei Monate lang zurückgewiesen worden, und das war sehr schmerzhaft. Ich brauche einfach ein wenig Zeit, um es zu verwinden.«
Artan nickte. »Das kann ich mir gut vorstellen. Dein neuer Ehemann wird dir bestimmt dabei helfen. Liam ist ein trefflicher Bursche voller Leben.«
»Aye, voller Leben, das kann euch die Hälfte der Frauen in Schottland bestätigen.« Sie grinste, als ihre Brüder das Gesicht verzogen.
»Er war doch ein freier Mann.« Artan zuckte mit den Schultern. »Ein freier Mann nimmt sich, was er kann. Tut mir leid, Mädchen, aber nur sehr wenige Männer würden ein Angebot ausschlagen, nur weil sie sich für ihre Ehefrau aufsparen wollen.«
»Das weiß ich schon, und trotzdem seid ihr Heuchler, denn von euren Frauen erwartet ihr genau das.«
»Wir müssen jetzt gehen«, meinte Lucas und war schon auf dem Weg zur Tür. »Ich wette, jetzt kommt gleich ein Vortrag gespickt mit Klagen über die Männer.«
Artan zwinkerte ihr zu und drehte sich um, um Lucas zu folgen. Doch sein Bruder war an der offenen Tür stehen geblieben. »Streiten sich unsere Cousins etwa schon wieder mit den MacFingals?«
»Nay«, erwiderte Lucas. »Sie bringen zwei Neuankömmlinge her – einen jungen Mann in Kutte, der aussieht, als ob er zu viel gefastet hat, und einen großen Mann, der ständig zwinkert.«
Keira trat an die Tür, auch wenn es ihr unwahrscheinlich vorkam, dass der Mönch der war, an den sie plötzlich denken musste. »Hat der Mönch hellbraunes Haar? Habt ihr ihn stolpern sehen?«
»Dreimal«, erwiderte Lucas. »Der große Mann scheint ihn jedoch gut festzuhalten. Er hält ihn einfach hoch, bis er seine Füße wieder am richtigen Platz hat.«
Keira drängte sich an ihren Brüdern vorbei und trat vor die Tür, in dem Moment als ihre Cousins mit dem Mönch und dem großen Mann ankamen. Sie blinzelte und konnte ihren Augen kaum trauen: Es war tatsächlich Kester. Doch den großen Mann neben ihm hatte sie im Kloster nie gesehen. Es war nicht klar, ob er Kester unterstützte oder Kester ihn. Denn obwohl Kester nun aufrecht und still stand,
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