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Der ungezähmte Highlander

Der ungezähmte Highlander

Titel: Der ungezähmte Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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er ihn bestimmt als Bedrohung. Und mit Bedrohungen machte er kurzen Prozess. Um das zu wissen, hätte sie eigentlich gar keine derart grausigen Beweise sehen müssen. Ihre Versuche, Liam zu beruhigen, dienten nicht nur dazu, seine durchaus verständlichen Sorgen zu beschwichtigen, sondern auch dazu, sich selbst zu beruhigen.
    Sie schlich zu einer kleinen Tür, die hinter einem grob gemauerten Schornstein und dichtem Efeu gut verborgen lag. Leise betend, dass sie sich und Liam nicht in den Tod führte, klopfte sie an, wobei sie ein Klopfzeichen benutzte, das Malcolm ihr beigebracht hatte. Malcolm war nicht so zuversichtlich wie Duncan und hatte sie gleich nach ihrer Ankunft auf Ardgleann zur Seite genommen und ihr diesen versteckten Eingang gezeigt. Malcolm hatte ihr geholfen, als sie vor Rauf geflohen war, und sie hoffte inständig, dass er ihr auch jetzt helfen würde.
    Als die Tür langsam aufging, spürte Keira, wie Liam sich an sie drängte. Sie brauchte nicht nach hinten zu blicken, um zu wissen, dass er sein Schwert gezogen hatte. Er nahm es sehr ernst mit seiner Pflicht, sie zu beschützen – darüber sollte sie sich eigentlich freuen. Sie nahm die Umrisse eines Mannes wahr, der die Tür nur einen Spaltbreit geöffnet hatte und zu ihnen spähte.
    »Malcolm?«, flüsterte sie. Sie war sich nicht sicher, ob es sich bei diesem zaghaften Mann tatsächlich um ihren Freund handelte.
    »Herrin? Seid Ihr es wirklich? Heilige Jungfrau Maria, wir dachten alle, Ihr wäret tot!« Er wollte gerade die Tür aufreißen, als er den Mann hinter ihr gewahrte. »Wen habt Ihr dabei?«
    Der zornige Argwohn in Malcolms Stimme schmerzte ein wenig, doch Keira ignorierte es. Sie hatte diese Menschen monatelang Raufs Gewalt überlassen und kein einziges Mal versucht, sie zu benachrichtigen, dass sie am Leben war. Malcolm kannte sie nicht so gut, um zu wissen, dass sie ihn und die übrigen Menschen von Ardgleann nie hintergehen würde.
    »Mein neuer Ehemann …«, fing sie an.
    »Ihr habt wieder geheiratet?«
    »Es kam etwas – etwas unerwartet.«
    Liam trat ein wenig vor. »Das Licht aus Eurer Tür und das Geflüster könnten unerwünschte Aufmerksamkeit erregen. Am besten reden wir drinnen weiter.«
    »Natürlich. Ich bin nur so verdutzt, dass ich kaum klar denken kann«, erwiderte Malcolm. »Tretet ein.«
    Liam schob Keira hinein und sah sich sorgfältig in dem spärlich erleuchteten Raum um, der offenbar eine Werkstatt war. Als Malcolm eine weitere Kerze entzündete, konnte Liam erkennen, dass die Formen, die er wahrgenommen hatte, wunderbare Schnitzereien und geprägte Metallgegenstände waren. Einige sahen aus, als wären sie aus Silber, und die hölzernen Pokale waren so wundervoll gearbeitet, dass kein Mann sich schämen musste, sie auf seine Tafel zu stellen.
    Er blieb stumm, als der Mann sie in einen kleineren Raum führte und ihnen bedeutete, auf den Bänken am Tisch Platz zu nehmen. Liam setzte sich neben Keira und beobachtete Malcolm, der drei Pokale und einen Krug holte. Der Griff seiner Rechten, mit der er den Krug hielt, wirkte etwas ungeschickt. Als Malcolm den Krug auf den Tisch stellte, bemerkte Liam bestürzt, dass die Hand des Mannes völlig verkrüppelt war.
    »Oh, mein Gott!«, rief Keira. »Was ist mit deiner Hand passiert, Malcolm?« Sie griff nach der Hand, die Malcolm auf den Tisch gelegt hatte, doch er erlaubte ihr nur eine flüchtige Berührung. Sie bemerkte jedoch sofort, dass die Knochen an mehreren Stellen gebrochen und die Brüche nur schlecht ausgeheilt waren. Wahrscheinlich bereitete ihm das ständige Schmerzen.
    »Das war Rauf Moubray«, erwiderte Malcolm und schenkte ihnen Ale ein.
    »Weiß er, wer du bist?«
    »Nay, wahrscheinlich nicht, sonst wäre ich tot. Er hat das nur getan, weil ich verhindern wollte, dass er meine Frau verschleppte.«
    »Nay, nicht Joan!«
    »Aye, meine Joan. Sie ist jetzt im Keep. Sie haben viele Frauen dorthin verschleppt, sogar die kleine Meggie, die Tochter des Böttchers, mit ihren knapp dreizehn Jahren.«
    Keira schlug die Hände vors Gesicht. Ihre Feigheit war den Menschen vor Ardgleann noch teurer zu stehen gekommen, als sie es sich gedacht hatte. Sie spürte, wie Liam ihr sanft den Rücken streichelte, zog jedoch kaum Trost daraus. Mit Mühe die Tränen zurückhaltend, sah sie Malcolm an.
    »Es tut mir so leid. Ich hätte früher zurückkommen müssen.«
    »Wozu? Um zu sterben? Um von diesen Bestien geschändet zu werden? Bei unserer letzten Begegnung wart Ihr

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