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Der ungezähmte Highlander

Der ungezähmte Highlander

Titel: Der ungezähmte Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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sehen konnte. Mit tiefer Sorge beobachtete er sie, wie sie stumm dasaß und leise zitterte, als er ihr Gesicht mit Wasser aus ihrem Weinschlauch abwusch. Dann riet er ihr, sich den Mund mit etwas Wein aus seinem Weinschlauch zu spülen. Er war froh, dass er an diese Dinge gedacht hatte, denn obwohl ihr Weg nicht lang war, stellte Liam sich immer auf das Schlimmste ein. Er bezweifelte noch immer, dass es ungefährlich sein sollte, Malcolm aufzusuchen. Deshalb hatte er darauf vorbereitet sein wollen, dass sie womöglich um ihr Leben rennen mussten, und dazu hätten sie die Richtung von ihrem Lager und ihren Verwandten weg einschlagen müssen.
    Er setzte sich neben sie, legte den Arm um ihre Schulter und drückte sie an sich. »Ich wollte nicht, dass du das siehst.«
    Keira atmete tief durch, dann meinte sie: »Deshalb also haben Ewan und meine Brüder bei ihrer Rückkehr von eurem Erkundungsgang so grimmig ausgesehen, stimmt’s?« Er nickte, wobei seine Wange ihr Haar streifte. »Warum tut jemand so etwas?«
    »Um die noch Lebenden in Angst und Schrecken zu versetzen.«
    »Glaubst du deshalb, dass Malcolm tot ist? Glaubst du, dass er dort oben hängt?«
    »Ich glaube, die dort oben haben versucht, ihren Laird und ihr Heim zu verteidigen.«
    »Hat keiner von Ardgleanns Leuten überlebt?«
    »Nur wenige. Sir Ian hat gemeint, ein paar hätten sich auf sein Land gerettet – ein paar Krieger, die jetzt mit ihm mitkommen, und ein paar von denen, die auf der Burg gewohnt und gearbeitet hatten. Von ihnen wissen wir auch, dass alle Schlupflöcher verschlossen sind. Vier Männer haben versucht, sich durch eines zu retten, doch Rauf hatte dort Wächter aufgestellt. Nur zwei sind entkommen, um ihr Glück bei einem anderen Geheimgang zu versuchen. Ein Mädchen hat sich fast drei Tage lang in einem der Gänge versteckt, bis es ihr gelungen war, sich hinauszuschleichen. Sie hat Sir Ian und anderen berichtet, dass Rauf befohlen hatte, alle zu versperren.«
    Keira warf einen Blick in Richtung Keep und wusste, dass sie der schauerliche Anblick den Rest ihres Lebens begleiten würde. Einen Moment lang wollte sie kehrtmachen, weggehen, egal wohin, und nie mehr zurückkehren. Doch diesen feigen Gedanken schüttelte sie rasch ab. Duncan hatte sie im Stich gelassen, doch sie würde ihn nicht im Stich lassen, und auch nicht die Menschen, die nun unter der Herrschaft dieses Untiers, das sich Rauf Moubray nannte, lebten. Sie musste sich jetzt zwar auf viele Männer verlassen, um Ardgleann von Rauf zu befreien, doch danach würde sie dafür sorgen, dass alles wieder so wurde wie früher. Wahrscheinlich würde es dort dann noch immer Gespenster geben, aber sie musste eben lernen, mit ihnen zu leben.
    »Wir werden ihn töten«, sagte sie, als sie aufstand und sich die Röcke glatt strich.
    »Aye, Liebes«, erwiderte Liam. »Wir werden ihn töten.«
    »Gut. Und jetzt reden wir mit Malcolm.« Sie machte sich wieder auf den Weg und überhörte Liams leise gemurrten Einwände.

15
    Glaubst du wirklich, der Mann ist noch da und bereit, uns zu helfen?«
    Liam, der hinter Keira schlich, tat, als hörte er ihr Seufzen nicht. Auch wenn er wusste, dass er sich wiederholte, konnte er sein wachsendes Unbehagen nicht abschütteln. Eine kleine Stimme in seinem Kopf mahnte ihn unablässig, dass sie diese Leute nicht sehr lange gekannt hatte und dass diese nun seit Monaten unter Raufs grausamer Herrschaft lebten. Sie setzte ihr Leben aufs Spiel wegen etwas, was kaum mehr hatte sein können als eine kurze Bekanntschaft mit diesem Mann. Auch das Dorf vermittelte ihm kein gutes Gefühl. Lucas hatte recht – es war hier viel zu ruhig. Obwohl es schon recht spät war, hätte es nicht so ruhig und dunkel sein dürfen. Abgesehen von der Angst um ihr Leben fürchtete er, dass sie Schuldgefühle überwältigen würden, die er ihr nie würde ausreden können, wenn sie weitere Zeichen von Raufs Grausamkeit zu sehen bekäme.
    »Wenn er noch am Leben ist, wird er noch da sein«, flüsterte sie zurück. »Und er wird uns bestimmt helfen.«
    Keira verstand Liams Sorgen, denn ihr ging es genauso. Diese Menschen hatten monatelang unter der Herrschaft eines Mannes leiden müssen, der noch grausamer war, als sie es sich vorgestellt hatte. Niemand konnte sagen, wie eingeschüchtert sie nun waren. Sie war sich auch gar nicht sicher, ob Malcolm noch am Leben war; der Mann würde sich nicht kampflos ergeben, und wenn Rauf von seiner wahren Herkunft Wind bekommen hatte, betrachtete

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